CDU-Hoffnungsträger Friedrich Merz macht einen Fehler, wenn er darauf beharrt, noch Teil der Mittelschicht zu sein.
Die journalistischen Fragesteller haben ganze Arbeit geleistet: Friedrich Merz ist ihnen in die Falle gegangen – zunächst hatte er nur daran geschnuppert. Am Wochenende ist sie zugeschnappt, so sehr der Kandidat für den CDU-Vorsitz das auch kleinzureden versucht. Bekanntlich hatte der Sauerländer am Mittwoch auf die Frage, ob er Millionär sei, nicht frank und frei geantwortet: „Ja und ich bin stolz darauf, schließlich habe ich mich nach oben gearbeitet.“ Nein, das verkniff sich Merz in einer Gesellschaft, über die nicht nur der Politikwissenschaftler Klaus Schroeder urteilt: „Sozialneid ist typisch deutsch.“
Der in eher konservativen CDU-Kreisen als Hoffnungsträger, ja, beinahe wie einst Martin Schulz in der SPD als Messias gehandelte Merz, wirkte auf diese absehbare Frage nach seinen dicken Einkünften für einen Polit-Profi erstaunlich unvorbereitet. Merz kam ins Schwimmen und meinte, er liege jedenfalls nicht unter der Millionengrenze und würde sich zur „gehobenen Mittelschicht“ zählen. Einmal gesagt, kommt der 63-Jährige aus der Mittelschichts-Nummer nicht mehr raus, auch wenn die Begründung dafür kaum stichhaltig erscheint. Zwar sagt er nun unverblümter: „Heute verdiene ich rund eine Million Euro brutto.“
Für Merz zählen Werte der Mittelschicht und keine ökonomischen Größen
Merz bleibt aber der sonderbaren Selbsteinschätzung treu, er gehöre damit immer noch der gehobenen Mittelschicht an. Der Jurist macht sich zu eigen, dass der Begriff „Mittelschicht“ nicht eindeutig festgelegt ist, sondern je nach Auffassung mal mehr von der Gehaltsseite oder mal mehr von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe definiert wird. Um ja nicht den bei vielen CDU-Wählern aus der Mittelschicht negativ besetzten Stempel „Oberschicht“ aufgedrückt zu bekommen, erklärt Merz, für ihn sei die gesellschaftliche Mitte keine rein ökonomische Größe und fügt hinzu: „Ich habe von meinen Eltern die Werte mitbekommen, die die Mittelschicht prägen: darunter Fleiß, Disziplin, Anstand, Respekt und das Wissen, dass man der Gesellschaft etwas zurückgibt, wenn man es sich leisten kann.“
Wenn er die Begriffe „Oberschicht“ und „Oberklasse“ höre, denke er an Menschen, die viel Geld oder eine Firma geerbt hätten und damit ihr Leben genießen würden. „Das ist bei mir nicht der Fall.“ Zum einen darf man hoffen, dass auch Merz trotz aller Aufsichtsrats-Mandate wie für den riesigen US-Vermögensverwalter Blackrock gelegentlich noch sein Leben genießen kann. Zum anderen schätzt er den Aufstieg vieler Unternehmer falsch ein: Denn ein Reinhold Würth etwa startete in der Mittelklasse mit 19 Jahren nach dem Tod seines Vaters durch und verwandelte die Schrauben-Großhandlung in einen weltweit tätigen Konzern. Längst gehört der Aufsteiger zur Oberschicht, was er nicht bezweifeln würde.
Merz klammert sich verzweifelt an Zugehörigkeit zur Gesellschaftsmitte
Doch Würth ist Unternehmer und kein Politiker. Letzterer Berufsgruppe haftet es leider in Deutschland als Makel an, reich zu sein: Das weckt Misstrauen. Deswegen klammert sich Merz verzweifelt daran, gerade noch der Mittelschicht anzugehören, auch wenn das für einen Mann, der eine Million Euro brutto im Jahr verdient und laut Spiegel zwei Flugzeuge besitzt, unglaubwürdig erscheint. Merz mag sich gefühlt ja von seinen Werten zur Mittelschicht zählen, was psychologisch verständlich ist, nur er gehört klar der Oberschicht an, so, wie die meisten Menschen diese Klasse sehen.
Der Jurist hat nach dem Ausscheiden aus der Politik seine Bekanntheit und sein Netzwerk eingesetzt, um viel Geld zu verdienen und sozial einen Schichten-Wechsel zu vollziehen. Das ist ein positives Beispiel dafür, dass die deutsche Gesellschaft trotz aller sozialen Barrieren immer noch durchlässig ist. Auf all das hätte Merz, wenn er ehrlicher zu sich selbst und seinen politischen Freunden in der CDU wäre, hinweisen können. Ja, es wäre dem Mann im zweiten politischen Frühling gut gestanden, zu fordern, dass auch der Aufstieg in die Mittelschicht in Deutschland wieder leichter möglich sein müsse. So steht Merz als Mann da, dem der Mumm abgeht, offen zu seinem sozialen Status zu stehen. Darüber wird sich sicher besonders seine Konkurrentin Annegret Kramp-Karrenbauer freuen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Wer sich selbst der Oberschicht zuordnet, ist jemand, der auch meint intelligent zu sein und dadurch auch hoch suspekt.
