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"Gastarbeiter"
05.10.2021

Vor 60 Jahren kamen die ersten türkischen "Gastarbeiter"

55 türkische Gastarbeiter kamen im November 1961 auf dem Flughafen in Düsseldorf an. Sie waren die ersten von 400 Bergleuten aus der Türkei, die sich für ein Jahr Arbeit in Deutschland verpflichtet haben.
Foto: Wolfgang Hub, dpa

1961 schloss Deutschland ein Anwerbeabkommen mit der Türkei ab. Heute schauen die Kinder der "Gastarbeiter" selbstbewusst auf die Leistung ihrer Eltern – eines von ihnen ist Cem Özdemir.

Als potenzieller baden-württembergischer Ministerpräsident wurde er schon gehandelt, als Minister könnte er in eine künftige Regierung einziehen – Cem Özdemir gilt als einer der erfolgreichsten grünen Politiker dieses Landes. Bei der Bundestagswahl stieg er nun sogar zum Stimmenkönig auf: Kein Direktmandat im Südwesten hat mehr Erststimmen geholt als der 55-Jährige. Auf ihn entfielen 40,0 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis Stuttgart I, nicht einmal die CDU konnte das toppen. Ein besonderer Moment, nicht nur für Özdemir selbst. Denn seinen Sieg widmete er der ersten Generation der "Gastarbeiterinnen" und "Gastarbeiter", denen, die aufgrund ihrer Herkunft immer wieder beweisen mussten, dass sie dazugehören. Sie seien nach Deutschland gekommen, hätten hier hart gearbeitet und zum allgemeinen Wohlstand beigetragen, sagt Özdemir.

60 Jahre ist es her, dass die ersten türkischen Arbeiter nach Deutschland kamen – Özdemirs Vater gehörte zu den ersten. Seit 1955 hatte die Bundesrepublik Anwerbeabkommen mit mehreren Ländern geschlossen, am 30. Oktober 1961 mit Ankara. Regionen wie das Ruhrgebiet waren Motor des Wirtschaftswunders, viele Arbeiterinnen und Arbeiter waren unter Tage oder in Fabriken eingesetzt. Die Arbeits- und Lebensbedingungen waren extrem. Plackerei ohne Schutzvorkehrung, Demütigung und Ausbeutung hatte Undercover-Reporter Günter Wallraff 1985 im Bestseller "Ganz Unten" angeprangert. Dafür hatte er zwei Jahre als vermeintlicher türkischer Arbeiter Ali malocht.

Die Türken bekamen eine "Hau-ab-Prämie"

Als die Bundesrepublik 1973 einen Anwerbestopp verhängte, lebten etwa vier Millionen "Gastarbeiter" in Deutschland, ein knappes Drittel in Nordrhein-Westfalen. Rechtsradikale Parteien wie die Republikaner und die NPD hetzten. Die Bundesregierung wollte ihre Rückkehr 1980 bis 1983 mit einem finanziellen Anreiz forcieren. Die Türken nannten das damals "Hau-ab-Prämie": Es gab einige tausend D-Mark und eine Auszahlung der angesparten Rentenbeiträge nach einem halben Jahr. Trotzdem blieben viele in Deutschland. Heute leben etwa 2,8 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland. An diesem Dienstag sollen die Verdienste der "Gastarbeiter" bei einem Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin gewürdigt werden.

Cem Özdemir im Jahr 1995 mit seinen Eltern Nihal und Abdullah in seinem Wahlkreisbüro in Ludwigsburg.
Foto: Jürgen Eis, Imago

Özdemir kennt viele Lebensläufe, die seinem ähneln: anatolischer Schwabe nennt er sich selbst. Vater Abdullah fand 1963 eine Anstellung in einer Textilfabrik im Schwarzwald. Seine Mutter Nihal, die 1964 nach Deutschland gekommen war, betrieb später eine eigene Änderungsschneiderei. "Mein Vater und meine Mutter sind Anfang der 60er Jahre nach Deutschland gekommen und haben sich hier kennengelernt", sagt der Grünen-Politiker. "Ich bin also quasi ein Produkt des Anwerbeabkommens."

Özdemirs Eltern sind in Bad Urach beerdigt

Die Türken der ersten Jahre hatten wenig Kontakte zu Deutschen, wollten nicht auffallen, muckten nicht auf, wie Haci Halil Uslucan, Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung, sagt. "Zentrales Motiv war ja, in kurzer Zeit viel Geld zu verdienen, um dann schnell zurückzukehren." Etwa drei Viertel waren Männer, ein Viertel Frauen. Junge Leute. Erst als diese dann doch blieben, ihre Familien holten, sesshaft wurden, seien sie in der Gesellschaft deutlich sichtbar geworden – mit Fragen nach Kitaplätzen, Schule, Bildung.

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Wie viel sich seither getan hat, lässt sich an Wegmarken in Özdemirs Lebenslauf gut nachzeichnen. "Meine Eltern habe ich inzwischen beide in Bad Urach beerdigt, auf dem muslimischen Teil des Friedhofs, den es mittlerweile gibt", erzählt er. "Früher wurden die Leichen noch in die Heimatländer geflogen, um dort beigesetzt zu werden." Längst haben die Kinder und Kindeskinder der ersten Gastarbeiter ein neues Selbstbewusstsein entwickelt, wissen, dass sie fest mit dem Land verbunden sind. "Meine Eltern haben wie tausende andere Migrantinnen und Migranten damals hart gearbeitet und so zum Wirtschaftswunder beigetragen", sagt Özdemir. "Rückblickend können wir darauf stolz und dankbar sein. Wir, als nachfolgende Generationen, sind heute selbstverständlich ein Teil dieses Landes und verdanken der ersten Generation viel."

