Dioxin: Das komplizierte Geschäft mit Lebensmitteln
Das komplizierte Geschäft mit Lebensmitteln: Der aktuelle Fall um Dioxin-versuchte Eier zeigt, wie viele Firmen beteiligt sind, bis ein Ei beim Kunden ankommt. Von Luzia Riedhammer
Das komplizierte Geschäft mit Lebensmitteln: Der aktuelle Fall um Dioxin-versuchte Eier zeigt, wie viele Firmen beteiligt sind, bis ein Ei beim Kunden ankommt.
Früher lagen zwischen Hühnerstall und Küche oft nur wenige Meter. Heutzutage verbringt ein Ei viel Zeit auf der Straße.
Es wird vom Hühnerhof zum Großhändler transportiert, von dort zur Weiterverarbeitung, beispielsweise zu einem Flüssigeiproduzenten, dann geht es oft noch zum Zwischenhändler und schließlich zu Großbäckereien oder Nudelherstellern. Und das alles soll natürlich möglichst schnell ablaufen. Das Ei geht durch viele Hände, viele Firmen sind beteiligt, bis es beim Konsumenten ankommt.
Tausende Betriebe geraten in Verdacht, oft ohne eigene Schuld
Wenn irgendwo auf diesem windungsreichen Weg der Verdacht aufkommt, das Ei sei möglicherweise mit gesundheitsschädlichen Stoffen belastet, werden diese vielseitigen Geschäftsbeziehungen oft zum Verhängnis. Tausende von Betrieben sind dann plötzlich - ob selbst verschuldet oder nicht - in einen Skandal verwickelt. Einer von ihnen ist ein eierverarbeitender Betrieb im Schweitenkirchener Ortsteil Aufham (Kreis Pfaffenhofen).
Ende des vergangenen Jahres waren vermeintlich mit Dioxin verseuchte Eier dorthin gekommen. Ein Lieferant des Aufhamer Betriebes soll Eier von Hühnern geliefert haben, die zuvor mit verseuchtem Futter gefüttert worden waren. Der Verdacht erhärtete sich nicht. Gestern gab das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen Entwarnung: Der Dioxingehalt in den verdächtigen Produkten liegt weit unter dem Grenzwert. Doch da war die Firma längst ins Zwielicht geraten.
Begonnen hatte die folgenreiche Kettenreaktion in Schleswig-Holstein, als mit Dioxin verseuchtes Futtermittel in den Handel gelangte. Ein Lieferant hatte kurz vor Weihnachten bei Proben entdeckt, dass Futterfette verseucht waren und meldete das den Behörden. Die verfolgten die Wege des Futters mit all ihren Kontrollmechanismen - doch da war es schon längst ausgeliefert, unter anderem an einen Hühnerhof in Niedersachsen.
Dessen Betreiber hatte es wiederum bereits an seine Tiere verfüttert, deren Eier er anschließend an einen Großhändler in der Oberpfalz verkauft hat. Von diesem Erzeuger schließlich waren knapp 22.000 Eier nach Aufham geliefert worden, in der Zeit zwischen 16. und 23. Dezember. Dort wurden diese Eier mit unverdächtigen Eiern vermischt und in den Tagen darauf zu insgesamt 107 Tonnen Flüssigeiprodukten weiterverarbeitet.
All das geschah in der Woche vom 20. bis zum 28. Dezember. Bis es an Silvester vom Oberpfälzer Großhändler über die Dioxin-Gefahr informiert wurde, hatte das Aufhamer Unternehmen bereits 25 Betriebe mit seinem Flüssigei beliefert.
Der Unternehmer wendete sich an das Landratsamt Pfaffenhofen, das von der Entwicklung bereits von der Regierung von Oberbayern erfahren hatte. "Der Betrieb kann nichts dafür", sagt Karl Huber, Sprecher des Landratsamts. Und auch Kurt Mitterreiter, Anwalt des Unternehmens, betont: "Mein Mandant ist das Opfer und nicht der Täter."
Der Imageverlust ist oft schlimmer als die Einbußen
Schwerer als unter den finanziellen Einbußen dürfte das Unternehmen, dessen Vorgängerfirma bereits vor Jahren wegen Gammeleiern ins Gerde gekommen war, unter dem Imageschaden leiden. Auch wenn sich gestern herausgestellt hat, dass die kritischen Grenzwerte weit unterschritten wurden.
Auch ein anderer Betrieb aus der Region war von der fatalen Kettenreaktion betroffen: ein Händler im Landkreis Donau-Ries. Er war einer der rund 25 Kunden des Aufhamer Unternehmens, hatte 100 Liter Flüssigei bezogen und einen Großteil davon wiederum bereits weiterverkauft. Das meiste holte er zurück, nachdem er über die vermeintliche Verseuchung informiert worden war. Wer für den Schaden aufkommt, ist ungewiss. Von Luzia Riedhammer
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