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Spanien
08.12.2020

Die Kanaren werden für Flüchtlinge zu einem neuen Weg nach Europa

Migranten aus Marokko kommen mit einem Holzboot an der Küste Gran Canarias an und lassen Temperatur messen. Statt Urlaubern mit Rollkoffern kommen dieses Jahr 19.000 Flüchtlinge, was die Kanarischen Inseln überfordert.
Foto: Javier Bauluz, dpa

Wenn Flüchtlinge in Vier-Sterne-Hotels wohnen: Über die Kanaren wollen viele Migranten aufs europäische Festland. Einheimische helfen – und rebellieren.

Onalia Bueno liest aus einem Protokoll vor: Sonntag 21.19 Uhr, 78 Menschen, Montagmorgen 20 Flüchtlinge. "Jeden Tag kommen Migranten an", sagt Bueno. "Jeden Tag." Onalia Bueno ist Bürgermeisterin der Gemeinde Mogán auf Gran Canaria, Kanaren, Spanien, Urlaubsland Nummer eins der Deutschen. Statt Urlaubern in Fliegern und mit Rollkoffern kommen auf der Inselgruppe dieses Jahr Flüchtlinge aus Afrika in nussschalenartigen Booten an. Sie nehmen einen neuen Weg nach Europa. Über den Atlantik statt übers Mittelmeer.

Dort, wo Palmen Sandstrände von Promenaden trennen, von wo aus Jachten auf den Atlantik schippern, herrscht Aufruhr und Chaos. 2000 Flüchtlinge lungerten auf Kaimauern, ohne Wasser, Essen, Duschen. 19.000 Migranten kamen dem spanischen Innenministerium zufolge seit Jahresbeginn auf den Kanarischen Inseln an. Im November sind es nach Angaben einer Hilfsorganisation 280 je Tag – das ist deutlich mehr als in den vorherigen Monaten. Am ersten Dezemberwochenende waren es allein auf Gran Canaria 200. Die Behörden reagieren.

Auf dem Weg nach Gran Canaria oder Lanzarote spielen sich Dramen ab

Auf Gran Canaria kommen die Flüchtlinge mittlerweile in ein Zentrallager in der Inselhauptstadt Las Palmas. Sie werden versorgt, anders als noch vor ein paar Wochen. 5500 Flüchtlinge bringt die spanische Regierung kanarenweit in leer stehenden Hotels unter. Das gefällt nicht jedem. Hoteliers und Bürger fürchten, dass Touristen ausbleiben. Die Kanaren gefährdeten ihr Image als Urlaubsziel, heißt es.

Die spanische Küstenwache legt in Arguineguin auf der Insel Gran Canaria an, nachdem sie über 80 Personen gerettet hat. Beim Untergang eines Holzbootes mit Migranten aus Nordafrika sind an der Küste der zu Spanien gehörenden Kanareninsel Lanzarote mindestens sieben Menschen ertrunken.
Foto: Javier Fergo, dpa

Wer es als Migrant auf eine der kanarischen Vulkaninseln schafft, kann sich glücklich schätzen. Auf dem Wasserweg nach Gran Canaria, Teneriffa oder Lanzarote spielen sich dramatische Szenen ab. Solche, wie die europäische Bevölkerung sie von griechischen und italienischen Inseln kennt. Hilfsorganisationen wie Open Arms sind im Dauereinsatz. Die Flüchtlinge starten an den Küsten der Westsahara oder Marokkos mit Fischerbooten. Auf dem gut 100 Kilometer langen Weg kentern sie bei rauer See regelmäßig. Die spanische Zeitung El País widmet vor ein paar Wochen ihr Titelfoto einer auf einem Rettungsschiff liegenden Mutter mit roter Rettungsweste. Sie schreit: "Ich habe mein Baby verloren." Joseph wird nur sechs Monate alt.

Die Bürgermeisterin verlegt ihr Büro in den Hafen

Bürgermeisterin Onalia Bueno ist 43 Jahre alt und selbst Mutter. Am Samstag wird ihre Tochter Alicia drei Jahre alt. Während Bueno telefoniert, spielt das Kind mit einem Gegenstand und macht Krach. Es ist einer der wenigen Tage, an dem die Mama daheim ist. Auch dort blickt sie immer in einen Chat. Sie will wissen, wann Boote an der Küste ihrer Gemeinde ankommen. Bueno sagt: "Das Meer ist gerade ruhig."

