So dramatisch ist die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland
"Sehr besorgniserregend": Experten sind alarmiert über die aktuelle Auslastung auf Deutschlands Intensivstationen. In Bayern ist die Lage sehr ernst.
"Die Corona-Lage ist sehr besorgniserregend", sagt Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und Klinikdirektor der Uniklinik Aachen. In einer Pressekonferenz informierten Experten aus verschiedenen Bereichen am Montagmittag über die Lage auf Deutschlands Intensivstationen.
Es liegen aktuell 3657 Patienten mit Covid-19 auf Intensivstationen in Deutschland. 51 Prozent davon werden invasiv beatmet, wie Marx mitteilt. Diese Entwicklung sei identisch zu der im Herbst vergangenen Jahres. Dazu komme jedoch, dass etwa 4000 Betten weniger zur Verfügung stehen. Der Grund dafür sei, dass viele Intensivpflegerinnen und -pfleger wegen der hohen Belastung ihre Arbeitszeit reduziert oder gar gekündigt hätten.
Überlastung auf Bayerns Intensivstationen, Kliniken schränken Betrieb ein
In Bayern, wo die Inzidenz hoch und die Impfquote niedrig ist, seien die Intensivstationen bereits akut überlastet. Wie Intensivmediziner Marx mitteilt, gebe es bereits in weiten Teilen Deutschlands Priorisierungen der Behandlungen. Daraus folgt: Planbare Operationen müssen aufgeschoben werden. Das sei nötig, damit jeder Notfall versorgt werden könne, so Marx.
Christian Karagiannidis, der in Köln das Zentrum für Beatmung leitet, berichtet in der Pressekonferenz, dass in Bayern das Allzeithoch bereits überschritten wurde und die Corona-Fälle weiter ansteigen. Die Kliniken melden zunehmend Betriebseinschränkungen – sie können also keine Intensivpatienten mehr aufnehmen. Die unterschiedlichen Werte der Bundesländer sind "eng verknüpft mit der Erstimpfquote", so Karagiannidis.
Andreas Schuppert von DIVI kalkuliert für Bayern Inzidenzen zwischen 400 und 900. Seine Zahlen zeigen: Da Covid-Patienten auf Intensivstationen ein Bett etwa 15 bis 20 Tage belegen, laufen die Stationen voll, auch wenn das ungebremste Infektionsgeschehen gestoppt wird. Es sei höchste Zeit, die Infektionsdynamik zu stoppen, sagt Schuppert.
DIVI-Präsident appelliert an Bürger: Bei Stopp der Infektionsdynamik helfen
Daher appelliert auch DIVI-Präsident Gernot Marx an die Bürger: "Wir, die Intensiv- und Notfallkräfte, brauchen Unterstützung." Jeder Bürger könne helfen, indem er die AHA-Regeln einhalte, Kontakte reduziere und sich regelmäßig testen lasse – das gelte auch für Geimpfte. Dazu sei es wichtig, dass sich mehr Menschen impfen lassen.
Steffen Weber-Carstens von der Charité Berlin verdeutlicht die Relevanz der Impfung. Die jüngeren Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen seien überwiegend ungeimpft. Er beobachte aktuell auch mehr schwangere Patientinnen. Patienten mit Impfdurchbrüchen, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen, seien älter und hätten Vorerkrankungen. Etwa 65 Prozent der Intensivpatienten seien über 60 Jahre alt. Vollständig geimpfte Personen ohne zusätzliche Erkrankungen seien gut geschützt.
Die Diskussion ist geschlossen.
Mir fehlt hier in aller Deutlichkeit der Appell an die Regierung, endlich was gegen den Pflegenotstand zu unternehmen.
Hier ist in den letzten Jahren nichts signifikantes passiert, ganz im Gegenteil, weitere 4000 Betten können nicht bedient werden.
Was ist mit den ganzen Corona-Intensiv-Zentren, welche gebaut wurden?
Es ist erschreckend, dass von einer dramatischen Notlage gesprochen wird, wenn 3650 Patienten auf der Intensivstation liegen,
bei mehr als 83Mio. Einwohnern! Das Gesundheitssystem wird kaputtgespart und privatisiert.
