Wie der Staat die Entwicklung von Corona-Medikamenten vorantreibt
Die Ministerien für Forschung und Gesundheit stützen die Entwicklung von Covid-19-Medikamenten mit vielen Millionen Euro. Erste Ergebnisse gibt es womöglich schon im nächsten Jahr.
Wie auch immer sich die Corona-Impfkampagne entwickelt, wann auch immer die Herdenimmunität erreicht ist – das Virus wird nicht verschwinden. Eine Sache sei in der Pandemie unstrittig, erklärte jedenfalls Bundesforschungsministerin Anja Karliczek am Montag in Berlin: „Corona wird uns bleiben.“
Die CDU-Politikerin treibt deshalb mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (ebenfalls CDU) neben der Impfstoffforschung auch die Erprobung neuer Medikamente gegen Covid-19 voran. Ziel ist es, sowohl den Infektionsverlauf an sich zu verzögern, als auch den Auswirkungen einer Corona-Erkrankung mit Arzneimitteln beizukommen. Um die Forschung zu beschleunigen, haben die Ministerien 150 Millionen Euro auf den Tisch gelegt und sechs Förderbescheide vergeben.
Es soll Geld für sechs Unternehmen geben
Mit dem Geld werden den Angaben zufolge die Firmen Adrenomed, Apogenix, Atriva Therapeutics, Corat Therapeutics, InflaRX und die gemeinnützige DRK Baden-Württemberg-Hessen GmbH unterstützt. Ähnlich wie bei der Förderung von Impfstoffen geht es hier nicht nur um Forschung und Entwicklung, sondern auch um die Bereitstellung von Produktionskapazitäten.
Dass die Menschen im Land sehnsüchtig auf Corona-Medikamente warten, damit irgendwann wieder ein normales Leben möglich ist, ist der Politik bewusst. Sie wisse um die große Erwartungshaltung, sagte Karliczek, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Entwicklung vor Arzneimitteln in der Regel Jahre dauere. Derzeit geht es, ebenfalls wie bei den Impfstoffen, unter Ausnutzung aller gesetzlichen Möglichkeiten aber schneller, einige Präparate können offenbar bald in die klinische Erprobung. Die Ministerin verwies darauf, dass die Entwicklung von Medikamenten ein „hochrisikoreiches Geschäft“ sei – manchmal investieren Pharmakonzerne hunderte Millionen, bekommen das Medikament am Ende aber nicht auf den Markt. Die Politikerin schloss aber nicht aus, dass es womöglich bereits im kommenden Jahr zumindest bedingte Zulassungen von Corona-Arzneien geben könnte. „Es wird nicht das eine Medikament gegen Corona geben“, sagte die Ministerin auch.
Die Entwicklung von Medikamenten beginnt nicht bei Null
Das höhere Tempo hat damit zu tun, dass einige Arzneimittel bereits für die Behandlung anderer Erkrankungen wie Krebs oder Sepsis erforscht wurden. Nun soll – auch hier gibt es Parallelen zu den Impfstoffen – getestet werden, ob sie einen Effekt auf eine Covid-19-Erkrankung haben. Den Angaben zufolge sind derzeit Studien sowohl an mittelschwer als auch an schwer erkrankten Patientinnen und Patienten geplant.
Gesundheitsminister Jens Spahn erklärte, sein gemeinsamer Auftritt mit der Forschungsministerin markiere „einen weiteren Schritt auf dem Weg raus aus der Pandemie“, hin zu einem Leben ohne Corona. „Wir impfen uns zurück zu Normalität und Freiheit“, sagte der CDU-Politiker, erinnerte gleichzeitig aber auch daran, dass sich viele Menschen nicht impfen lassen können. Corona werde als Krankheitsbild deshalb auch in Zukunft präsent sein.
Mit dem Fördergeld sollen Projekte unterstützt werden, in denen unter anderem der Einsatz von Antikörpern und blockierenden Molekülen in der Behandlung von Covid-19 untersucht wird. Beide Wirkstoffklassen decken den Experten zufolge ein breites Wirkspektrum ab. Sie können direkt antiviral wirken und zum Beispiel das Eindringen des Virus in die Zellen verhindern. Sie können aber auch einen schützenden Einfluss auf die Lungenfunktion haben oder die überschießende Immunreaktion dämpfen.
Long Covid ist eine andere Baustelle
Nicht im Fokus der Förderung steht Long Covid, also die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung. Das sei ein schwieriges Thema, man wisse noch nicht, was der auslösende Faktor sei, erklärte der Chef des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek. Gleichwohl werden diese Folgen, zu denen beispielsweise der Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns gehört, nicht außer Acht gelassen. Spahn verwies auf eine interministerielle Arbeitsgruppe zu Long Covid, die einen Aktionsplan entwickeln soll. Er gehe davon aus, dass die Gruppe in den nächsten Wochen erste Ergebnisse präsentiere, sagte der Minister.
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