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Porträt des Bundespräsidenten
17.03.2013

Ein Jahr Joachim Gauck

Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt am Freitag bei ihrem offiziellen Antrittsbesuch in Hessen. Am Montag jährt sich die Wahl Gaucks zum ersten Mal.
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Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt am Freitag bei ihrem offiziellen Antrittsbesuch in Hessen. Am Montag jährt sich die Wahl Gaucks zum ersten Mal.
Foto: dpa

Nach den Rücktritten seiner Vorgänger hat Joachim Gauck dem Amt des Bundespräsidenten wieder Stabilität gegeben. Sein erstes Jahr im Rückblick.

Joachim Gauck  ist er kein bequemes Staatsoberhaupt. Die Direktheit des deutschen Bundespräsidenten kommt bei den Bürgern an, aber nicht immer bei den Regierenden.

Joachim Gauck als Bundespräsident: Fazit nach einem Jahr im Amt

In die Ferne zieht es ihn nicht. Horst Köhler hatte sein Faible für den schwarzen Kontinent auch als Bundespräsident mehrfach nach Afrika geführt. Christian Wulff war zwar nur kurz im Amt, in dieser Zeit aber unter anderem in Mexiko und Brasilien, in Costa Rica, Indien, Bangladesch und den Arabischen Emiraten. Joachim Gauck dagegen hat Europa seit seiner Wahl nur zweimal verlassen: für den obligatorischen Besuch in Israel und für einen vorweihnachtlichen Abstecher zu den Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan.

Umso erstaunlicher ist es, wo der Präsident sein erstes Jahr im Amt am Montag abschließt – in Äthiopien. Wie ein rüstiger Jubilar, der seinen Geburtstag ohne großes Brimborium verbringen will und deshalb für ein paar Tage das Weite sucht, fliegt Gauck am Wochenende zu einer Konferenz der Afrikanischen Union nach Addis Abeba.

Zu Hause, das weiß er, ist schließlich alles in bester Ordnung. 77 Prozent der Deutschen sind nach einer neuen Umfrage des Forsa-Institutes mit ihrem Staatsoberhaupt zufrieden, 58 Prozent halten ihn für besser als Wulff. Auf solche Werte kommen sonst nur Günther Jauch, Franz Beckenbauer, Richard von Weizsäcker und Helmut Schmidt.

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Neuer Bundespräsident: Intern ging der Wechsel nicht ohne Schmerzen

Gauck selbst sagt zwar bescheiden, er übe noch. Nach den spektakulären Rücktritten seiner beiden Vorgänger allerdings ist das schwer schlingernde Amt unter ihm erstaunlich schnell zurück in ruhigeres Wasser gekommen – zumindest nach außen hin. Intern ging der Wechsel nicht ohne Schmerzen ab. Einer angesehenen Berliner Journalistin, die Wulff als Sprecherin gedient hatte, stellte der neue Hausherr kühl den Stuhl vor die Tür und auch in der FDP, die für Gaucks Kandidatur sogar den Bruch der Koalition in Kauf genommen hatte, staunten viele nicht schlecht über die ersten Personalentscheidungen des Präsidenten.

Bürger Nummer eins: Der frühere DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck ist Deutschlands designiertes Staatsoberhaupt. Er wird neuer Bundespräsident.
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Joachim Gauck: Bürger Nummer eins
Foto: dpa-Archiv

Von Amtschef David Gill über den persönlichen Referenten und den Planungschef bis zur neuen Pressechefin Ferdos Feroudastan hat der von Liberalen und Konservativen ins Amt getragene Gauck seine Leute bisher fast ausnahmslos und ziemlich freihändig aus dem rot-grünen Milieu rekrutiert. Dabei sind freie Dienstposten, wie der Personalrat ihm daraufhin schroff schrieb, auch in Schloss Bellevue „grundsätzlich auszuschreiben“.

Von alledem bekommen die Menschen, die Joachim Gauck bei seinen Reisen durch die Republik trifft, nichts mit. Wie bei seinem Antrittsbesuch gestern in Hessen erleben sie einen Präsidenten, der noch immer ein wenig mit der neuen Rolle kokettiert, die ihm da plötzlich im zweiten Anlauf zugefallen ist. Der aufmerksam zuhört, die protokollarische Distanz zwischen dem ersten Mann im Staate und seinem Volk gerne mit kleinen Scherzen überwindet und ganz beiläufig über die Zwänge redet, die ihm nun auferlegt sind: „Früher konnte ich jederzeit offen meine Meinung sagen und damit auch mal ordentlich anecken. Heute vertrete ich meine Standpunkte zurückhaltender, denn ich bin hier nicht privat.“

Das erste Köhlersche Prinzip, der kalkulierte Konflikt mit der Politik, verträgt sich nicht mit seinem Amtsverständnis. Auch ein Satz wie der von Richard von Weizsäcker, der Minister und Abgeordnete in seinem Groll einst als „machtversessen und machtvergessen“ beschrieb, käme ihm nie über die Lippen. Ungerecht und billig findet Gauck diese Kritik und etwas zu sehr auf den flüchtigen Beifall aus. Der Verdruss über die Politik, sagt er, „ist zu groß, als dass ich ihn noch fördern möchte“.

