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Entwicklungsminister
15.05.2020

Gerd Müller fordert in seinem neuen Buch: Wir alle müssen umdenken

Entwicklungsminister Gerd Müller im Flüchtlingscamp Nguenyyiel in Äthiopien.
Foto: Ute Grabowsky, imago images

Exklusiv Seit 2013 leitet Gerd Müller das Entwicklungsministerium. Bei uns lesen Sie bereits vor Veröffentlichung exklusive Auszüge aus seinem neuen Buch "Umdenken".

In einer Welt grenzenloser Mobilität braucht es für eine friedliche und gerechte Zukunft eine neue Verantwortungsethik und einen Paradigmenwechsel bei Wachstum und Konsum. Dazu ruft Entwicklungsminister Gerd Müller auf. Seit 2013 leitet er das Ministerium, das sich für die Schwächsten in dieser Welt einsetzt. Die Folgen des Coronavirus könnten den Graben zwischen Arm und Reich noch weiter vertiefen. "Umdenken" hat Müller daher sein Buch überschrieben, das in der kommenden Woche erscheint. Exklusiv bei uns lesen Sie vorab Auszüge aus dem Buch:

Wir wissen vieles von dem, was zu tun wäre, um die Schöpfung zu erhalten, die Erde und das Klima zu schützen, und auch um die Flüchtlingsproblematik zu lösen und die Bevölkerungsexplosion in Afrika zu stoppen. Wir alle müssen vom Reden und Kritisieren zum konkreten Handeln kommen, und dabei kann und sollte jeder seinen Beitrag leisten. Es ist möglich, eine Welt ohne Hunger, ein Leben und Wirtschaften in Frieden und im Einklang mit der Natur zu erreichen. Dies ist ein Aufruf, mitzumachen, die Welt gerechter, nachhaltiger und friedlicher zu gestalten.

Als Entwicklungsminister habe ich das Privileg, den Zustand der Welt aus nächster Nähe erleben zu können. Ich habe den Klimawandel mit eigenen Augen beobachten können, zum Beispiel in der Sahelregion in Afrika. In den fürchterlichsten Flüchtlingslagern dieser Welt habe ich viele Menschen sterben sehen und Hunger, Not und Elend erlebt. In diesen Flüchtlingslagern habe ich aber auch gelernt, dass man mit täglich 50 Cent ein Leben retten kann und dass diese Hilfe wirkt.

Gerd Müller: "Wir können und müssen die Zustände in den globalen Lieferketten ändern"

Ich kenne die Wirklichkeit. Wenn ich Kinderarbeit auf Kakaoplantagen thematisiere, dann habe ich mir selbst ein Bild von dieser Schufterei in Westafrika gemacht. Wenn ich den Einsturz der Textilfabrik 2013 in Rana Plaza (Bangladesch) kritisiere, dann habe ich mir die Missstände dort angeschaut. Das furchtbare Unglück mit mehr als 1100 Toten und die Gespräche mit Überlebenden waren für mich der Anlass, das Textilbündnis und schließlich auch den Grünen Knopf als Siegel für faire Kleidung ins Leben zu rufen.

Denn wir können und müssen die Zustände in den globalen Lieferketten ändern. Es geht nicht an, dass in den Textilfabriken, Kaffeeplantagen, Gold- und Coltanminen Kinder für unsere Produkte arbeiten und Menschenrechte für sie nicht gelten. Ich freue mich, dass ich jetzt auch in meinem Land Unterstützung bekomme, dies zu ändern, wenngleich die Widerstände nach wie vor gewaltig sind.

Ich stamme aus einer Bauernfamilie in Schwaben. Dort bin ich mit drei Geschwistern aufgewachsen. Im Sommer haben alle bei der Landarbeit mitgeholfen, auch bei den Nachbarn, wenn es notwendig war. Ich habe den größten Respekt vor dem Arbeitspensum, das meine Mutter und mein Vater auf dem Hof bewältigt haben. Deswegen vermeide ich heute das Wort Stress.

Entwicklungsminister zur Klimakrise: "Es geht um nicht weniger als den Erhalt der Schöpfung"

Wenn ich ein Vorbild habe, dann ist es mein Vater. Neben seiner Arbeit auf dem Feld und im Stall hat er sich sozial engagiert, als Kirchenpfleger und Kommunalpolitiker. Er hat für etwas gestanden, er hat dafür gekämpft und sich nicht verbiegen lassen. Das war auch mein Einstieg in die Politik, der mich bis heute prägt und mich mit den Menschen in meinem Dorf verbindet. Sie haben mich mit 21 Jahren in den Gemeinderat und zum zweiten Bürgermeister gewählt. Gemeinsam haben wir etwas bewegt und das Gefühl der Ohnmacht besiegt, nichts verändern zu können. Es reicht eben nicht aus, nur zu demonstrieren und zu kritisieren, man muss sich der Verantwortung stellen, handeln und gestalten, im Kleinen und im Großen. Fridays for Future zeigt, dass nicht nur unsere Kinder besorgt sind. Jetzt gilt es, Besorgnis und Protest in konkretes Handeln und zu politischen Ergebnissen zu führen. Es geht um nicht weniger als die Bewahrung und den Erhalt der Schöpfung für unsere Kinder und Enkel.

