Eine Tempolimit-Initiative soll das Land der Raser zähmen
Mehr Sicherheit und weniger Abgase: Wie eine Initiative die Politik doch noch zu einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen bewegen will.
In Franken und Schwaben wird so schnell gerast wie nirgends sonst auf deutschen Autobahnen. Auf der A9 zwischen Nürnberg und Ingolstadt brettern die Autos am fränkischen Örtchen Lohen im Schnitt mit 160 Kilometern pro Stunde über den Asphalt. Auf der A8 zwischen Augsburg und dem Autobahnkreuz Ulm ziehen die schnellsten zehn Prozent der Fahrer mit durchschnittlich Tempo 204 am Städtchen Burgau vorbei. Das geht aus Daten des Navigationsgeräteherstellers TomTom hervor.
Tempolimit: Raser sollen eingebremst werden
Ein Bündnis aus Umweltverbänden, der Unfall-Opferhilfe und der Gewerkschaft der Polizei will die Schnellfahrer einbremsen. Sie nehmen einen neuen Anlauf für die Einführung eines allgemeinen Tempolimits auf den Schnellstraßen in ganz Deutschland. „Wir sind davon überzeugt, dass sich mit einem Tempolimit 130 die Zahl der Unfalltoten und Schwerverletzten auf den Autobahnen in Deutschland deutlich reduzieren lässt“, sagte der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft von Nordrhein-Westfalen, Michael Mertens, bei der Vorstellung der Initiative.
Obwohl Autos immer sicherer werden, geht die Zahl der Unfalltoten auf den Autobahnen nicht zurück. Seit zehn Jahren kommen dort pro Jahr rund 400 Menschen ums Leben. Laut Mertens sterben 300 davon auf Abschnitten ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. „Ein Tempolimit rettet Leben“, schlussfolgert Mertens.
Neben der Sicherheit stellen die Umweltverbände vor allem auf den Kampf gegen die Erderwärmung ab. Deshalb verlangen die Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und der ökologische Verkehrsclub sogar eine allgemeine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 120. Beim Durchdrücken des Gaspedals wird besonders viel Sprit verbrannt und dementsprechend mehr klimaschädliches Kohlendioxid in die Luft geblasen.
Durch die Schülerproteste für Klimaschutz sieht sich das Umweltlager im Aufwind. „Frau Merkel, handeln Sie! Nehmen Sie die Forderungen der Schüler, der Wissenschaftler und der Bevölkerung ernst und machen Sie den Weg für ein Tempolimit frei“, drängte Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch die Kanzlerin. Der Umweltschützer ist in der Union ungelitten, weil er sie mit seinen Klagen seit mehreren Jahren vor sich her treibt. Nach den Berechnungen der Klimaschützer lassen sich mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h pro Jahr drei Millionen Tonnen CO2 einsparen. Der gesamte Verkehrssektor steht pro Jahr für rund 170 Millionen Tonnen, weshalb der Effekt zum Schutz des Planeten eher klein wäre.
Umweltministerin macht sich für ein Tempolimit stark
SPD-Bundesumweltministerin Svenja Schulze macht sich dennoch für ein Tempolimit stark. „Ich halte es für sinnvoll, weil es den CO2-Ausstoß senkt und den Verkehr beruhigt“, sagte die SPD-Politikerin unserer Redaktion. „Der Verkehrsminister weigert sich aber, darüber nachzudenken“, warf sie ihrem CSU-Kabinettskollegen Andreas Scheuer vor. Der Minister wollte sich auf Anfrage nicht noch einmal zur Thematik äußern. Scheuer hatte das Tempolimit zu Jahresbeginn als wider „den gesunden Menschenverstand“ abgekanzelt.
Für die Union stieg Fraktionsvize Ulrich Lange (CSU) in den Ring, um Scheuer zu verteidigen. „Pauschale Verbote und Einschränkungen sind nicht der richtige Weg, um Klimaschutz voranzubringen. Darum ist auch die Diskussion um ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen nicht zielführend“, sagte er. Er plädierte dafür, die Geschwindigkeit durch elektronische Verkehrszeichen der Wetter- oder Verkehrslage anzupassen.
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Na ja, ich kann es schon nachvollziehen, dass eine geringere Geschwindigkeit sicherlich wenigere schwere Unfälle bedeuten würde, dass ist für jeden gesunden Menschenverstand durchaus nachvollziehbar.
Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit ist sicherlich nicht die einzige und entscheidende Lösung, um tödliche Unfälle zu reduzieren. Am Beispiel der LKW Unfälle sind hier auch die Punkte, Ablenkung, Eintönigkeit und geringer Abstand entscheidend.
Ich selber fahre auch - wenn es möglich ist - lieber schneller als langsamer, das liegt wohl bei vielen Deutschen im Blut. Und ja Geschwindigkeitsbeschränkung ist für die Deutschen das gleiche wie bei den Amis "Waffenverbote". Keiner will es, obwohl jedem klar ist, dass es besser wäre.
Solange das so ist, wie es ist - vielleicht ändert das Thema Elektromobilität etwas - sollte die Regierung eher Autobauer verpflichten, Systeme einzubauen, die den Mindestabstand und die Geschwindigkeitsbeschränkung automatisch einhalten, Verhindern, dass man einen Spurwechsel macht, wenn die linke oder rechte Spur belegt ist und davor sorgen, dass es alternativen für den LKW durch die Bahn gibt. Generell bei der Bahn, sollten die Preise eigentlich halbiert werden, zu mindestens im Regionalverkehr, damit es als ernste Alternative auch gesehen und genutzt wird.