Feuerpause bringt kaum Entspannung
Auch Türkei hält sich nicht an Waffenruhe
Trotz einer von Russland ausgerufenen Feuerpause haben die Einwohner der syrischen Rebellenenklave Ost-Ghuta auch am Mittwoch nicht gewagt, die Region zu verlassen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, es sei an den Rebellen zu „handeln“, nachdem die syrische Regierung „humanitäre Korridore“ geschaffen habe. Zwar hörte am Dienstagvormittag das Bombardement von Ost-Ghuta weitgehend auf, doch wagte es keiner der Einwohner, von den „humanitären Korridoren“ Gebrauch zu machen, die Russland und die syrische Regierung eingerichtet hatten.
Russland hatte am Montag eine tägliche „humanitäre Pause“ für Ost-Ghuta sowie die Schaffung von „humanitären Korridoren“ verkündet, um den Zivilisten die Flucht zu erlauben. Die fünfstündige Feuerpause sollte erstmals am Dienstag gelten. Zwar ging die Gewalt in Ost-Ghuta insgesamt zurück, doch verstießen beide Seiten wiederholt gegen die Feuerpause. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete begrenzte Geländegewinne der Regierungstruppen. Allein seit dem 18. Februar wurden in der letzten Rebellenenklave bei Damaskus knapp 600 Zivilisten getötet, fast ein Viertel davon Kinder. In der Region an den Toren der Hauptstadt leben seit 2013 rund 400000 Menschen unter Belagerung. Der UN-Sicherheitsrat hatte am Samstag mit der Zustimmung Russlands eine landesweite 30-tägige Waffenruhe für Syrien beschlossen, doch syrische Regierungstruppen fühlen sich daran nicht gebunden. Auch aus Moskau hieß es, die Waffenruhe gelte nicht für Ost-Gutha, weil dort terroristische Milizen bekämpft würden.
Auch die Türkei fühlt sich bei ihrer Offensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in der nordsyrischen Region Afrin nicht an die Resolution gebunden. Aus ihrer Sicht handelt es sich bei der YPG ebenfalls um eine Terrororganisation, die von der Waffenruhe ausgenommen sei. Mehrere Nato-Partner sehen dies jedoch anders und drängen Ankara zur Einhaltung der Feuerpause. Die USA sind mit der YPG im Kampf gegen die IS-Terrormiliz seit langem verbündet. (afp, AZ)
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