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Gefälschte Doktorarbeiten
27.05.2011

Die Plagiatsjäger

Die Uni Bayreuth erhebt im Abschlussbericht zur Plagiatsaffäre von Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg schwere Vorwürfe gegen den CSU-Politiker (Archiv).
3 Bilder
Die Uni Bayreuth erhebt im Abschlussbericht zur Plagiatsaffäre von Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg schwere Vorwürfe gegen den CSU-Politiker (Archiv).
Foto: dpa

Der Gründer von „VroniPlag Wiki“ berichtet, warum er Doktorarbeiten nach „Abschreibereien“ durchforstet. Nach Guttenberg und Koch-Mehrin stehen weitere Politiker im Fokus.

Es ist nach dem wochenlangen Wirbel wieder ruhiger um sie geworden. Seitdem die Universität Bayreuth den Prüfungsbericht der Guttenberg’schen Doktorarbeit vorgestellt hat, sinkt das öffentliche Interesse. Doch in aller Stille werkeln sie weiter, durchforsten Promotionen von Politikern und Managern nach „Abschreibereien“ und fehlenden Quellenangaben: Plagiatsjäger.

Per E-Mail nehmen wir Kontakt zu denen auf, die sich unter der Bezeichnung „VroniPlag Wiki“ unter anderem die Dissertationen von Veronica (Spitzname Vroni) Saß sowie der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Silvana Koch-Mehrin, vorgenommen haben. Das Resultat ist bekannt: Stoiber-Tochter Saß wurde ihr Titel bereits aberkannt, FDP-Frau Koch-Mehrin trat noch vor Bekanntgabe der Universität von ihren Ämtern zurück und will künftig nur mehr als Abgeordnete tätig sein.

Bereits kurz nach Abschicken der Mail meldet sich telefonisch ein Mann, der Wert auf Anonymität legt. „Meinen Namen möchte ich nicht in der Zeitung lesen.“ Er könne Probleme mit seinem Arbeitgeber bekommen, wenn er sich outen würde. Wir nennen ihn darum Friedbert Kanter. Selbst untereinander, sagt er, würden sich die Plagiatsjäger bisweilen nur unter ihren Internet-Codenamen kennen.

Glaubt man Kanters Ausführungen, handelt es sich bei „VroniPlag“ nicht um eine Art Laiensuchtrupp, sondern um ausgesprochen kluge Menschen. „Wir sind alles Akademiker der unterschiedlichsten Fachrichtungen“, berichtet er. Die Bandbreite reiche vom Informatiker bis zum Geschichtsprofessor.

Etwa 25 Leute durchstöbern derzeit bei „VroniPlag“ mehrere Doktorarbeiten. Der ein oder die andere öffentlich bislang nicht Genannte muss wohl noch um den Titel bangen – darunter auch ein Staatssekretär im Bundesverkehrs- und ein Referent aus dem Wirtschaftsministerium, prognostiziert Kanter. Auch in den Dissertationen des Europa-Politikers Georgios Chatzimarkakis und des CDU-Bundestags-Hinterbänklers Matthias Pröfrock wurden bereits Plagiate gesichtet. Die Arbeit von Margarita Mathiopoulos, Ex-Frau von Friedbert Pflüger, gilt ebenfalls als Problemfall.

Dass bei der Aufklärung auf „VroniPlag“ Fehler gemacht würden, schließt Kanter übrigens aus: „Aufgrund der Kontrolle durch die Gruppe ist das alles sicher.“ Die bisherigen Nachprüfungen durch Universitäten bestätigen das.

Karriere per Zufall

Seine „Karriere“ als Plagiatsjäger verdankt Kanter eher dem Zufall. Erst habe er nur aus beruflichen Gründen (auch seinen Beruf will er nicht verraten) in der Plattform „GuttenPlag Wiki“ gestöbert, später sei das „fast wie eine Art Sucht“ geworden. Weil er mehr Doktorarbeiten checken wollte, als nur die des früheren Verteidigungsministers, gründete Kanter nach eigenen Angaben gewissermaßen seine eigene Prüfstelle.

Den Vorwurf, dass die Plagiatsjäger politisch linkslastig seien, will der Bayer nicht einfach stehen lassen. „Ich habe auch die Arbeit des Augsburger SPD-Landtagsabgeordneten Linus Förster durchstöbert. Da fanden sich eben keine Unregelmäßigkeiten“, erzählt er. Bei Veronika Saß dagegen hätte er mit einer einfachen Suche über Google gleich mehrere Treffer landen können. Rund 40 aufeinanderfolgende Seiten soll die Rechtsanwältin abgeschrieben haben. Insgesamt 54 Prozent des Werks „Regulierung im Mobilfunk“ sind dem Vernehmen nach abgekupfert.

Dass auch Europa-Politikerin Silvana Koch-Mehrin ihre Doktorarbeit im Fach Wirtschaftsgeschichte zurückgeben muss, gilt für Kanter ebenfalls als sicher: „100-prozentig“, sagt er. Es seien zu viele zitierte Fundstellen ohne Fußnoten, sogar stellenweise frei erfundene Quellenangaben in der 227 Seiten starken Arbeit. Die Universität Heidelberg, bei der Koch-Mehrin ihre Arbeit „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik“ vor elf Jahren einreichte, untersucht den Fall noch. Hinter den Kulissen hört man, dass Koch-Mehrin der Titel aberkannt werden soll. Bisher hat man sich allerdings nicht dazu geäußert. Die FDP-Politikerin schweigt. Doch Schweigen kann auch beredt sein, zumal bei einem Rücktritt von ihren Ämtern.

Wie viele Promotionsplagiate insgesamt es in Deutschland gibt, ist bisher nicht klar. Weder das Bildungsministerium noch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) konnten auf Anfrage unserer Zeitung Zahlen nennen. Immerhin hat die HRK bereits eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um Maßnahmen zu erarbeiten, die den „Paste & Copy-Doktoren“ das Abschreiben schwerer machen sollen.

Bis diese Vorkehrungen beschlossen und umgesetzt sind, sehen sich Kanter und seine Leute in der Pflicht. Wie die bisweilen als „Internetdetektive“ und Denunzianten auch Kritisierten die Dissertationen durchforsten, ist für Laien nur schwer zu verstehen. Kanter erklärt die technischen Abläufe, nennt verschiedene Programme. Tatsache scheint aber, dass dies trotz aller Technik mit einer Menge Fieselei und auch mit Quellenstudium verbunden ist. Inzwischen arbeiten Kanter & Co. an einer speziellen Software, die die Identifizierung künftig erleichtern soll.

Was treibt einen an, seine Freizeit für diese unbezahlte Arbeit zu opfern? Kanter zögert kurz mit einer Antwort. Dann sagt er: Es gehe ihm in erster Linie darum, die Wissenschaft „wieder sauber zu machen, schwarze Schafe zu überführen“. Und: Es tue ihm wohl, etwas Positives für die Gesellschaft leisten zu können. Dies wiederum sei – eine Art Rückkopplung – gut für das eigene Ego.

Am Ende räumt Kanter ein: „Es macht manchmal einfach auch Spaß, Plagiate nachzuweisen. Ein bisserl Revolution im Kleinen, das ist schön.“ Am Ende des Gesprächs fügt er an, die Doktorarbeit des bayerischen Umweltministers Markus Söder würde ihn brennend interessieren. „Mal sehen, was da drin steht...“ *Name geändert, aber der Redaktion bekannt.

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