Französische Spendenaffäre wird immer verzwickter
Paris (dpa) - Die französische Affäre um die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt wird immer verzwickter. Ein neu aufgetauchtes Dokument scheint zu belegen, dass das Ehepaar Bettencourt Nicolas Sarkozy und seine Partei 2006 mit 30 000 Euro unterstützt hat.
Dies geschah vermutlich rein rechtlich einwandfrei, widerspricht aber früheren Aussagen des Vermögensverwalters Patrice de Maistre. Das Online-Magazin nouvelobs.com veröffentlichte ein entsprechendes Schreiben von de Maistre. Ob es darüber hinaus auch illegale Spenden gab, was Zeugenaussagen vermuten lassen, bleibt weiterhin ungeklärt.
De Maistre empfahl dem Ehepaar Bettencourt, vier verschiedene Schecks auszustellen, um die legale Höchstgrenze für Spenden von Einzelpersonen nicht zu überschreiten. Beide Ehepartner sollten je einen Scheck an einen Verein zur Unterstützung von Sarkozy und je einen für die Partei ausstellen. Der heutige Arbeitsminister Eric Woerth sollte die Schecks am Parteisitz der UMP in Empfang nehmen.
Sollte sich die Echtheit des Schreibens bestätigen, stünde dies im Widerspruch zu der früheren Aussage von de Maistre, dass er sich vor den Regionalwahlen 2010 nicht um die Finanzierung von Politikern gekümmert habe. De Maistre hatte weiterhin behauptet, mit Woerth keine direkten Beziehungen unterhalten zu haben.
Unterdessen forderte Françoise Bettencourt-Meyers, die Tochter der alten Dame, erneut die Entmündigung ihrer Mutter. Die heimlichen Mitschnitte von Gesprächen zwischen Liliane Bettencourt und de Maistre hätten belegt, dass die Mutter nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gewesen sei, betonte der Anwalt der Tochter nach einem Bericht von nouvelobs.com am Mittwoch. Ein ähnlicher Antrag war im vergangenen Jahr abgewiesen worden, weil Bettencourt eine medizinische Untersuchung verweigerte.
Bettencourts Fotografenfreund François-Marie Banier, der die Affäre selbst mit ins Rollen gebracht hatte, bestätigte erstmals indirekt, dass Bettencourt ihm insgesamt eine Milliarde Euro geschenkt habe. Der größte Teil davon sei allerdings in Lebensversicherungen angelegt, auf die er keinen Zugriff habe, betonte er in einem vorab veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift "L'Express" (Donnerstag). Er habe außerdem mehrfach abgelehnt, wenn Bettencourt ihm Wohnungen, Gemälde oder Schmuck überlassen wollte.
Die großzügigen Geschenke erklärte er damit, dass Bettencourt ihm habe beibringen wollen, wie man mit großen Summen umgeht. Er dementierte, dass die reichste Frau Frankreichs ihn habe adoptieren wollen. Ihrer Tochter warf er vor, aus Eifersucht Lügengeschichten zu verbreiten.
Dass Bettencourt über ihren Vermögensverwalter dem heutigen Arbeitsminister Eric Woerth Bargeld habe zukommen lassen, halte er für undenkbar. "Liliane fasst kein Geld an. Ich habe sie niemals mit einem Geldbündel oder einem Umschlag gesehen", sagte er. Er äußerte sich jedoch nicht zu der Frage, ob sie möglicherweise einen entsprechenden Auftrag erteilt haben könnte.
Den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy habe er nur ein einziges Mal gesehen, sagte Banier. "Ich habe ihm gesagt, dass er mich an meinen kleinen Bruder erinnert, ich fand ihn sehr lustig", erinnert er sich.
Die französische Justiz hatte ein Verfahren gegen Banier vorläufig eingestellt, als die heimlichen Mitschnitte des Hausangestellten aufgetaucht waren. Ein Gericht entschied nun, dass die damit befasste Richterin die Mitschnitte auswerten dürfe.
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