Erfindet sich Trump jetzt neu?
„Arbeitsurlaub“ endet als politisches Desaster
Wenn der US-Präsident Donald Trump heute in das frisch renovierte Weiße Haus zurückkehrt, kann man die Bilanz seines zweiwöchigen „Arbeitsurlaubs“ durchaus unter dem Begriff verheerend summieren. Nach seinen umstrittenen Äußerungen zur rechtsextremen Gewalt in Charlottesville und dem Abgang seines ultrarechten Chefstrategen Steve Bannon könnte Trump wohl einen Neuanfang brauchen. Mit Spannung wird deshalb der morgige Auftritt des Präsidenten vor seinen Anhängern in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona erwartet.
Sein bisheriger populistischer Chefstratege Bannon erklärte in einem Interview, die Präsidentschaft Donald Trumps in ihrer bisherigen Form sei Geschichte. „Die Trump-Präsidentschaft, für die wir gekämpft und die wir errungen haben, ist vorüber“, sagte Bannon. Die moderaten Kräfte im Kongress würden nun Oberwasser gewinnen. Trump werde es noch schwerer haben, seine Agenda durchzusetzen. „Das republikanische Establishment hat kein Interesse daran, dass Trump Erfolg hat“, sagte Bannon. „Sie sind keine Populisten, keine Nationalisten, sie haben kein Interesse an seinem Programm. Null.“
Der 63-jährige Bannon hatte Mitte der Woche im Gespräch mit einem Journalisten die Nordkorea-Politik Trumps konterkariert, indem er eine militärische Option zur Lösung des Konflikts kategorisch ausschloss. Trump habe wütend reagiert, berichteten Medien. Bannon stand zudem seit geraumer Zeit im Verdacht, vertrauliche Informationen aus dem Weißen Haus an Medien weitergegeben zu haben.
Bannons Abgang war der Höhepunkt einer extrem turbulenten Woche in Washington, in der Trump wegen seiner Reaktion auf rechtsextreme Auswüchse in der Stadt Charlottesville ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war. Auch Republikaner warfen ihm vor, Rassisten und Extremisten nicht eindeutig verurteilt zu haben.
Am Wochenende äußerte sich Trump nun lobend darüber, dass am Samstag genau eine Woche nach der Eskalation der Gewalt von Charlottesville zehntausende Menschen in der US-Ostküstenmetropole Boston friedlich gegen Rassismus und Hass demonstrierten: „Ich möchte den vielen Protestierenden in Boston applaudieren, die ihre Stimme gegen Bigotterie und Hass erheben“, schrieb Trump auf Twitter. „Unser großartiges Land ist seit Jahrzehnten geteilt. Manchmal muss man protestieren, um zu heilen, und wir werden heilen und stärker sein als je zuvor!“
Sein umstrittener Ex-Berater Bannon will dem Präsidenten weiter dienen und kehrt zu seiner umstrittenen rechtspopulistischen Nachrichtenseite Breitbart zurück. In leitender Funktion, so kündigte er an, werde er „weiterhin für Trump in den Krieg ziehen“. (afp, dpa, AZ)
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