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Nachruf auf Lothar Späth
18.03.2016

Der ewig Rastlose

Sie nannten ihn „Cleverle“: Lothar Späth 1988 als Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Foto: imago

Lothar Späth steht für die Glanzzeit der CDU in Baden-Württemberg. Dreimal holt er die absolute Mehrheit. Er regiert das Land wie eine Aktiengesellschaft. Jetzt ist er gestorben

Schrittweise hatte sich Lothar Späth aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Vom Sommer 2012 stammt das letzte Interview mit Ratschlägen an die eigene Partei. „Die CDU muss Dinge machen, die ungewöhnlich sind.“ Er fordert mehr Kreativität von seinen späten Erben. Ein paar Schlagzeilen gibt es im Frühjahr 2014 nach der Trennung von Ehefrau Ursula. Danach wird es ruhig um den umtriebigen Ex-Politiker, Manager und Liebling der Talkshows. Die fortschreitende Demenz fordert ihren Tribut. Vor wenigen Wochen lässt die Meldung aufhorchen, dass Späth in einem Pflegeheim betreut wird. „Es geht ihm nicht gut“, berichtet die Tochter. Jetzt ist er 78-jährig gestorben. Der ewig Rastlose ist angekommen.

Der Tod von Lother Späth erinnert die CDU an die triste Gegenwart

Späths Tod wird viele Christdemokraten in Baden-Württemberg darauf stoßen, wie trist die Gegenwart für sie ist. Er steht für eine längst vergangene Herrlichkeit. Als Ministerpräsident holt er in den 80er Jahren dreimal die absolute Mehrheit. Späth bindet mit seiner nach allen Seiten offenen Art Teile der Arbeitnehmerschaft an die CDU. Mit den Grünen, damals eine kleine Fraktion im Landtag, liefert er sich Redeschlachten um die Zukunft des Landes. Mit dabei übrigens der Abgeordnete Winfried Kretschmann, der jetzt als Ministerpräsident ähnlich hohe Popularitätswerte erreicht wie Späth zu seinen Glanzzeiten. „Er war ein Visionär im besten Sinne, weltoffen, mit Weitblick, mutig und bürgernah“, würdigt der Grünen-Regierungschef den Vorgänger.

Inzwischen sind die Grünen die Nummer eins, die sich als neue Baden-Württemberg-Partei sieht. Am vergangenen Sonntag sackt die CDU bei der Landtagswahl in ihrem Stammland auf schmächtige 27 Prozent. Als Späth 1978 Hans Filbinger als Ministerpräsident beerbt, steht die Südwest-CDU bei 56,7 Prozent. Der damals jüngste Ministerpräsident der Republik brennt in den folgenden Jahren ein Feuerwerk von Ideen ab. Er etabliert Baden-Württembergs Ruf als Technologieland, baut Hochschulen aus und zieht Strippen in der Wirtschaft. Der Schnellsprecher, der noch schneller denkt, versteht sich als „Vorstandsvorsitzender der Baden-Württemberg AG“. So einer sorgt dafür, dass der in Turbulenzen geratene Flugzeugbauer Dornier vom Autobauer Daimler gerettet wird.

Lothar Späth hatte keine Berührungsängste

Der Christdemokrat hat keine Berührungsängste. Für Gewerkschafter steht seine Türe genauso offen wie für Manager. Intensiv kümmert sich Späth um Künstler und Kultur. „Wir müssen hinter High-Tech High-Culture schalten“, kauderwelscht er über die Bedeutung von Hochkultur als weichen Standortfaktor. Ihm selbst und seiner CDU verpasst er so ein modernes Image. Bald gilt er als Gegenspieler von Kanzler Helmut Kohl.

In der Wirklichkeit gelingt dann doch nicht alles. Wichtige strukturpolitische Weichenstellungen, etwa die Gründung der Landesbank Baden-Württemberg und des Südwestrundfunks, vollendet erst sein Nachfolger Erwin Teufel. Späths Sprunghaftigkeit verhindert manchen Erfolg. Mitunter ist er seiner Zeit voraus. Mit seiner Forderung nach Einführung des Katalysators lässt ihn die Autoindustrie Mitte der 80er Jahre trotz bester Kontakte in den Vorstand von Mercedes-Benz auflaufen. „Lothar Späths Luftballons steigen laut und platzen leise“, sagt sein langjähriger landespolitischer SPD-Gegenspieler Erhard Eppler. In der entfachten Euphorie geht unter, dass Späth Baden-Württemberg kräftig auf Pump modernisiert hat. In seiner Regierungszeit steigen die Schulden von 12 auf 30 Milliarden D-Mark.

Die Südwest-CDU ist in den 80ern ganz auf Späth ausgerichtet. Der um keinen Spruch verlegene Stuttgarter OB Manfred Rommel, der mit Späth um die Filbinger-Nachfolge rangelte, vergleicht seinen Regierungsstil mit Napoleon: Späth sei wie ein Kaiser, der das Land regiert, indem er Zettel aus seiner Kutsche wirft. Seine Husaren würden die Geniestreiche aufheben und irgendwie in Politik umwandeln. Die Minister sind weitgehend zu Erfüllungsgehilfen degradiert.

