Carola Rackete auf neuem Kurs: Kapitänin kämpft fürs Klima
Bekannt geworden ist Carola Rackete als Kapitänin der "Sea Watch 3". Nun will sie öffentlichkeitswirksam die Klimakrise bekämpfen. Davon handelt ihr Buch "Handeln statt Hoffen".
Bekannt geworden ist sie als jene Kapitänin, die das Rettungsschiff „Sea Watch 3“ trotz des Verbots der italienischen Behörden mit mehr als 50 Flüchtlingen an Bord in den Hafen von Lampedusa steuerte. Jetzt will Carola Rackete ihre Popularität nutzen, um öffentlichkeitswirksam gegen die Klimakrise zu kämpfen. Die ist für sie die größte aller Fluchtursachen. So nutzt sie die Präsentation ihres Buches „Handeln statt Hoffen“ am Mittwoch in Berlin zu einem dramatischen Appell zur Rettung des Planeten.
„Wir sind mit ziemlicher Sicherheit die letzte Generation, die noch etwas verändern kann“, sagt sie. Werde die Erderwärmung jetzt nicht entschlossen bekämpft, komme es zum „gesellschaftlichen Kollaps“. Viele Millionen Menschen würden vor zunehmenden Dürren und Naturkatastrophen fliehen. Bürgerkriege, Konflikte um Wasser und Vertreibungen von Menschen seien die Folge, warnt sie. Die Länder, die in der Geschichte die größten Mengen an Klimagase ausgestoßen hätten, müssten auch am meisten Klimaflüchtlinge aufnehmen. Dazu zähle Deutschland.
Carola Rackete warnt: "In der Arktis schmelzen die Gletscher"
Rackete kommt im blauen T-Shirt zum Pressetermin, obwohl das Thermometer draußen einen Wert um den Gefrierpunkt anzeigt. Kälte ist die 31-Jährige, die mit der imposanten Dreadlock-Frisur noch immer wie eine Studentin wirkt, gewohnt. Sie beschreibt, wie ihr bei ihrer Arbeit auf Forschungsschiffen an Nord- und Südpol die Augen aufgegangen seien: „In der Arktis gibt es so wenig Eis wie nie, in der Antarktis schmelzen die Gletscher.“ Die Menschheit stecke in einer „existenziellen Krise“, doch politisch geschehe zu wenig, um die Erderwärmung aufzuhalten.
Über ihre Mission mit der „Sea Watch 3“, die Verzweiflung an Bord, ihre Entscheidung, das Verbot der italienischen Regierung zu ignorieren und trotzdem in Lampedusa anzulegen, spricht sie nur knapp. Carola Rackete sieht sich mehr als Umweltschützerin denn als Seenotretterin. Sie hat Nautik und Umweltmanagement studiert und Schiffe auf Polarexpeditionen gesteuert. Zur Seenotrettung kam sie als Ehrenamtliche, „weil eben Menschen mit nautischen Zertifikaten auf dem Mittelmeer gebraucht werden“. Dass ihre 21-tägige Hängepartie auf hoher See, ihre anschließende Festnahme, für weltweite Aufmerksamkeit sorgten, nimmt die gebürtige Niedersächsin nur zu gern in Kauf: „Ich widme mich jetzt Themen, über die ich mehr sagen kann.“ Zuletzt tat sie das mehrfach als Rednerin auf Demonstrationen der Schüler von „Fridays for Future“.
Carola Rackete engagiert sich zudem für die Bewegung „Extinction Rebellion“, deren Aktionen durchaus umstritten sind. Kürzlich etwa blockierten Aktivisten auch die Londoner U-Bahn. Eine Aktion, die Rackete nach eigenen Angaben nicht gelungen fand, von der sie sich aber auch nicht distanziert. Die gute Sache müsse sich manchmal auch mit ungewöhnlichen Mitteln Aufmerksamkeit verschaffen. Das Problem, sagt sie, sei nicht ziviler Ungehorsam. Sondern „ziviler Gehorsam“.
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