„Er wollte Ausländer töten“
Der Täter von Bottrop fuhr mit seinem Auto mehrfach in Personengruppen. Auch hinter einer Messerattacke im britischen Manchester steht offenbar Fremdenhass
Die Tat eines 50-Jährigen, der in der Silvesternacht in Bottrop mit seinem Auto in eine feiernde Menschenmenge gefahren ist, hatte nach Erkenntnissen der Behörden einen fremdenfeindlichen Hintergrund. „Es gab die klare Absicht von diesem Mann, Ausländer zu töten“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag in Bottrop. Das sei in den ersten Vernehmungen des Festgenommenen deutlich geworden. Der Mann aus Essen sei deutscher Staatsbürger.
Die Ermittler sprechen nun von insgesamt vier Tatorten und mindestens fünf Verletzten. Der Mann habe in der Silvesternacht in der Nachbarstadt Essen noch ein viertes Mal probiert, in eine Personengruppe zu fahren. Dabei sei eine Person leicht verletzt worden, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag in Bottrop.
Zuvor waren auf dem Berliner Platz in Bottrop kurz nach Mitternacht mindestens vier Personen verletzt worden, als der Mann in die Menge der Feiernden fuhr. Eine 46 Jahre alte Frau habe zeitweilig in Lebensgefahr geschwebt, sagte Reul. Auch ein Kind sei verletzt worden. Zwei weitere Versuche des Mannes, Passanten anzufahren, schlugen fehl. Hier kamen die Menschen mit dem Schrecken davon.
Die Ermittler haben nach eigenen Angaben „erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers“.
Das Jahr 2019 war erst wenige Minuten alt. Die Menschen auf dem zentralen Berliner Platz in Bottrop hätten ausgelassen gefeiert, berichtete ein Augenzeuge am Tag danach. Dann zeigt der Mann ein Video: Zu sehen ist das Auto, das in die Menschenmenge fährt. Es rollt vergleichsweise langsam, dadurch können sich noch relativ viele Menschen in Sicherheit bringen.
Die Polizei hält sich mit Aussagen zum genauen Tatablauf zunächst zurück. Ein erster Zeuge wird nach Darstellung der Behörden um 0.03 Uhr auf den silbernen Wagen des 50-Jährigen aufmerksam. Auf einer Zufahrtsstraße zur Bottroper Innenstadt habe das Fahrzeug plötzlich auf den Fußgänger zugehalten, berichten die Ermittler. Doch der Passant konnte sich retten.
Der 50-Jährige fuhr weiter in Richtung Stadtzentrum, und wenig später kam es zu dem folgenschweren Zwischenfall auf dem Berliner Platz. Wie genau die Tat dort abgelaufen ist, wollen die Ermittler mithilfe von Zeugenaussagen noch rekonstruieren. Doch klar ist: Der Autofahrer fuhr in eine Gruppe von Menschen, die dort ausgelassen den Jahreswechsel feierten. Mindestens vier Menschen wurden verletzt, einige schwer. Unter den Verletzten sind auch Syrer und Afghanen, wie die Ermittler mitteilen.
Anschließend sei der 50-Jährige nach Süden in Richtung seiner Heimatstadt Essen geflüchtet. Dort habe er noch einmal versucht, gezielt in eine Menschengruppe zu fahren, die an einer Bushaltestelle stand. Passiert ist dabei wie durch ein Wunder nichts. „Vielleicht sind Leute weggerannt, vielleicht hat das aus anderen Gründen nicht funktioniert. All das zu klären, ist jetzt unsere Aufgabe“, sagte eine Polizeisprecherin.
Kurze Zeit später nahm die Polizei den Mann fest. Schon dabei habe er sich fremdenfeindlich geäußert, erklärten die Behörden.
Auch bei einer Messerattacke am zentralen Bahnhof im britischen Manchester am Montagabend geht die Polizei inzwischen von einem terroristischen Hintergrund aus. Einsatzkräfte hatten am Montagabend einen 25 Jahre alten Mann am Bahnhof Victoria in Manchester festgenommen. Er soll zuvor drei Menschen mit einem Messer an einem Tram-Bahnsteig verletzt haben. Nach Angaben einer örtlichen Zeitung berichteten Augenzeugen, der Angreifer habe „Allah“ gerufen. Über die Nationalität des Mannes war zunächst nichts bekannt.
Einem Augenzeugen zufolge hatte der Angreifer mit einem großen Küchenmesser auf seine Opfer eingestochen, wurde aber rasch von herbeieilenden Polizisten mithilfe von Pfefferspray und einem Elektroschocker überwältigt. „Wir überprüfen seinen geistigen Gesundheitszustand angesichts dessen, wie irre und willkürlich die Attacke war“, wurde ein Polizeisprecher zitiert. Ein Faktor bei den Ermittlungen sei auch die räumliche Nähe zum Ort des Bombenattentats von 2017, hieß es. Am 22. Mai 2017 hatte ein islamistischer Selbstmordattentäter 22 Besucher eines Popkonzerts in den Tod gerissen. (dpa)
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