Norbert Röttgen: Umfragewerte müssen Union in Alarmstimmung versetzen
Der stellvertretende CDU-Chef Norbert Röttgen fordert einen Neustart im Umgang mit der Pandemie. Man habe zuletzt massiv an Vertrauen verloren.
Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Norbert Röttgen sieht den Absturz der Union in den Umfragen als Alarm für seine Partei und fordert einen Neustart im Umgang mit der Corona-Pandemie. „Schon die Landtagswahlen waren ein Weckruf, aber jetzt herrscht wirklich Alarm“, sagte der CDU-Außenpolitiker der unserer Redaktion. „Wir sind in den Umfragen um fünf Prozent gefallen. Diese Situation ist durch einen massiven Verlust von Vertrauen eingetreten.“ Nun müsse sich die gesamte Partei gemeinsam mit dem Vorsitzenden Armin Laschet mit der Krise umgehen.
„Das ist nicht das alleinige Problem des Vorsitzenden, sondern eine Aufgabe für die gesamte CDU“, betonte Röttgen. „Es geht jetzt darum, diese Situation ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl in ihrem ganzen Ernst anzunehmen und darauf Antworten zu finden. Aber die Zeit dafür wird knapp.“
Röttgen warnt vor Zeitdruck in der Kanzlerkandidatenfrage
Nötig sei vor allem ein ehrliche Umgang mit den Problemen in der Pandemie: „Mit dem Eingeständnis eines Fehlers und der persönlichen Entschuldigung der Kanzlerin ist der erste Schritt zur Rückgewinnung verloren gegangenen Vertrauens gemacht“, sagte Röttgen. „Das ist jetzt eine Chance für einen Neustart auf der Basis rationalen Handels und klarer Kommunikation“, betonte der CDU-Vizevorsitzende. „Ohne das Vertrauen der Bevölkerung ist die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen“, fügte er hinzu. „Die CDU hat als Regierungspartei erheblich an Rückhalt eingebüßt. Das ist der Befund, von dem aus wir die notwendige Veränderung angehen müssen.“
Röttgen warnte jedoch vor neuem Zeitdruck in der Frage der Kanzlerkandidatur in der Union: „Was die Kanzlerkandidatur angeht, sollten wir nichts überstürzen. Mit Aktionismus gewinnen wir kein Vertrauen wieder.“ Dass es mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder einen möglichen Bewerber gebe, sei kein Problem für die CDU: „Ich finde, wir sollten uns als CDU darüber freuen, dass der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident in den Umfragen gut dasteht“, sagte Röttgen. „Für mich war immer klar, dass es um die Bestaufstellung für die Union geht, mit der wir im Herbst die größte Aussicht auf Erfolg haben. Daran sollten sich beide Parteivorsitzenden orientieren und einen Vorschlag machen.“
Die momentane Krise der Union sei für ihn keinerlei Trost, dass er Wahl um den Parteivorsitz verloren habe: „Ich wäre gerne Parteivorsitzender geworden und bin auch jetzt nicht froh, es nicht geworden zu sein“, sagte Röttgen.
Lesen Sie auch das Interview mit Norbert Röttgen.
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