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Flüchtlinge
13.11.2015

Betteln um Betten - Es wird noch enger in Donauwörth

In einer früheren Garage auf dem Donauwörther Kasernengelände steht Stockbett an Stockbett. Eine Familie legt ein Puzzle, um sich die Zeit zu vertreiben.
Foto: Bernhard Weizenegger

Wohin mit all den Flüchtlingen? Ständig muss improvisiert werden, damit jeder ein Dach über dem Kopf hat. Es fehlen Computer, Pensionäre müssen aushelfen. Überall sind Baustellen.

Noch gibt es nicht mal ein Büro auf dem Gelände der ehemaligen Alfred-Delp-Kaserne in Donauwörth. Die Pforte – im Bundeswehrjargon „Hauptwache“ genannt – erfüllt notdürftig diesen Zweck. Ein schmaler Tisch, ein paar schäbige Stühle und zwei Kopiergeräte auf der Fensterbank sind die einzige Ausrüstung. Heimleiterin Alexandra Reinhardt, ihre Mitarbeiterin Monika Jorde und die Leute vom Sicherheitsdienst füllen Formulare und Listen über ankommende, zu versorgende und wieder abreisende Flüchtlinge handschriftlich aus. Der Pass – sofern es ihn gibt – wird abgenommen und dafür der Durchschlag eines Aufnahmescheins ausgehändigt: Name, Sprache, Geschlecht und Geburtsdatum stehen darauf. Auch ein Foto wird gemacht. Computer und Internet gibt es in der Donauwörther Not-Erstaufnahme bisher nicht.

1000 Menschen, die in Bussen größtenteils direkt von der Grenze oder aus München kommen, sollen künftig in den bundeseigenen Immobilien aufgenommen, gesundheitlich untersucht und dann weiterverteilt werden. Die politische Entscheidung über die Aufstockung auf 1000 Plätze fiel urplötzlich Anfang dieser Woche – ein Zugeständnis der Staatsregierung an die Kommunen, die den größten Teil der Flüchtlinge aufnehmen müssen. Wenigstens die Turnhallen, die zu Notquartieren umfunktioniert sind, sollen möglichst bald wieder den Sportlern gehören. Deshalb also 1000 statt 600 Plätze in der Erstaufnahme in Donauwörth. Die Nachricht war ein Schock für alle, die für die praktische Umsetzung sorgen müssen. Denn auch beim Staat funktioniert schon jetzt alles nur mit viel Improvisation.

Alfred-Delp-Kaserne ist innen sanierungsbedürftig

Als die Bundeswehr vor zwei Jahren aus der Alfred-Delp-Kaserne abzog, wurden die Gebäude leer geräumt. Von außen sehen sie intakt aus, innen sind sie sanierungsbedürftig, die sanitären Anlagen marode. Container mit Toiletten und Duschen dienen als Ersatz. In den Gebäuden sind Rohre einfach zerbröselt, weiß Alfred Schneid, 66, der seit Oktober in der Kaserne organisatorische „Hilfsdienste“ erledigt, wie er es bescheiden nennt. Der frühere Verwaltungschef des Bezirks Schwaben und stellvertretende Dillinger Landrat ist einer von mehr als 40 Ruhestandsbeamten aus der Region, die in den Staatsdienst zurückgekehrt sind, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen. „Die Menschen tun mir leid, sagt er. „Aber wenn man die Massen sieht, ist es kaum noch zu organisieren.“ Auch ein Jahr nach Eröffnung der Not-Erstaufnahme ist das Kasernengelände noch voller Baustellen. Sogar Stromleitungen waren gekappt worden, weil man davon ausging, dass die Häuser bald abgerissen würden.

Trotzdem gelang es irgendwie, hier anfangs im wöchentlichen Rhythmus 100, später 150 Flüchtlinge durchzuschleusen. Mittlerweile ist eine Kapazität von 550 Plätzen erreicht, die Aufenthaltsdauer hat sich verlängert. Statt einer Woche vergehen bis zur Abwicklung aller Formalitäten zwei Wochen und mehr. Monika Jorde versucht immer noch, sich die Namen der Ankömmlinge einzuprägen. Bald wird das nicht mehr möglich sein. Immer mehr verschwinden die Menschen hinter Zahlen.

Donauwörth ist ab 15. Dezember reguläre Erstaufnahme-Einrichtung

Am Montag soll ein weiteres Gebäude bezugsfertig sein – eine Turnhalle, in der genau 272 Betten Platz haben. Auf dem Lkw stehen sie schon bereit, sagt die Heimleiterin erleichtert. Stockbetten zu beschaffen, sei inzwischen schwer. Diese hier wurden in der Türkei bestellt.

Die Halle ist als Notunterkunft deklariert – ein Vorgeschmack auf den 15. Dezember. Ab diesem Datum ist Donauwörth als reguläre Erstaufnahme-Einrichtung vorgesehen. Regulär heißt: Busse kommen nicht mehr nach Voranmeldung, wie es bisher im Idealfall war.