Friedrich Merz, der Schattenmann. Mann der Finanzvermehrung. Nicht etwa ein gestandener Mann der Wirtschaft.
Sein Vermögen, sein Einkommen ist gleichgültig, dass er es verdeckt lassen wollte und will, gehört zu seinem Lebenslauf. Der anti-transparente Lobbyist. Man schaue sich seine Lebensstationen an.
Er benennt Tugenden der gehobenen Mittelklasse, die er zu seinem Eignen gemacht habe. Fishing for compliments.
Diese Tugenden müssen etwas ganz besonderes sein, denn der normale Bundesbürger ist von ihnen wohl weniger betroffen? Suggeriert Merz. Und verkennt, dass viele Bürger mit ihrer Alltagslast, z.B. bei alleinerziehende Mütter, Leistungen erbringen müssen, die diesen Staat aufrecht erhalten.
Ist es von Bedeutung, dass einem Steinbrück einstmals jeder Zuverdienst negativ angelastet wurde? Nein.
Ist es wichtig, dass Merz nicht am Hungertuch nagt? Nein.
Wichtig ist, zu erkennen, dass sich hier jemand um die Führung dieser Republik bewirbt, der sich politisch bisher nicht erklärt. Denn seine Fähigkeit in Sachen Finanzen besagt nun gar nichts über sein Vermögen, Politik zu gestalten.
Stefan Stahl beschreibt ihn richtig an seiner eigenen Messlatte: Fleiß, Disziplin, Anstand, Respekt. Diese Messlatte gilt aber für Millionen Bundesbürger.
Seinen politischen Rahmen hat er aber noch nicht beschrieben. Deshalb der Schattenmann.
Warum erwähnt man bei Herrn Merz die Flugzeuge, vergisst aber bei AKK das?
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kramp-karrenbauer-vergleich-von-homo-ehe-und-inzest-13627824.html
P.S.: Das muss man wissen um zu verstehen, warum Herr Spahn eine Gegenkandidatur zu AKK gestartet hat.
Sie hat doch gar nicht so unrecht mit ihrer These. Wer hätte sich vor 30 Jahren vorstellen können, dass es einmal möglich sein könnte, dass Gleichgeschlechtliche heiraten? Und warum genau sollte es sich - ggf. sogar wirtschaftlich bedingt - nicht in die Richtung entwickeln, dass mehrere Menschen miteinander verheiratet sind? Wäre es nicht sinnvoller, ein oder zwei weitere Partner bildeten mit einem bestehenden Ehepaar ein polygames und zieht die Kinder gemeinsam groß als dass man sich erst mal in Wut und Hass trennen muss, dabei in den finanziellen Ruin steuernd - also nur als Möglichkeit für die, die das wollen.
Ebenso ist es mit dem Inzest. Für erwachsene Geschwister wurde das schon oft hinterfragt. Alles ist möglich, wenn nach und nach ehemalige Tabus gebrochen werden, denn die Gesellschaft entwickelt sich weiter und politische Protagonisten brauchen neue Visionen und Forderungen, mit denen sie sich in Szene setzen können.
Eines aber kann man als ziemlich sicher annehmen: Wäre Jens Spahn als Homosexueller nicht persönlich betroffen, wäre er der allererste, der die Ehe von Gleichgeschlechtlichen in Bausch und Bogen verdammt hätte. Er gibt sich persönlich verletzt, hat aber noch nie Skrupel gehabt andere vor dem Kopf zu stoßen. Erinnert sei nur an seine Einlassungen zu künstlichen Gelenken für sehr alte Menschen.
Was spricht gegen einen zukünftigen Politiker, der sich in der Wirtschaft schon bewährte?
Wird etwa Leistung in unserem Staat mittlerweile bestraft?
Leistung ja, aber bitte ein Salair Limit und vorher schön die Medien und womöglich noch Chlorophyll Parteien konsultieren
@ HANS M.
Spätestens dann, wenn sich jemand in der Demokratie um ein politisches Amt bewirbt, geht es die Öffentlichkeit sehr wohl etwas an, auf wessen Gehaltsliste er bzw. sie steht und stand sowie für welche Tätigkeit er wie viel einstreicht. Der Offenlegung solcher persönlichen Umstände hat sich Merz in seiner Zeit als "Volksvertreter" immer widersetzt. Man ahnt inzwischen warum.
Das lässt sehr wohl Rückschlüsse darauf zu, ob er künftig seine Fähigkeiten zum Wohl des gesamten Volkes einsetzen wird, eher nur für die Interessen einer bestimmte Kaste tätig wird, den Boden zur Förderung der eigenen Karriere bereitet bzw. vor allem an die Vergrößerung des eigenen Besitzstandes denkt.
