Warum die Aufregung über den EM-Privatjet von ARD und ZDF Unsinn ist
Die Teams von ARD und ZDF sind bei der EM 2016 mit einem Privatjet unterwegs. Ein Privatjet von unseren Gebührengeldern? Lohnt sich, wenn man genauer hinschaut.
Die Fußball-EM hat ihren nächsten Skandal. Es geht nicht um gute Nachbarn, nicht um korrigierende Griffe in die Hose. Nein, diesmal ist es ernst: Das Team von ARD und ZDF fliegt per Privatjet zu den Deutschlandspielen! So ein Luxus!?
Darüber berichtete zuerst die renommierte FAZ, andere sprangen bald auf den Zug – respektive Flieger – auf. Die Sender reagierten prompt: „Wir haben uns für diese Lösung entschieden, weil sie mit Abstand die wirtschaftlichste ist.“ Der Rückflug vom Nordirland-Spiel in Paris kostete 14000 Euro Gebührenzahlergeld, pro Mitarbeiter also 450 Euro. Allein eine Übernachtung in Paris hätte fast genauso viel gekostet. Außerdem müsse das Team morgens wieder aus dem deutschen Quartier in Évian am Genfer See berichten – das liegt 500 Kilometer von Paris entfernt. Es bleibt also wohl oder übel nur das Flugzeug.
Skurrile Vorstellung, wie 31 ARD-Mitarbeiter nachts an der Bushaltestelle warten
Warum dann aber gleich ein Privatjet? Ganz einfach. Die nächsten Flughäfen sind entweder nachts geschlossen (Genf) oder so klein, dass gar keine Linienflieger landen (Annecy). Man stelle sich ohnehin nur mal vor: „Hallo Air France, wir bräuchten bitte 31 Tickets für den Flug XY. Ach, an diesem Abend ist in der Stadt ein Fußballspiel? Sie haben keine Plätze frei?“ Dann muss der Kameramann wohl in Paris zurückbleiben.
Wenn sich die Sender wirklich unangreifbar machen wollten, müssten ihre Teams vom Stadion aus per Linienbus und S-Bahn zum Flughafen reisen und am Zielflughafen in den Regionalbus umsteigen. Skurril die Vorstellung, wie 31 Reporter, Experten, Kabelträger und Kameraleute nachts an einer französischen Bushaltestelle auf den nächsten Bus warten.
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