Der damalige türkische Arbeitsminister Bülent Evevit (links) bei einem Besuch im Jahr 1964 mit bei Ford beschäftigten „Gastarbeitern“.
Foto: dpa

Die Zuwanderung prägt Deutschland – doch auch in der Türkei ist das Band in Richtung "Almanya" fest verankert. Der Sänger Tarkan Tevetoglu, der Regierungsberater Fahrettin Altun und der Fußball-Manager Halit Altintop sind grundverschieden. Der erste wird von Millionen Türken als Pop-Superstar angehimmelt, der zweite ist einer der einflussreichsten Männer im engsten Kreis um Präsident Recep Tayyip Erdogan, der dritte ist Teamchef der türkischen Nationalmannschaft. Doch bei allen Unterschieden verbindet die drei Männer eines: ihre Geburt in Deutschland. Wie die Biographien von Millionen anderer Türken sind die Lebensläufe des Popstars, des Präsidentensprechers und des Fußballers untrennbar mit der türkischen Massenmigration in die Bundesrepublik verbunden.

In der Türkei ist die Verbindung zu Deutschland bei vielen Menschen eng

Ob Handwerker, Taxifahrer oder Wissenschaftler: Wenn Türken mit deutschen Gästen ins Gespräch kommen, erzählen sie häufig von Verwandten oder Freunden, die in Deutschland leben. Andere verbrachten ihre Kindheit in Deutschland und zogen mit ihren Eltern in den 1980er Jahren zurück in die Türkei. "Ich musste in einen Sprachkurs, weil ich kaum Türkisch konnte", erinnert sich ein Akademiker. Weil Deutschland ein viel reicheres Land ist als die Türkei, wünschen sich manche, ihre Eltern hätten sich damals gegen eine Rückkehr entschieden. Nach dem Anwerbestopp von 1973 wurde es für Türken viel schwerer, nach Deutschland zu ziehen.

Das Image der Türken in Deutschland wird bis heute durch den Eindruck mitbestimmt, der sich bei Ankunft der ersten Generation der türkischen Arbeiter festsetzte. Viele der "Gurbetciler", wie die Auslandstürken in der Türkei genannt werden, stammten aus armen Gegenden am Schwarzen Meer oder anderen Regionen und prägten in der Bundesrepublik das Bild von den konservativen und oft auch rückständigen Türken. In der Türkei selbst ist das vielen peinlich, denn sie sehen ihr eigenes Land ganz anders. In der Türkei haben die "Gurbetciler" keinen viel besseren Ruf als in Deutschland. In Witzen erscheinen sie als neureiche Angeber, die in den Ferien in ihrem anatolischen Dorf mit deutschen Luxuskarossen protzen.

Nicht alle haben eine gute Meinung von den "Gastarbeitern"

Dennoch werden die Auslandstürken bis heute als Teil der türkischen Nation betrachtet, auch wenn jeder zweite der etwa drei Millionen türkischstämmigen Bewohner Deutschlands inzwischen einen deutschen Pass hat. Ankara schickt türkische Imame nach Deutschland, die sich dort um die Seelsorge der Türken kümmern sollen und denen in den vergangenen Jahren vorgeworfen wurde, Propaganda für die Erdogan-Regierung zu verbreiten. Seit dem Jahr 2010 kümmert sich eine eigene Regierungsabteilung in Ankara – das Direktorat für Auslandstürken (YTB) – um die türkische Diaspora in Deutschland und anderen Staaten.

Ein nicht immer einfaches Verhältnis: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei.
Foto: Ahmed Deeb, dpa

Die türkische Regierung will erreichen, dass sich die Auslandstürken in den europäischen Ländern möglichst gut integrieren und sich auch politisch engagieren – dabei aber die Loyalität zur Türkei bewahren. So sagte YTB-Direktor Abdullah Eren kürzlich, die Türken in Deutschland sollten offensiver das Recht auf türkischen Sprachunterricht in der Bundesrepublik einfordern. Schließlich gebe es 800.000 türkischstämmige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland: Ankara will verhindern, dass die neue Generation ohne Türkischkenntnisse aufwächst.

Das wünscht sich Cem Özdemir für die Zukunft

Dass das Zusammenleben nicht immer geräuschlos verläuft, weiß auch Cem Özdemir. Und das liegt nicht nur an Querschlägern aus Ankara. "Diese Geschichte von Deutschland als Einwanderungsland ist auch ein Auftrag, dafür Sorge zu tragen, dass alle gleiche Chancen auf Bildung und ein gutes Leben bekommen, egal wie der Nachname klingt", sagt er. "Und da liegt noch ein weiter Weg vor uns, was die schrecklichen Anschläge von Hanau uns traurig vor Augen geführt haben." In der hessischen Stadt ermordete ein Deutscher neun Menschen mit Migrationshintergrund – sein Motiv speiste sich aus einem tief sitzenden Rechtsextremismus.

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