Christian Wulff wehrt sich
Der frühere Präsident sieht sich als Opfer einer Denunziation. Den Vorwurf, er sei bestechlich gewesen, streitet er entschieden ab.
Christian Wulff hat lange geschwiegen – nun wehrt er sich umso heftiger gegen die Behauptung, er sei bestechlich. Nach einem Bericht der Bild am Sonntag, bestreitet der frühere Bundespräsident in einer 65 Seiten langen Stellungnahme für das Landgericht Hannover nicht nur alle Korruptionsvorwürfe, sondern greift seinerseits die ermittelnden Staatsanwälte scharf an. Sie hätten ihn mit einem "denunziatorischen Angriff" zum Lügner erniedrigt.
Noch hat das Gericht nicht entschieden, ob es überhaupt ein Verfahren gegen Wulff eröffnet, der sich als Gegenleistung für eine Einladung des Filmemachers David Groenewold zum Oktoberfest 2008 für ein Filmprojekt seines Freundes bei Siemens-Chef Peter Löscher eingesetzt haben soll. Nach Darstellung seines Anwalts hat Wulff erst im Januar 2012 erfahren, dass Groenewold damals einen Teil der Hotelrechnung übernommen hatte. Überdies habe er dadurch keinen Vorteil gehabt, zitiert die Bild am Sonntag aus dem Schriftsatz. Die Kosten hätte sonst die niedersächsische Staatskasse übernommen.
Wullf will sich "vollständig rehabilitieren"
Formell betrachtet geht es um bescheidene 760 Euro – für Wulff dagegen geht es nicht nur um seine Reputation, sondern auch um deutlich höhere Summen. Das „Angebot“ der Justiz, das Verfahren gegen eine Art Geldbuße von 20.000 Euro einzustellen, hat er im April abgelehnt. Sein Ziel sei es, sich „vollständig zu rehabilitieren und zu entlasten“, hatte er damals mitteilen lassen. Als gelernter Anwalt weiß Wulf aber auch: Wenn er freigesprochen wird, weil die Beweislage zu dünn ist, müsste die Staatskasse die Kosten des Verfahrens und auch die Honorare seiner Anwälte übernehmen.
Nach bislang nicht bestätigten Berichten hat er mit der renommierten Kanzlei Redeker, Sellner, Dahs ein Tageshonorar von 4.000 Euro vereinbart. In den turbulenten Wochen vor Wulffs Rücktritt war sie alleine mehrere Tage damit beschäftigt, Anfragen von Medien zu beantworten und Journalisten in den Kreditvertrag mit der Frau eines befreundeten Unternehmers, in Überweisungsbelege und Grundbuchauszüge für sein Haus blicken zu lassen.
Wullf: mit einstweiliger Verfügung gegen die Bunte vorgegangen
Mit einer einstweiligen Verfügung ist Wulff auch gegen die Zeitschrift Bunte vorgegangen, die großflächig über eine angebliche neue Liebschaft des 54-jährigen spekuliert hatte. Öffentlich tritt der frühere Präsident nur noch selten auf. Zuletzt hielt er eine Rede bei den Deutsch-Japanischen Gesellschaften und besuchte mit seiner inzwischen von ihm getrennt lebenden Frau Bettina ein Konzert.
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