Wenn es gelinge, den Termin auch nur für die bis vor ein paar Tagen geplanten 600 Plätze einzuhalten, sei das „sportlich“, meint Reinhardt. Sie ist eine Frau mit fröhlicher Ausstrahlung, die früher in der Krankenhausverwaltung tätig war. Seit Jahren managt sie für die Regierung von Schwaben mehrere Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis Donau-Ries parallel. Reinhardt ist es gewohnt, unvorhergesehene Probleme zu lösen, und sie bezieht auch mal die Matratzen selbst, wenn Not am Mann ist. Doch momentan sei es schwer, das zu erfüllen, was „von oben“ angeordnet wird. „Alles fühlt sich an wie ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Trend geht zur Anmietung von gewerblichen Objekten

1000 Plätze – das heißt, es wird noch enger in Donauwörth. Und das eigentliche Problem ist trotzdem nicht gelöst. Der Druck auf Regierung und Kommunen, gemäß ihren Quoten Wohnraum für dauerhafte Unterkünfte zu schaffen, bleibt der gleiche. Der Trend geht deshalb schon seit einer Weile zu gewerblichen Objekten mit hunderten von Plätzen. In Neu-Ulm wird ein leer stehender Baumarkt umgerüstet, im Lechfeld verhandelt man über die Anmietung von Lagerhallen, im Gewerbegebiet von Welden (Landkreis Augsburg) wird ein altes Fabrikationsgebäude hergerichtet, das nur Oberlicht hat. Der ehrenamtliche Helferkreis dort ist in Sorge, dass die Wohnverhältnisse Aggressionen fördern könnten. Je 20 Leute sollen sich einen Raum mit Stockbetten teilen. Umstritten ist auch der Umbau eines ehemaligen Möbelhauses in Bad Wörishofen zu einer weiteren Erstaufnahme-Einrichtung für 400 Leute – gegen das Votum des Stadtrats. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, der Kurbetrieb dürfe nicht gestört werden.

Wer als Flüchtling kommt, muss seine Illusionen über Deutschland begraben. Komfort ist in einer Erstaufnahme-Einrichtung nicht vorgesehen. „Einen Platz zum Schlafen und etwas zu essen – mehr gibt es hier nicht“, sagt Heimleiterin Reinhardt in Donauwörth nüchtern. Acht bis zehn Betten pro Soldatenstube mit einer Toilette, einer Dusche und einem Waschbecken sind in der Kaserne der Normalfall. Auch in der früheren Garage der Heizzentrale steht Stockbett an Stockbett. Nur der Fluchtweg ist frei.

Intimsphäre durch hellblaue Spannbetttücher

Etwa 60 Menschen – Männer, Frauen und viele Kinder – schlafen und „wohnen“ im Moment hier. Sie haben noch Glück, denn nur die unteren Betten sind gerade belegt. Um wenigstens etwas Intimsphäre zu schaffen, sind sie mit hellblauen Spannbetttüchern zugehängt. Auf den oberen Etagen turnen Kinder herum oder legen zum Zeitvertreib ein Puzzle. Verbesserungen sind vorerst nur in Nuancen möglich. Reinhardt will Spielgeräte anfordern. Etwas mehr Freiraum wird es auch geben, sobald die Kasernen-Kantine wieder nutzbar ist. Gegessen wird nämlich noch in einem kleinen Nebenraum der Garage – oder auf der Bettkante. „Ein Hygieneproblem“, sagt die Heimleiterin.

Auch das Gebäude für die medizinische Untersuchung ist noch nicht verfügbar. Bei der Ankunft könne nur auf akute Fälle reagiert werden, sagt Reinhardt. Wer Fieber hat oder sonstige Auffälligkeiten, wird zum Arzt oder ins Krankenhaus gebracht. Zum systematischen Gesundheitscheck müssen die Flüchtlinge zum Gesundheitsamt gebracht werden. Der Organisationsaufwand ist groß, zumal sich die eigentliche Schaltstelle bei der Regierung von Schwaben in Augsburg befindet.

Neue Mitarbeite mit Zeitverträgen werden eingestellt

Dort regelt das sogenannte AE-Team (Aufnahme-Einrichtungs-Team) alles, was mit der Aufnahme und Weiterverteilung der Flüchtlinge im ganzen Regierungsbezirk zusammenhängt. „Busse, Kuriere, Catering, Gesundheitsuntersuchungen, Security“, zählt Ulrike Glas auf. Sie ist eine der Teamleiterinnen in der rund 100-köpfigen Mannschaft und auf Überraschungen aller Art gefasst: „Dass wir drei Busse mehr kriegen zum Beispiel, oder dass ein Bus nur halb voll ist.“ Plötzlich werden mehr Betten gebraucht oder weniger Essensportionen, oder bei einer Frau, der man die Schwangerschaft nicht angesehen hat, setzen die Wehen ein. Über den Büroalltag in einer Behörde geht das alles weit hinaus. „Vielseitig“ sei ihre Arbeit „und eine Herausforderung“, sagt Glas. Was ihr am meisten helfe, sei ihr früherer Job in der Dispo eines Dienstleistungsunternehmens, und was sie am meisten motiviere, sei der Teamgeist der Kollegen.

