Stuttgart: Das ist Fritz Kuhn

Fritz Kuhn müht sich um die richtige Mischung zwischen Siegesgewissheit und Bescheidenheit. „In 14 Tagen wird das meines Erachtens gut ausgehen“, sagte der Favorit für die Stuttgarter  Oberbürgermeister-Wahl am Montag nach einer kurzen Nacht. Ein paar Sätze später betont der Grünen-Politiker: „Ich werde nicht aufs Blech hauen mit nix.“ Bis zum zweiten Wahlgang in zwei Wochen wolle er mit Inhalten überzeugen.

Vom Triumphgeheul, das seine Parteifreunde am Vorabend angestimmt haben, lässt sich Kuhn nicht anstecken. Er gibt sich leise und bescheiden. „Mir geht es um Stuttgart“, hat er plakatieren lassen. Der Polit-Profi hat sich am Sonntag eine gute Ausgangslage für die Entscheidung am 21. Oktober erarbeitet. Mit 36,5 Prozent liegt er um zwei Punkte vor dem vom bürgerlichen Lager unterstützten parteilosen Unternehmer Sebastian Turner. Und Kuhn kann durchaus mit Recht spekulieren, dass er stärker als sein Konkurrent vom Rückzug der SPD-Kandidatin Bettina Wilhelm profitiert.

Zenit seiner Karriere überschritten

Die Stuttgarter haben sich nicht daran gestört, dass der 57-Jährige in Berlin den Zenit seiner Karriere überschritten hatte. Lange vorbei die Zeit, dass Kuhn als Grünen-Chef (vom Jahr 2000 bis 2002) und als Vorsitzender der Bundestagsfraktion (2005 bis 2009) in der Bundespolitik eine erste Geige spielte. Viele Jahre hatte er dem Grünen-Übervater Joschka Fischer in Partei und Fraktion den Rücken frei gehalten. Mit Fischer teilt er die Leidenschaft für das Laufen.

Nach dem Ende von Rot-Grün musste er zurück in die zweite Reihe. Aber seine politische Erfahrung hat ihm in den letzten Monaten genutzt und er war der bekannteste Kandidat. In Stuttgart winkt Kuhn nun ein Job, der seinem Selbstbewusstsein angemessen ist. Er hat gute Aussichten, der erste Oberbürgermeister der Grünen in einer Landeshauptstadt zu werden.

Rückkehr in Wahlheimat

Im Südwesten halten viele den Stuttgarter Chefsessel als zweitwichtigsten Job der baden-württembergischen Politik. Für Kuhn wäre es eine Rückkehr in seine Wahlheimat: 16 Jahre lebte er hier von 1984 bis 2000. Er stieg vom einfachen Abgeordneten zum Grünen-Fraktionschef im Landtag auf. 1996, als sein Freund Rezzo Schlauch Oberbürgermeister in Stuttgart werden wollte, war Kuhn der Stratege im Hintergrund.

In Stuttgart lernte er seine Frau Waltraud Ulshöfer kennen, hier sind die beiden 15 und 20 Jahre alten Söhne geboren. Kuhn selbst ist in Bad Mergentheim geboren und in Memmingen aufgewachsen. In München und Tübingen studierte er Germanistik und Philosophie.