Pater Anselm Grün fordert Ausnahmen für Gottesdienste in Corona-Zeiten
Exklusiv Priester sollten die Eucharistiefeier trotz Corona-Pandemie nicht ganz allein halten müssen, fordert Pater Anselm Grün. „Drei, vier Leute sollten in der Kirche sein."
Der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün fordert begrenzte Ausnahmen von strengen Versammlungsverboten für im Internet übertragene Gottesdienste. „Drei, vier Leute sollten in der Kirche sein – als Stellvertretung für das Volk Gottes“, sagte der 75-Jährige gegenüber unserer Redaktion. Zwar komme bei den im Netz übertragenen Gottesdiensten virtuell eine Gemeinschaft zusammen. „Es wäre dennoch gut, wenn der Priester die Eucharistiefeier nicht ganz allein hält“, betonte Grün.
Online-Gottesdienste sind ein Erfolg
Die Online-Gottesdienste hätten zwar eine künstliche Atmosphäre, seien aber ein Erfolg. „Teilweise schauen mehr Menschen die Streams, als es sonst Gottesdienstbesucher gibt“, betonte Grün. „Insofern ist das eine Chance, Menschen zu erreichen, die normalerweise nicht in die Kirche kommen.“ Es würde ihn jedoch schmerzen, wenn an Ostern die Festgottesdienste nicht in gewohnter Form stattfinden könnten: „Ostern, das Fest der Auferstehung Jesus Christus’, kann man nicht gut allein feiern“, betonte er. „Aber Ostern fällt selbstverständlich nicht aus, wie das mancher bereits formuliert hat.“
Der Benediktinerpater, der mit mehr als 300 Büchern in einer geschätzten Auflage von 20 Millionen als der meistgelesene christliche Autor im deutschsprachigen Raum gilt, hat bereits ein kleines Buch über die Coronavirus- Krise fertig: „Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung" erschien bereits als E-Book und soll kommende Woche auch in gedruckter Form in den Handel kommen.
Anselm Grün: Menschen, die allein leben, sollten ihren Tag strukturieren
Sein Verlag habe ihn gefragt, ob er aus seinen Tipps und ähnlichen Erfahrungen aus dem Mönchsleben auf Facebook ein Buch machen wolle: „Ich habe erst geantwortet: Mir fällt für ein ganzes Buch dazu jetzt nichts ein.“ Doch dann seien binnen einer Woche knapp hundert Seiten daraus geworden. „In der Zelle zu bleiben, sich selber auszuhalten, das gehört allerdings wesentlich zum Mönchstum“, erklärte Grün. „Es heißt: Bleibe in deiner Zelle, die Zelle wird dich alles lehren.“ Dies sei allerdings auch in Gemeinschaft nicht einfach, deshalb brauche es immer Rückzugsmöglichkeiten. „In der Familie ist es wichtig, eine Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden, um Streitigkeiten zu verhindern“, betonte er.
„Die Familienmitglieder sollten gemeinsam darüber nachdenken: Wie schaffen wir für jeden Rückzugsräume? Mal alleine, nicht im Familienverband, spazieren gehen – das wäre eine Möglichkeit.“ Für Menschen die die allein leben, sei es besonders wichtig, ihren Tag zu strukturieren: „ Welche Rituale habe ich? Wann kann und will ich etwas Bestimmtes tun?“, rät Grün. „Denn Alleinsein kann traurig machen. Vielleicht hilft der Gedanke, sich eins zu fühlen mit allen Menschen, die nun auch die Corona-Krise zu bewältigen haben.“ Er lebe seit 55 Jahren in der Kloster-Gemeinschaft. „Ich kann in ihr nur gut leben, wenn ich Rückzugsorte habe. Mir wird es manchmal zu viel mit den Gesprächen.“
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Sehr gute Idee, jemand zu Wort kommen zu lassen, der Erfahrung im Bereich Einschränkung und Askese hat, was und zur Zeit ja alle beschäftigt und worin wir zum Teil auch Dinge lernen können...
Ich finde die Beiträge von Anselm Grün oft inspirierend!
wer in den frühen 60 Jahren das Internat des Klosters Münsterschwarzach genossen hat der weiß von was geredet wird bei diesen komischen Mönchen ! es gibt aber auch sehr gute Benediktiner , wie zum beispiel den von mir wegen seiner großen Menschlichkeit verehrten Anselm Wolf , aber der Herr Grün gehört nicht dazu !!