
Viren-Forscher warnt vor übertriebenen Ängsten vor künftigen Corona-Mutanten

Exklusiv Der Gießener Virenforscher Friedemann Weber erwartet Veränderungen des Coronavirus. Allerdings betont er: „Es ist keine neue Variante in Sicht, mit der wir wieder bei null anfangen müssten."
Der Gießener Virenforscher Friedemann Weber warnt vor übertriebenen Ängsten vor zukünftigen neuen Corona-Varianten. „Es ist keine neue Variante in Sicht, mit der wir wieder bei null anfangen müssten“, sagte der Virologe unserer Redaktion. „Geimpfte werden immer besser dagegen geschützt sein, schwer zu erkranken, selbst wenn sie sich durch eine neue Variante infizieren sollten“, betonte der Weber, der seit langem hochkrankheitserregende RNA-Viren erforscht, zu denen auch SARS-CoV-2 zählt. Der Leiter des Institut für Virologie der Universität Gießen hält es allerdings für möglich, dass sich mit einer steigenden Zahl von Impfungen andere Virusmutationen ausbreiten könnten als bislang.
Virologe erwartet Schutz vor schweren Verläufen
„Mit den Impfungen produzieren wir eine andere Umwelt für das Virus“, erklärte Weber. „Theoretisch könnte das Spiel dann von vorne losgehen, aber es ist zu erwarten dass die Grundimmunität, die wir durch die Impfung bekommen, uns hochgradig vor schweren Verläufen schützt“, betonte er. Der Virologe warnte jedoch vor Sorglosigkeit, die in vielen Ländern die Ausbreitung gefährlicher Varianten mitverursacht habe. Große Menschenansammlungen drohten die Verbreitung aggressiver Varianten zu verstärken, sagte er mit Blick auf den Ausbruch der Delta-Variante bei Religionsfeiern in Indien. „Das gilt nicht nur für religiöse Feste, sondern sicher auch für Fußballmeisterschaften“, kritisierte Weber volle Stadien bei der Fußball-EM. „Wenn die Menschen und die Politik dagegen vorsichtiger handeln, haben aggressiv wachsende Variante nicht so ein leichtes Spiel“, betonte der Experte.
Derzeit besteht kein Grund für eine Abschwächung des Coronavirus
Es sei zwar theoretisch möglich, dass kommende Corona-Varianten auch zu weniger gefährlichen Erregern mutieren. Doch der Verlauf eine Pandemie hänge allein von der Anzahl und Verfügbarkeit von Menschen ab, die für eine Ansteckung empfänglich sind. „Solange noch genug empfängliche und ungeschützte Individuen vorhanden sind, gibt es für das Virus tatsächlich keinen Grund, sich irgendwie in etwas Harmloseres zurück zu entwickeln“, betonte der Virenforscher. „Es gibt überhaupt keinen Automatismus, dass Viren sich letztlich in eine weniger aggressive Richtung entwickeln.“
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