Es ist eine bunt gemischte Truppe, die das Räderwerk am Laufen hält: Stammpersonal aus dem Sachgebiet 14 (Flüchtlingsbetreuung, Integration), neu eingestellte Mitarbeiter mit Zeitverträgen, vorübergehend abgeordnete Kräfte aus anderen Bereichen der Regierung und reaktivierte Ruhestandsbeamte, die wie Alfred Schneid tageweise im Einsatz sind. „Wenn nicht alle im Team weit mehr leisten würden als ihre Pflicht, würde es nicht funktionieren“, sagt er.

Schritt in die Illegalität ist für Flüchtlinge klein

In einem winzigen Mansardenbüro mit Blick auf Augsburger Dächer und Kirchtürme gibt Lothar Roser, 62, die Daten von handschriftlich ausgefüllten Aufnahmescheinen in das EDV-System Easy ein. Auch er ist ein Rückkehrer in den Staatsdienst. Dabei ist der frühere Vizechef der Augsburger Polizei-Inspektion Mitte eigentlich kein Schreibtischtyp. Er hat am liebsten mit Menschen zu tun, und er braucht Bewegung. Marathonläufe sind seine Leidenschaft. Aber er will auch helfen, dass „Ordnung ins System“ kommt. Und das geht nur am Computer. Erst wenn ein Flüchtling gespeichert ist, kommt sein Verfahren in Gang. Der erste Schritt ist die Büma – die Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender. Sie ist Passersatz und Eintrittskarte zu einer Flüchtlingsunterkunft. Aber es sind Regeln zu beachten. Was in der dazugehörigen Belehrung steht, „ist knallhart“, sagt Roser. In 80 Sprachen von Albanisch bis Vietnamesisch ist der Text verfügbar, damit kein Betroffener sagen kann, er habe es nicht verstanden.

Roser weiß, wie klein für einen Flüchtling der Schritt in die Illegalität sein kann. Wer eigene Wege geht, weil er sein Stockbettenlager nicht mehr erträgt, verpasst womöglich die Frist, innerhalb der er sich bei einer bestimmten Aufnahmeeinrichtung melden muss. Juristisch wird er so behandelt, als ob er bereits abgelehnt worden wäre.

Dass Aufgenommene einfach verschwinden, sei besonders im Sommer keine Seltenheit, erzählt Roser. „Die Menschen sind auf der Flucht, sie haben ihren eigenen Lebensplan“, fügt er verständnisvoll hinzu. Wenn es kalt wird, tauchen manche wieder auf. Das Problem hat dann Alexandra Reinhardt. Denn das Bett in der Erstaufnahme ist längst wieder belegt.

Regierungsbezirke müssen Flüchtlinge nach diesem Schlüssel aufnehmen

Oberbayern 33,9 Prozent
Niederbayern 9,6
Oberpfalz 8,8
Oberfranken 8,9
Mittelfranken 13,5
Unterfranken 10,8
Schwaben 14,5

So viele Migranten müssen die schwäbische Städte und Landkreise unterbringen

Stadt Augsburg 16,3 Prozent
Stadt Kaufbeuren 2,6
Stadt Kempten 3,9
Stadt Memmingen 2,6
Landkreis Aichach-Friedberg 6,9
Landkreis Augsburg 13,1
Landkreis Dillingen 5,1
Landkreis Donau-Ries 7,1
Landkreis Günzburg 6,6
Landkreis Lindau 4,3
Landkreis Neu-Ulm 8,8
Landkreis Oberallgäu 8,1
Landkreis Ostallgäu 7,3
Landkreis Unterallgäu 7,3

In Oberbayern gelten unter anderem folgende prozentualen Anteile:

Stadt Ingolstadt 3,3 Prozent
Stadt München 30,0
Landkreis Eichstätt 2,9
Landkreis Landsberg 2,6
Landkreis München 7,2
Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 2,1
Landkreis Pfaffenhofen 2,7

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13.11.2015

Was soll das Gejammere, Mama Merkel schafft das schon! Es ist ein Armutszeugniss vom Staat, wenn nach Wochen noch kein PC vorhanden ist und das Gejammere mit der Registrierung an den Grenzen unerträglich. Z.B. an den Flughäfen München oder Frankfurt, werden täglich mehr als 30.000 Menschen kontrolliert und abgefertigt, 5-10000 Personen an den Grenzen zu registrieren ist nicht möglich?