Ich finde, das Menschen, die ein höheres Einkommen verdienen, die fähigeren Politiker sein können als die, die nur immer ihr Politikersolär bekommen haben und nur die Befähigung zu einen Posten ist doch wichtig und nicht sein Vermögen. Um das Wirtschaftsunternehmen BRD zu führen muß man eine Ahnung von Wirtschaft haben.
Ach Gott, das Neidargument. Warum muss es Neid sein, wenn man die Umverteilung von unten nach oben nicht richtig findet? Warum nicht Gerechtigkeitsgefühl?
Und warum genau sollte man annehmen, dass jemand, der von dieser Umverteilung profitiert hat, diese abstellen wird, wenn er in politisch verantwortlicher Position ist.
Ahnung von Blasen und Tuten hat Herr Merz sicher. Nur ob davon die ärmere Mehrheit unserer Gesellschaft profitieren wird, daran darf gezweifelt werden.
Typisch deutsch: schon wieder so eine Neid-Debatte. Merz hat Geld verdient, mehr als die meisten Hierzulande. Was ist daran falsch? Zeigt jedenfalls, dass er weis wie's geht und nicht gerade der dümmste ist. Wir brauchen Leute in der Politik die mit anpacken und von "Tuten und Blasen" Ahnung haben. Sobald jemand weitaus mehr Geld verdient als der Durchschnitt, wird bei uns hier immer so getan als wenn dies verwerflich ist und verdammt werden muss. Die Medien tun das Ihre dazu bei wenn sie, wie hier, schreiben, dass er u.a. 2 Flugzeuge besitzt. Wenn er sich leisten kann, gerne. Geht aber eigentlich niemanden etwas an.
Ob Unter-, Mittel- oder Oberschicht - das absolut Perverse in diesem aus dem Ruder gelaufenen Schweinesystem Kapitalismus ist, dass Typen wie Merz als Lobbyisten - die nur wegen politischer Kontakte aus ihrer Zeit als gewählte "Volksvertreter" gefragt sind - astronomische Summen einstreichen, während andere in Krankenhäusern und Pflegeheimen Menschen die Wunden versorgen oder in Altenheimen die Leute aus ihrer eigenen Scheiße holen und dafür mit einem Hungerlohn nach Hause gehen.
Wenn solche Marionetten des Großkapitals dann noch in Talkshows rumhocken und ihre sittenwidrige Geldscheffelei auch noch mit eigener Hände Arbeit zu rechtfertigen versuchen, ist das die größte Wählerverdummung.
Das sehe ich auch so. Friedrich Merz hätte mit seinem Talent und mit seinem Beruf auch die Möglichkeit gehabt mit Fleiß und Ausdauer ein gut verdienendes Mitglied der Mittelschicht zu bleiben. Aber er strebte unbedingt nach höherem und mehr Kohle. Das ist sein gutes Recht nur soll er uns doch bitte jetzt nicht erzählen, dass er diesem 'Höheren' jetzt nicht mehr verbunden, wenn nicht gar verpflichtet wäre, wäre er in der Politik wieder maßgeblich verantwortlich.
https://www.merz-stiftung.de/home/
Man sollte selbst entscheiden, ob eine Presse die von 2 Flugzeugen spricht, aber diese Stiftung nicht nennt seriös ist.
Warum soll es denn Herrn Merz anders ergehen als den Kanzlerkandidaten Steinbrück und Schulz? Was ist schon fair oder seriös?
Die Einrichtung einer Stiftung kann verschiedene Gründe - keineswegs nur soziale - haben.
Das übertragene Vermögen bleibt ungeschmälert erhalten, da bei sog. gemeinnützigen Stiftungen weder Erbschafts- noch Körperschafts-, noch Schenkungssteuern anfallen. Bis zu einem Drittel des Stiftungseinkommens kann für die Familien-Absicherung - der Rest muß für den Stiftungszweck verwendet werden. Vermögenszuwendungen an die Stiftung kann der Stifter als Spende bei seiner Einkommensteuer absetzen.
Vor einer Einstufung sollte man erst mal die Skala definieren.
3-stufig > Unter-, Mittel-, Oberschicht ? Oder mehr Stufen?
Oder will mancher Herrn Merz unbedingt mit russischen Oligarchen und Ölscheichs in eine Gruppe setzen?
Eigentlich sollten bei einer Bewertung von Kandidaten deren Leistung und Befähigung im Vordergrund stehen. Nichts anderes. Und wenn jemand zugunsten eines "hohen Einkommens" auf ein "sehr hohes Einkommen" verzichtet, dann sollte auch das grundsätzlich positiv bewertet werden.
Tatsächlich aber scheint es, dass wir von einer solchen Sicht der Dinge noch weit entfernt sind. Es wäre fatal, wenn Friedrich Merz deshalb scheitern würde.