Ein Holzboot, mit dem Flüchtlinge aus Marokko über den Atlantischen Ozean gefahren sind, liegt an der Küste der Kanarischen Inseln. Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, warnt vor den möglichen Folgen der Corona-Krise für Menschen, die ohnehin bereits von Armut betroffen sind.
Foto: Javier Bauluz, dpa

Im Rathaus ist Bueno seit August nur noch selten. "Ich habe mein Büro in den Hafen verlegt." So sehr beschäftigt sie die Flüchtlingskrise. "Wir wollen kein zweites Lesbos oder Lampedusa werden." In Mogán haben sie schon vier Flüchtlinge beerdigt. "Wir wollen auch kein Gefängnis sein", sagt Bueno. 90 Prozent der Migranten wollten aufs spanische Festland, nach Deutschland, Großbritannien.

Onalia Bueno ist sauer auf die Regierung in Madrid. "Sie ist schuld, dass es hier so zuging. Die Polizei hatte keine Mittel, um zu helfen." Als die Migranten ankamen, schliefen sie am Strand oder auf dem Boden. Sie konnten sich nicht waschen und hatten keine Toilette."Ein Desaster", sagt Bueno. "Wir wollen, dass Rechte geachtet und die Menschen versorgt werden."

Kanaren: Mütter und Babys sind gut untergebracht

Zu der Gesundheits- und Wirtschaftskrise kommt nun die Flüchtlingskrise hinzu. Mittlerweile hat Bueno einen ersten Kampf gewonnen, wie sie sagt. Mütter und Babys sind gut untergebracht, mithilfe des Roten Kreuzes. Das Flüchtlingscamp auf einem Militärgelände in Las Palmas sei mit 800 Menschen zwar voll, könne aber erweitert werden. Ohnehin sollen drei neue Camps mit Platz für 7000 Flüchtlinge entstehen: auf Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura.

Der Vertrag der Regierung mit den Hotels endet Ende des Jahres, zumindest in Buenos 2500-Einwohner-Gemeinde. Die Bürgermeisterin weiß, dass es keine Dauerlösung ist, Flüchtlinge in Hotels unterzubringen. Sie macht sich Sorgen, dass deswegen Urlauber ausbleiben. Die Kanaren werden vom Robert-Koch-Institut nicht mehr als Risikogebiet eingestuft und sind besonders im Winter wegen Wasser- und Lufttemperaturen um 20 Grad beliebt. Die Inseln bereiten sich auf das Weihnachtsgeschäft vor. Es liege nun an Madrid, die Flüchtlinge entweder aufs Festland zu bringen oder in ihre Herkunftsländer zurückzuschicken, sagt Bueno. Sie spürt, dass Einheimische nervöser werden.

Hotelmanager: Touristen sind sehr sensibel

Manche Wohnhäuser sind nur 300 Meter vom Hafen entfernt. Einer, der das Meer von seinem Haus aus sieht, ist Santiago Ceballos. Er lebt schon immer auf Gran Canaria, ist 75 Jahre alt und war mal Unternehmensberater. Er sagt: "Das Migranten-Problem darf den Tourismus nicht beeinflussen." Flüchtlinge und Touristen am selben Ort unterzubringen, sei absurd. "Die Flüchtlinge kommen in Hotels und dürfen sich frei bewegen." Der Tourismus sei die Quelle des Wohlstands auf den Kanaren, sagt Ceballos. Auch ein Hotelmanager sagte einer Zeitung, dass Touristen sehr sensibel seien. Viele Menschen sind auf den Kanaren vom Tourismus abhängig.

Um Madrid wegen schlechter Organisation zu kritisieren, gingen an einem Novembertag nach Angaben von El País in der Gemeinde Mogán 1100 Demonstranten auf die Straße. Onalia Buenos Gemeinde unterstützte das. Doch es gab Protestler, die Flüchtlinge als "Invasoren" und "Parasiten" betitelten. Bueno griff zum Megafon: "Alles, was nicht mit dem Kampf für Menschenrechte zu tun hat, hat hier keinen Platz."

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