Der zupackende Herr Valls: Wird er Frankreichs nächster Präsident?
Der französische Premier Manuel Valls hat viel von dem, was Präsident Hollande stets vermissen ließ. Manches an ihm erinnert eher an einen anderen Präsidenten.
Auch kurz vor seinem Ziel zeigte Manuel Valls Loyalität und Disziplin, wie man das von ihm kennt. Nachdem François Hollande am Donnerstagabend seinen Verzicht auf eine weitere Amtszeit erklärt hatte, begnügte sich sein Premierminister mit einer knappen Mitteilung, in der er Hollandes Verdienst für den „Fortschritt Frankreichs“ lobte, seinen Respekt und seine Wertschätzung ausdrückte. Auf eine eigene Absichtserklärung verzichtete Valls zunächst – aber sie dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Der 54-Jährige gilt durch Hollandes Abtritt als einer der aussichtsreichsten Anwärter der Sozialisten für die Präsidentschaftswahl. Seine Ambitionen, den Staatschef zu beerben, hat Valls nie verhehlt. Bereits vor fünf Jahren hat er sich bei den Vorwahlen der Sozialisten beworben, landete damals aber mit 5,6 Prozent der Stimmen abgeschlagen auf dem fünften Platz.
Manuel Valls und François Hollande: komplementäres Team an der Spitze
Doch in der Folge machte er sich als omnipräsenter Kampagnenchef Hollandes unverzichtbar, wurde nach dessen Wahl Innenminister und stieg dank seiner resoluten Art zum beliebtesten Kabinettsmitglied auf. Bei der Regierungsumbildung im März 2014 ernannte Hollande ihn zum Premierminister. Die beiden Männer sind nicht befreundet, aber erscheinen als komplementäres Team an der Staatsspitze: Das unentschlossen wirkende Auftreten Hollandes gleicht der zupackende Valls aus. Während Hollande privat als liebenswürdig und brillanter Unterhalter beschrieben wird, aber bei Reden oder Fernsehinterviews farblos herüberkommt, gilt Valls als spröde im persönlichen Umgang und charismatisch auf der Bühne.
Der Parteirechte Valls steht für einen pragmatischen, unternehmerfreundlichen Kurs. Er tritt für einen autoritären Staat ein. In seinen Reden wählt er patriotische Töne – ausgerechnet er, der gebürtige Spanier, der als Jugendlicher mit seinen Eltern von Barcelona nach Frankreich zog und erst mit 20 französischer Staatsbürger wurde. Sein Vater, der katalanische Künstler Xavier Valls, hatte bereits zeitweise in Paris gelebt und war ein Gegner des Diktators Franco. Seine Mutter kam aus der Schweiz.
Parallelen zwischen Manuel Valls und Nicolas Sarkozy
Nach einem Geschichtsstudium trat Manuel Valls in die Politik ein, wurde zunächst Parlamentsmitarbeiter, lokaler Abgeordneter und schließlich Bürgermeister der Pariser Vorstadt Évry, die als sozialer Brennpunkt gilt. Sein dortiges Engagement für „republikanische Kompromisslosigkeit“ brachte ihm den Ruf eines innenpolitischen Hardliners ein – und immer wieder den Vergleich mit Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der ebenfalls seine Karriere als Innenminister startete.
Es gibt sogar eine private Parallele: Wie Sarkozy – dessen Frau Carla Bruni nach ihrer Model-Karriere zur Chanson-Sängerin wurde – ist auch Valls mit einer Musikerin verheiratet: Nach seiner Scheidung von seiner ersten Ehefrau, mit der er vier Kinder hat, ist er heute mit der Violinistin Anne Gravoin zusammen.
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