Dutzende Tote im Irak: Attentäter mit Down-Syndrom
Bagdad/Berlin (dpa) - Perfide Strategie: Terroristen im Irak schicken jetzt auch Menschen mit Down-Syndrom als Selbstmordattentäter in den Tod.
In der Ortschaft Al-Radwanija südwestlich von Bagdad starben am Sonntag 36 Soldaten und Bürgerwehr-Kämpfer, als während der Auszahlung ihres Solds die Sprengstoffgürtel von zwei geistig behinderten Männern explodierten. Nach ersten Angaben der Polizei zündeten die Männer ihre Sprengsätze selbst. Die Männer mit Down-Syndrom hätten sich unter die Bürgerwehr-Angehörigen gemischt, sagte ein Sprecher. 28 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.
Etwa zur gleichen Zeit sprengte sich auch in der Stadt Al-Kaim an der Grenze zu Syrien ein Selbstmordattentäter in die Luft. Er zündete seinen Sprengstoffgürtel vor dem Haus eines Bürgerwehr-Kommandeurs, der ebenfalls gerade dabei war, an seine Kämpfer Geld zu verteilen. Der Attentäter riss vier Angehörige der Einheit des Kommandeurs mit in den Tod.
Ahmed Challaf, ein Angehöriger der Bürgerwehr von Al-Kaim, der den Anschlag unverletzt überlebte, sagte: "Der Selbstmordattentäter hat sich vor dem Haus in die Luft gesprengt, so dass nur vier Menschen starben und sechs verletzt worden. Wenn er bis in das Haus vorgedrungen wäre, hätten noch viel mehr Menschen ihr Leben verloren."
Bei zwei Sprengstoffanschlägen in Bagdads westlicher Vorstadt Abu Ghoreib starben nach Informationen irakischer Nachrichtenagenturen der Bürgerwehr-Kommandeur Amer al-Tamimi sowie drei Soldaten und ein Zivilist.
Die Zahl der Angriffe auf Bürgerwehr-Kämpfer und Angehörige der Sicherheitskräfte hat in den sunnitischen Städten und Wohnbezirken in den vergangenen Monaten stark zugenommen. Viele Iraker geben für die Zunahme der Gewalt den Parteien die Schuld, denen es seit der Parlamentswahl vom 7. März nicht gelungen ist, eine Regierung zu bilden. Dadurch ist ihrer Ansicht nach ein Machtvakuum entstanden, das von den Al-Kaida-Terroristen ausgenutzt wird.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Anschläge scharf. "Die Kette von Terrorakten in den letzten Monaten ist eine ernste Gefahr für den Weg der Aussöhnung und der demokratischen Entwicklung des Irak", stellte er nach Angaben des Auswärtigen Amtes fest. Umso wichtiger sei es, unter Einbindung aller politischen Kräfte endlich eine handlungsfähige Regierung zu bilden.
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