Nähe zur Wirtschaft kostet Lothar Späth das Amt

Seine Nähe zur Wirtschaft kostet ihn nach zwölfeinhalb Jahren das Amt. In einem Prozess gegen einen Manager wird bekannt, dass Späth sich zu Traumreisen in die Ägäis hat einladen lassen. Es kommen schließlich 550 Reisen auf Firmenkosten zusammen, private, halboffizielle und dienstliche. Es steht die Frage im Raum, ob seine Politik käuflich ist. Späth hat das immer bestritten, der später eingesetzte Untersuchungsausschuss des Landtags findet dafür auch keine Belege. „Abhängig habe ich mich nie gefühlt“, verteidigt er sich. Aber da hat der Schwabe längst einen Schlussstrich unter die politische Karriere gezogen. Am 13. Januar 1991 tritt er entnervt von der „Traumschiff-Affäre“ zurück.

Die Lust an der Politik hatte Späth schon zuvor ein wenig verloren. 1989 gehörte er zu den Aufständischen um den damaligen Generalsekretär Heiner Geißler, die Kohl als Kanzler stürzen wollen. Der bekommt Wind davon und schlägt auf dem legendären Bremer Parteitag zurück. Späth wird aus dem CDU-Präsidium gekippt. Es ist der erste Knick in einer Karriere, die zuvor immer nur aufwärtsging.

Lothar Späth stammt aus einfachen Verhältnissen

Späth stammt aus einfachen Verhältnissen. In Sigmaringen ist er geboren und in Ilsfeld bei Heilbronn in einem streng pietistischen Elternhaus aufgewachsen. Aus Ärger über seinen Vater verlässt er das Gymnasium nach der mittleren Reife und macht eine Verwaltungslehre. Später trauert er oft dem entgangenen Jurastudium nach. Seinen Ehrgeiz bezieht der Autodidakt zu einem Gutteil aus seinem Aufstieg. Er wird bereits mit 29 Jahren Baubürgermeister in Bietigheim-Bissingen, tritt in die CDU ein und gewinnt im Jahr darauf das Direktmandat für den Landtag. Mit 32 rückt er als Geschäftsführer an die Spitze der Neuen Heimat Baden-Württemberg und steigt drei Jahre später in den Zentralvorstand des gewerkschaftlichen Baukonzerns auf. In Stuttgart ist er da bereits Vorsitzender der CDU-Regierungsfraktion. Späth, so wird erzählt, habe damals zwei Aktentaschen gehabt. So konnte er aus laufenden Sitzungen verschwinden, ein Vertrauter nahm dann die stehen gebliebene Mappe mit. Die Neue Heimat verlässt er rechtzeitig, ehe dort die Krise beginnt.

Die Erfahrung als Manager hilft Späth nach der politischen Karriere. Er geht nach der Wende als Aufbauhelfer nach Thüringen. Der Schwabe übernimmt die Sanierung des maroden DDR-Konzerns Jenoptik, entwirft für Jena quasi nebenbei ein neues Stadtbild. Die geräumten Liegenschaften nutzt er, um junge Firmen anzusiedeln. Für den Strukturwandel geben die Treuhand und die thüringische Landesregierung zusammen 3,6 Milliarden D-Mark. Für manchen Kritiker relativiert das Späths Leistung. Auch gehen 17000 der 27000 Arbeitsplätze des ehemaligen Staatskonzerns verloren.

Mit der Politik hat Späth in dieser Phase scheinbar abgeschlossen. „Affentanz“ nennt er den politischen Betrieb verächtlich. „Für die Zeit nach Kohl bin ich zu alt und für die Zeit mit Kohl ungeeignet“, sagt er. Was ihn nicht davon abhält, sich 2002 vom Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber für dessen Wahlkampfteam verpflichten zu lassen. Superminister für Wirtschaft und Arbeit hätte er werden sollen.

Mit 67 fängt er im Mai 2005 noch einmal neu an. Späth wird Deutschlandchef der Investmentbank Merrill Lynch mit 200 Mitarbeitern. Er hat Büros in Leonberg bei Stuttgart, in Frankfurt und London. Der Job ist maßgeschneidert für einen, der Kontakte zu Politikern und Managern in aller Welt hat. Nebenbei schreibt er Beiträge für Zeitungen, ist gern gesehener Gast in den Talkshows und moderiert selbst „Späth am Abend“. Da kann er wunderbar über die Bürokraten herziehen, die deutsche Schwerfälligkeit geißeln und abwechselnd vor dem Ehrgeiz junger Chinesen oder Inder warnen.

Fast 75 Jahre ist er, als er den letzten Job in der Wirtschaft abgibt. Nach und nach tritt er von seinen zahlreichen Ehrenämtern zurück. Ehrenvorsitzender der Südwest-CDU bleibt er bis zuletzt.

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