Und wenn es zusammenbricht ist der Patient schuld, Respekt.
Aber jetzt machen wir erstmal Klima. Prima!
Das es in Deutschland nicht ideal ist stimmt schon. Zum Wegfall von Personal ist zu sagen, dass es mit Geld allein defintv nicht getan ist. Es geht auch um die teilweise enorme Belastung.
Aber im Internationalen Vergleich ist Deutschland trotzdem gut aufgestellt.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111624/Intensivbetten-Deutschland-mit-hoher-Versorgungsdichte-im-internationalen-Vergleich
Das das Gesundheitssystem zusammenbricht, liegt nicht nur an der Politik. Sondern auch am Verhalten der Patienten.
Wenn man in einer Pandemie bei steigenden Zahlen weiter ins Stadion (egal ob geimpft oder ungeimpft) geht, sich nicht impfen läßt, der hat eben die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Da ist nichts mit Eigenverantwortung zu sehen sodnern mit nur Vollkaskomentalität.
Mit den 3650 Patienten meinen Sie vermutlich nur die Covid Patienten. Das ist eine Zahl. Aber diese machen dem Pflegepersonal Arbeit wie 10.000 "Normale" Intensivpatienten.
Zum Thema Klima. Durch den Klimawandel ist mit einem nicht unerheblichen Artensterben zu rechnen. Weniger Arten bedeuten mehr Spünge von Viren zwischen verschiedenen Arten. Auch auf den Menschen.
Abgesehen davon, dürften die Folgen des Klimawandels Covid geradezu lächerlich erscheinen lassen. Allein in Deutshcland würden durch den Anstieg des Meeresspiegels Millionen ihre Heimat verlieren.
Nicht vortsellbar .... hat sich jemand 2018 eine Maskenpflicht im Discounter, Bahn und 2 und 3 G-Regelungen vorstellen können? Gekommen sind sie trotzdem.
Auch sicher richtig.
Aber was hat das Klima mit den Versäumnissen in der Medizinversorgung zu tun?
Hat die unionsgeführte Regierung nicht in beiden versagt?
@Harald V.
Wobei man sich nach den bald 2 Pandemiejahren fragen darf, ob die Anzahl der Intensivbetten in der Vergangenheit korrekt erfasst wurde oder ob man da, wegen eventueller Zuschüsse, die Zahl überhöht darstellte.
https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-94930#
Dies ist auch im Zusammenhang zu sehen, dass die Hospitalisierungsrate bzw. der Anteil der Intensivpatienten an den Hospitalisierungen in Deutschland im Vergleich zu den Nachbarländer während der Pandemie immer höher war (siehe Schrappe et al.)
@Lothar B.
Sicherlich waren früher viele Intensivbetten eher auf dem Papier. Thema Wirtschaftlichkeit.
Richtig ist auch, dass in der Pflege vieles kaputt gespart wurde. Hat nur niemand interessiert. Niedrigere Beiträge waren den meisten viel wichtiger.
Deutschland hat trotzdem Covid19 besser bewältigen können wie andere europäische Länder. Leider auf Kosten des Personals. Wir alle müssen uns fragen - auch nach Covid - wieviel ist uns unser Gesundheitssystem wert. Irgendwie muss das auch finanziert werden. Und mit dem Streichen von ein paar Krankenkassenposten kann man das definitiv nicht finanzieren.
Nur jetzt der Politik die alleinige Schuld zu geben, ist meiner Ansicht falsch. Kein Gesundheitssystem der Welt kann sowas auffangen. Es ist auch das Verhalten vieler. Volle Stadien? Muss das sein?
Bin persönlich doppelt geimpft. Vermeide trotzdem gerade jetzt Menschenaufläufe. Auch wenn ich gerne wieder ins Stadion oder ähnliches gerne gehen würde. Um das Tempo der Verbreitung zu verlangsamen. Bin auch für die Testung Geimpfter solange die Lage so angespannt ist. Und jede Impfung und Auffrischungsimpfung ist ebenfalls wichtig. Das sind wir dem Pflegepersonal schuldig.