Die Ruhe vor dem "O'zapft is"
Fritz Zenz hat wieder einmal den Weg über die Theresienwiese genommen. Er ist von seinem Fahrrad gestiegen, um "die ruhige Wies'n zu genießen".
Von Sonja Krell
München. Fritz Zenz hat wieder einmal den Weg über die Theresienwiese genommen. Er ist von seinem Fahrrad gestiegen und hat sich in Ruhe umgeschaut. "Ich wollte noch einmal die ruhige Wies'n genießen", sagt der 65-Jährige.
Ab Samstagmittag, wenn Oberbürgermeister Christian Ude sein "O'zapft is" ausgerufen hat, ist es vorbei mit der Ruhe. 16 Tage lang wird dann auf dem größten Volksfest der Welt geschunkelt, geprostet und gefeiert. Sechs Millionen Besucher werden erwartet.
Was fehlt, ist nur der Duft von Süßem
Die Wiesn steht längst in den Startlöchern: Die Zelte sind aufgebaut, die Fahrgeschäfte fahrbereit. Aus den Lautsprechern dudelt vereinzelt Jahrmarktmusik. Lebkuchenherzen baumeln in dicken Trauben von den Ständen. An der Bude nebenan wird für gebrannte Mandeln und Zuckerwatte geworben. Was fehlt, ist allein der schwere Duft von Süßem.
Monika Straubmeier ist noch lange nicht fertig. Mehrere Plastiksäcke türmen sich neben ihr am Boden. Darin sind große rote Herzen und gelbe Sterne, die zu den Stofftieren am Stand gehängt werden sollen. Die Zeit drängt. "Wir müssen ja fertig werden", meint sie nur. "Mama, wir ham jetzt ka Zeit zum Ratschen", schimpft ihre Tochter.
Peter Radziej hat es nicht eilig. Gemächlich schlendert er über das Gelände. Wie so oft hat ihn die Neugierde hierhergetrieben. "Es ist schon interessant zu sehen, wie knapp die Leute jedes Jahr fertig werden", sagt er. Er freut sich auf die Wiesn, auf das Herumschlendern und die Biergärten.
Eine Straße weiter, in der Schottenhamel-Festhalle, erklärt Wirtesprecher Toni Roiderer den dort versammelten Journalisten, dass Wirte, Schausteller und Marktkaufleute an einem Strang ziehen müssten. "Wir wollen nicht, dass die Leute nur fressen und saufen, sondern dass sie auch Karussell fahren." Roiderer, seit 18 Jahren Wirt im Hacker-Festzelt, behält auch kurz vor dem Start der Wiesn noch den Überblick. "Wenn du hektisch bist, hast du was falsch gemacht", sagt er und greift in die Jackentasche. Wie so oft an diesem Tag klingelt sein Handy.
Im Schottenhamel, wo morgen der Bieranstich stattfindet, spielt schon die Blasmusik. Die Bedienungen servieren Schweinshaxen und Bier für die Journalisten, die zuvor die neuesten Attraktionen auf dem Oktoberfest zu sehen bekamen (siehe nebenstehender Artikel). Die Wiesn, hat OB Ude betont, werde "ein Fest des Münchner Bieres und der Münchner Brauereien bleiben".
Korbinian Hess interessiert sich nicht für den Medienrummel. Er ist am Zelteingang stehen geblieben und schaut gebannt auf das leere Mittelschiff. "Mich kitzelt's schon", sagt der Münchner. "Obwohl es irgendwie pervers ist, dass alle nur herkommen, um sich die Birne zuzuschütten."
Verschnaufpause hinter dem Bierzelt
Hinter dem Bierzelt legen ein paar junge Männer gerade eine Verschnaufpause ein. Im Regal hinter ihnen reiht sich Maßkrug an Maßkrug. Fünf Stunden haben sie eingeräumt. "So ein Bier wäre jetzt nicht schlecht", meint einer und nippt von seinem Cola. Von der Wiesn reiche es ihm aber erst, sagt er dann.
Am Schmankerltreff von Petra Schöninger bessert ein Mitarbeiter die Fassade aus. Die Juniorchefin selbst wartet noch auf die Lebensmittel-Lieferanten. Kurz bevor die Wiesn startet, wird auch ihr Stand startklar sein. "Es ist schon stressig", sagt sie. "Aber irgendwie ist es auch immer ein Ereignis."
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