Wenn das Schuldenland Italien wirtschaftlich weiter abrutscht, wartet auf Deutschland nach der Corona-Krise ein neues und heftiges Euro-Schuldendesaster.
Für manchen mag es unerträglich sein, angesichts der aktuellen Mega-Krise über die nächste nachzudenken. Doch das ist alternativlos, wie es Angela Merkel nennt. Das Adjektiv „alternativlos“ gebrauchte die Kanzlerin am 19. Mai 2010 im Bundestag. Damals sagte sie zu den Bemühungen, die wackelnde Eurogemeinschaft zu stabilisieren: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.“ Diese sicher nicht von der Hand zu weisende Einschätzung ließe sich passend zur Sitzung der Eurogruppe so ergänzen: Scheitert Italien, scheitert der Euro und damit Europa.
Daher muss Europa mit Deutschland und Frankreich auf den Vordersitzen alles daransetzen, dass die nächste Krise nach der Corona-Krise nicht ein Euro-Schuldendesaster wird, mit Italien als Ausgangspunkt. Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der selbst für den Internationalen Währungsfonds Modelle zur Krisenvorhersage entwickelt hat, warnt zwar vor solchen Prognosen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das nächste Finanzbeben von Italien ausgeht, ist aber durchaus gegeben. Das lehrt schon der Blick auf volkswirtschaftliche Kennziffern der hinter Deutschland und Frankreich drittgrößten Wirtschaftsmacht der Eurozone: So sitzt das Land auf einem gigantischen Schuldenberg von 2,7 Billionen Euro. Und der Monte Pumpo, wie man ihn flapsig nennen könnte, wächst in Corona-Zeiten weiter.
Euro: Italien bräuchte nach der Corona-Krise eine wirtschaftliche Radikalkur
Das Bruttoinlandsprodukt ist in Italien als einem besonders durch die Pandemie gebeutelten Land im vergangenen Jahr um 8,8 Prozent eingebrochen, während es in Deutschland 5,0 Prozent waren. Dabei liegt die Jugendarbeitslosigkeit in dem südeuropäischen Staat bei katastrophalen rund 30 Prozent und die Industrieproduktion um 19 Prozent unter dem Wert, als der Euro eingeführt wurde.
Weil auch noch die italienischen Banken instabil sind, bleibt nur eine Diagnose: Der neue italienische Chefarzt Mario Draghi kommt nicht umhin, dem Land eine Radikalkur zu verordnen, um nach Corona die Wirtschaftskraft deutlich aufzupäppeln. Damit müsste er die ökonomischen Selbstheilungskräfte aktivieren, etwa indem der verkrustete Arbeitsmarkt aufgebrochen wird, die ineffiziente Verwaltung eine Frischzellenkur erfährt und zumindest ein Plan aufgelegt wird, wie der Monte Pumpo unter die Zwei-Billionen-Grenze gedrückt wird.
Die Wirtschaft nach Corona: Griechenland ist nicht das Haupt-Europroblem
All diese alternativlosen Schritte wären auch im heimischen Interesse. Denn Italien und Deutschland bilden eine ökonomische Schicksalsgemeinschaft, sind wir doch für das Land bei weitem der wichtigste Handelspartner und Italien rangiert für uns hier auf Platz fünf. Deutschland ist also zur Solidarität mit Italien verdammt.
Denn viele Unternehmen beider Länder, etwa aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau, sind innig verbunden. Umso ernster wiegt es, dass Italien für 21 Prozent der Gesamtverschuldung der EU-Staaten steht, während das bei Griechenland nur 2,8 Prozent ausmacht. Das maßgebliche Euro-Problem liegt nicht in Athen, sondern in Rom. Dort trägt mit „Super-Mario“ ein Mann die Verantwortung, der keine finanziellen Hemmungen kennt, um ein System abzusichern. Als Chef der Europäischen Zentralbank hat er exzessiv Staatsanleihen kaufen lassen, damit unbelehrbare Haushaltssünder wie sein Heimatland weiter munter den Monte Pumpo nach oben schichten können.
