FDP kontert Kritik von Nobelpreisträger Stiglitz
Exklusiv Die FDP steht hinter ihrem Parteichef Christian Lindner und reagiert auf die Kritik des Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz.
FDP-Chef Christian Lindner will Finanzminister werden. Und weil die FDP die Partei ist, die Unternehmer wählen, trifft es sie, wenn ihr zwei renommierte Ökonomieprofessoren die Kompetenz absprechen. Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze haben Lindners Vorstellung zur Haushaltsdisziplin als „eine Anhäufung konservativer Klischees einer vergangenen Ära“ attackiert. Die beiden Gelehrten tun das in der Wochenzeitung Die Zeit und haben ihren Gastbeitrag mit der Überschrift versehen: „Es wäre ein Fehler, ihm seinen Wunsch zu erfüllen.“
Schatzmeister der FDP: "Kritik an Christian Lindner ist schlichtweg falsch"
Aus der FDP meldet sich nun Schatzmeister Harald Christ zu Wort, um dem Angriff der Gelehrten zu entgegnen. „Die Kritik von Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz und seinem Kollegen Adam Tooze an Christian Lindner ist schlichtweg falsch“, sagte Christ im Gespräch mit unserer Redaktion. Es brauche einen Finanzminister, der dafür Sorge trage, dass privates Kapital bei den Mammutaufgaben wie der Bekämpfung des Klimawandels mobilisiert werde. „Wer Christian Lindner in den Sondierungen, im Wahlkampf und bei seiner Arbeit als Fraktionsvorsitzender erlebt hat, weiß um seine Fähigkeiten und seine Kompetenz“, legte Christ nach.
Wirtschaftsnobelpreisträger Stiglitz fordert massive öffentliche Investitionen
Stiglitz und Toose sprechen sich dafür aus, dass der Staat öffentliche Investitionen massiv erhöht und die europäischen Haushaltsregeln gelockert werden. Nur so könnten die Herausforderungen bewältigt und Europa zusammengehalten werden. Auch unter deutschen Ökonomen gibt es Verfechter dieses Ansatzes. Die Anwälte der Gelddisziplin sind nicht mehr tonangebend.
Neben Lindner bewirbt sich auch Grünen-Co-Chef Robert Habeck um den Ministerposten. Er hält ein staatliches Investitionsprogramm von 50 Milliarden Euro pro Jahr für nötig, um den Staat zu modernisieren, Schulen, Straßen und Schienen zu reparieren und den Klimawandel zu bremsen. Habeck will das Geld über einen öffentlichen Investitionsfonds auftreiben, der dafür die Kredite aufnimmt. Die Liberalen halten es für sinnvoller, die Aufgaben über private Investitionen zu finanzieren.
Die Diskussion ist geschlossen.
Letztendlich geht es um eine zentrale Frage in diesem Diskurs: Haushaltsdisziplin, dafür steht Lindner, oder die Schulldenbüchse weiter öffnen, dafür stehen z.B. die beiden Nobelpreisträger. Ich glaube, daß, wie so oft im Leben, auch hier ein Mittelweg der Königsweg sein könnte.