Gauck will gesellschaftliche und politische Themen anstoßen

Das Deutschland, von dem er träumt, ist eines, in dem die Menschen sich wieder engagieren, einen neuen Gemeinsinn entwickeln und die Parteien nicht mehr als lästiges Übel begreifen, sondern als unverzichtbaren Teil einer funktionierenden Demokratie: „Ohne sie wären wir nicht da, wo wir heute sind.“

Gauck, der gelernte Pastor, ist ein Mann des Wortes – und musste doch lernen, seine Worte sorgsamer zu wägen. Was ein schnell dahingesagter Satz in der aufgeregten Berliner Medienwelt alles auslösen kann, hat er nicht nur nach seinem Sommerinterview im ZDF bemerkt, in dem er Angela Merkel freundlich, aber bestimmt empfahl, ihre Europapolitik den Menschen doch etwas besser zu erklären.

Als Gauck dann auch noch hinzufügte, er sei schließlich keine Ersatzregierung, wurde ihm das endgültig als Retourkutsche in Richtung der Kanzlerin ausgelegt, von der jeder weiß, dass sie nach Wulffs Abschied gerne einen anderen im Präsidialamt gesehen hätte.

Eine Zusage der Kanzlerin reizt ihn zum Widerspruch

Auch ihre Zusage, Israels Existenzrecht sei Teil der deutschen Staatsräson, reizte das neue Staatsoberhaupt früh zum Widerspruch. Dieses Wort, stichelte Gauck am Rande seiner eigenen Israel-Reise im Mai, könne die Kanzlerin noch „in enorme Schwierigkeiten“ bringen. Unausgesprochen schwang darin die Sorge mit, die Bundeswehr könnte womöglich in den Nahost-Konflikt oder einen Krieg mit dem Iran hineingezogen werden.

Auf der anderen Seite ist es genau diese direkte, unverstellte, gelegentlich etwas eigensinnige Art, die Gauck so populär macht und die die Zeit vor kurzem mit „leutseliger Intellektualität“ beschrieben hat. Wirkten Wulff und Köhler bei ihren Auftritten immer ein wenig spröde und ungelenk, so formuliert ihr Nachfolger präzise und plakativ. Gauck spricht, wenn man so will, in Bildern. So wie bei dem kleinen Konzert, das die Augsburger Domsingknaben im vergangenen Sommer im Schloss Bellevue für ihn gaben, und bei denen der Präsident sich anschließend mit den ergriffenen Worten bedankte, die Musik „öffnet Türen in unserer Seele, die sonst verschlossen blieben“.

Wenn es sein muss, kann der 73-Jährige allerdings auch Klartext. „Euer Hass ist unser Ansporn“, schleuderte er den Rechtsextremen schon in seiner ersten Rede als Bundespräsident entgegen, diesen „Verrätern der Demokratie“.

Auch den bekanntesten Satz seines Vorgängers Christian Wulff, der Islam gehöre zu Deutschland, hat Gauck schnell relativiert: Nicht der Islam, findet er, sei ein Teil der Bundesrepublik, wohl aber die Muslime, die hier leben.

Joachim Gauck bagatellisiert Sexismus-Debatte

Zuletzt irritierte er viele Frauen, als er den öffentlichen Umgang mit FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle und dessen Chauvi-Sprüchen an einer Hotelbar im Spiegel als „Tugendfuror“ kritisierte.

Das Diplomatische, das Gestanzte und die strengen Vorgaben des Protokolls sind seine Sache eben nicht. Er brauche, sagt Joachim Gauck, seine eigenen Worte. Die Redenschreiber des Präsidenten haben es deshalb schwerer als die all seiner Vorgänger – zumal vor wichtigen Reden auch seine Lebensgefährtin Daniela Schadt, eine Journalistin, noch ihren ganz eigenen Blick auf die Texte wirft.

Eine geschliffene Rede findet nur ein verhaltenes Echo

Dennoch war das Echo auf seine erste große programmatische Rede im Februar eher verhalten, als Gauck sich mit der europäischen Krise und den Ohnmachtsgefühlen der Menschen beschäftigte und dabei auch seine ganz persönlichen Zweifel beschrieb: „Wir ringen nicht nur um unsere Währung“, sagte er da. „Wir ringen auch mit uns selbst.“

Es war ein geschliffener, wohltemperierter und im Vorfeld mehrfach überarbeiteter Vortrag, bei dem am Ende zwar jeder Satz saß, in dem Gauck allerdings auch deutlich mehr Fragen aufwarf als er Antworten gab. Der frühere Grünen-Chef Reinhard Bütikofer klagte gar: „Er verbreitet Gemeinplätze, die vor ihm jeder andere auch schon benutzt hat.“ Europa soll auch in den nächsten vier Jahren ein großes Thema seiner Präsidentschaft sein – aber nicht das einzige.

Freiheit, Verantwortung, die Menschenwürde und die Menschenrechte: Anders als Wulff, der selbst ernannte Integrationspräsident, sucht Gauck nicht gezielt nach der Lücke, in der er sich profilieren kann.

Auch an die verändernde Kraft großer Reden scheint der neue Präsident, obschon selbst ein ausgezeichneter Redner, in der Zeit der flüchtigen digitalen Kommunikation nicht mehr so recht zu glauben.

Seiner Analyse der europäischen Befindlichkeit vor 200 Gästen im Schloss Bellevue will er deshalb noch eine Diskussion mit Schülern und Studenten über die nachlassende Anziehungskraft Europas und die Perspektiven der EU folgen lassen. Da ist Gauck, der Präsident, noch ganz Gauck, der Pastor: Er überzeugt, vor allem, im Gespräch.

Eine seiner Aufgaben als Staatsoberhaupt, hat er einmal gesagt, sei es, „den Menschen Zutrauen zu vermitteln“. Dazu aber muss man miteinander reden und nicht übereinander.

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