Draghi ist kein Reformer, sondern ein Stabilisierer – und das um jeden Preis. Er wird seinem Land wie zuvor der Eurozone Zeit erkaufen. Das ist besser als nichts, löst aber kaum das zentrale Problem des Staates. Es sollte einen stutzig machen, wenn ausgerechnet Ober-populist Silvio Berlusconi Draghi laut feiert: „Er hat den Euro gerettet, er wird auch Italien retten.“
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https://www.manager-magazin.de/politik/europa/italien-hohe-privatvermoegen-brauchen-keine-eurobonds-a-1306445.html
>> Grund genug für mich, die Zahlen genauer anzuschauen. Denn wenn man so vehement eine Besteuerung der Privatvermögen in dem Land, das um solidarische Hilfe bittet, ablehnt und zugleich kein Problem darin sieht, hiesigen Steuerzahlern zusätzliche Lasten aufzubürden, muss es ja wirklich ein Ding der Unmöglichkeit sein. <<
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155734/umfrage/wohneigentumsquoten-in-europa/
Italien hat eine Wohneigentumsquote von 72% !
Sehr guter Artikel. Das zeigt zu was Europa verkommen ist. Europa findet immer dann statt, wen Deutschlanz zahlt. Der Rest pickt sich die Rosinen heraus.
“Jetzt müssen sie zahlen”
Die französische Tageszeitung Le Figaro zu den Maastrichter Verträgen 1992
https://www.achgut.com/artikel/falsche_freunde11
Italien scheitert wegen des Euro. Ein gemeinsamer Währungsraum funktioniert nur bei gleicher Wirtschaftskraft. Andernfalls Muss es Transferzahlungen geben. Italiener sind nicht arm. Im europäischen Vergleich liegen sie weit vor Deutschland. Sie leisten sich aber einen armen Staat und zahlen darf dafür jetzt Deutschland. So funktioniert Europa niemals. Man könnte auch sagen :
Wenn der Euro NICHT scheitert, dann scheitert Europa. Die Währung entwickelt sich immer mehr zum Spaltpilz, neben vielen anderen Themen.
Warum? Zuerst mal sollte man die deutschland-internen Schieflagen gerade biegen. Ob das der Halbgott Herkules schaffen würde - da sind Zweifel angebracht.
... und nur mal so zum Thema „Alternativlos“.
Wer sich dieser Diktion der Kanzlerin unterwirft hat auch schon seinen Verstand an der Garderobe abgegeben und die Marke in Mülleimer geworfen.
Wiese soll „Europa scheitern“ wenn der Euro scheitert? Es sind noch nicht mal alle EU-Länder im Euro drinn. Wieso wird hier das eine mit dem anderen verschmolzen?
Und vielleicht ist ja Italien oder wahlweise eines der anderen massiv überschuldeten Mittelmeer-Länder „Schuld“ an der Krise, sondern diese Währung, die eingeführt wurde, ohne der Leistungsfähigkeit der einzelnen Volkswirtschaften Rechnung zu tragen. Der Verlust der Steurungsfähigkeit zwischen unterschiedlichen Währungen wiegt doch sichtbar schwerer, als die Vorteile durch das Weglassen des Umrechnens.
Das es Verträge gibt, die eine Schuldenunion ausdrücklich ausschließen, scheint heute auch schon keinen mehr zu interessieren.
Frau Bundeskanzlerin ist 2010 mit dem Kopf durch eine Wand gebrochen, nur um sich einer noch viel massiveren gegenüber zu sehen. Das ist ihr auch damals schon geweissagt wurden. Das die sich vom Acker macht, bevor das Wirken ihrer „alternativlosen“ Entscheidungen richtig sichtbar ist, kann man ja noch nachvollziehen. Richtig dunkel wird es jedoch, wenn man die möglichen Nachfolger betrachtet. Die haben noch nicht mal mehr etwas „alternativloses“ anzubieten
Monte Pumpo? Echt jetzt. Oder bisschen viel Vino Rosso gestern?
Aber mal zum Inhaltlichen:
Wie genau soll jetzt Deutschland Italien helfen? Mal ein Gedanke dazu, wenn wir schon müssen, wäre hilfreich.