Wir leben heute in einer Welt, die sich immer schneller dreht. Als ich geboren wurde, gab es gut 2,5 Milliarden Menschen auf dem Globus. Bald werden es acht Milliarden sein. Jeden Tag wächst die Weltbevölkerung um knapp 230.000 Menschen. Das sind 80 Millionen Menschen im Jahr, einmal Deutschland, davon zwei Drittel in Afrika. Wir leben heute in einem globalen Dorf. Niemand kann sich heute der Globalisierung entziehen. Wenn wir in der Früh die Haare waschen, benutzen wir ein Shampoo, das Palmöl aus Indonesien enthält. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass die Regenwälder dort auch für unser Haarwaschmittel brennen? Und das Hemd, die Jeans, das T-Shirt – egal welches Kleidungsstück wir nach dem Duschen anziehen, stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Bangladesch, Äthiopien oder Myanmar. Die Schuhe schließlich kommen aus Vietnam, aus China, aus der ganzen Welt. Nur nicht aus Deutschland, hier gibt es nämlich so gut wie keine Schuhproduktion mehr.

Zu den hässlichen Gesichtern, die die Globalisierung hat, gehört auch das des Krieges. Von uns aus gesehen sind der Irak, Iran oder Syrien sehr weit entfernt. Für Mittelstreckenraketen aber beträgt die Flugdauer von dort bis nach Berlin nur 20 Minuten. Wir dürfen Kriegen und dem Einsatz von schrecklichen Waffen nicht nur mit Presseerklärungen begegnen. Der Frieden in Deutschland, den wir seit 75 Jahren genießen, wurde und wird durch das Nato-Bündnis gewährleistet. Frieden sollte aber auch den Menschen in den anderen Teilen der Welt dauerhaft gewährt sein.

Müller über die "Kehrseite der Digitalisierung"

Es gibt neue Gefahren, die unsere Sicherheit im Land bedrohen. So werden Firmen und die öffentliche Infrastruktur im Internet von Kriminellen und Terroristen angegriffen, wie zum Beispiel ein Kreiskrankenhaus in Deutschland – den Ort darf ich hier nicht nennen –, dessen Energieversorgung und IT-System komplett lahmgelegt wurden. Was das bedeutet, kann sich jeder vorstellen. Energie und Wasserversorgung, Entsorgungssysteme, Bahnhöfe und Flughäfen sind täglich Ziele von Cyberangriffen. Das ist die Kehrseite der Digitalisierung. Deshalb brauchen wir ein europaweit koordiniertes Cyberabwehrsystem.

Eine andere Qualität von Bedrohung stellt der Klimawandel dar. Der Himmel gehört allen. Er kennt keine Grenzen: nicht zwischen Deutschland und Frankreich, auch nicht zwischen Europa und Afrika. Klimagase aus China belasten die Atmosphäre ebenso wie diejenigen aus Indien. Heißt, es kann nur eine internationale Antwort auf den Klimawandel geben – oder es wird keine ausreichende Antwort auf diese Schicksalsfrage der Menschheit geben. Auch vor der gewaltigen Dimension dieser Aufgabe ist Verzagtheit falsch. Leadership und entschlossenes, mutiges Handeln in Europa sind notwendig.

Unsere nationalen Klimaziele sind selbstverständlich ein wichtiger Beitrag zum globalen Klimaschutz. Entscheidend jedoch für das Weltklima ist, was in den Schwellen- und Entwicklungsländern passieren wird, denn dort drohen in den nächsten Jahrzehnten massive Emissionssteigerungen. Genau dort brauchen wir deshalb gewaltige Technologiesprünge, die von einer Wirtschaftspartnerschaft und einer Investitionsoffensive begleitet werden müssen. Nur dann ist eine globale Energiewende möglich, die erst die unterschiedlichen Klimaschutzbemühungen erfolgreich werden lässt. Ein neuer Ansatz muss die Gewinnung von Solarenergie in der Sahara und die Produktion von grünem Wasserstoff, Methanol und klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen sein. Auch hier gilt: Jeder kann und muss sich einbringen.

Seit dem 1. Januar 2020 ist das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) klimaneutral. Wir handeln entschlossen und zeigen, dass die Umstellung gelingen kann. Alle deutschen Ministerien, Behörden und Betriebe, alle Kommunen in Deutschland können und sollten diesen Weg gehen. Das Gleiche gilt für Kirchen und Verbände und für jeden Einzelnen. Das Thema Klimaschutz wird nicht in zwei oder drei Jahren erledigt sein – es wird uns noch über Jahrzehnte begleiten. Schließlich geht es um eine Schicksalsfrage der Menschheit. Ich habe den Klimaschutz in Afrika auch zum Schwerpunktthema der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gemacht, denn dort bewirkt jeder zum Schutz des Klimas ausgegebene Euro ein Vielfaches von dem, was ein Euro für Maßnahmen in Deutschland oder Europa bewirken kann.

Was ein Scheitern in der Klimakrise bedeuten würde

Ein Scheitern in der Klimafrage bedeutet zugleich, die Frage von Krieg und Frieden aufzuwerfen – das wird viel zu oft vergessen. Schon heute verlieren Millionen von Menschen in den Dürregebieten Afrikas ihre Lebensgrundlage und kämpfen ums Überleben. Unser Wohlstand hängt davon ab, dass wir die ökologischen Systeme – das Klima, die Wälder, die Ozeane – als Grundlage unserer Zivilisation intakt halten. Für unsere Bananen, Mangos oder den Kaffee nutzen wir Landressourcen in Südamerika und unsere Wirtschaft braucht Basisrohstoffe wie Coltan oder Kobalt aus Afrika. Ohne sie funktioniert kein Smartphone, kein Computer. Und woher soll das Lithium für Millionen von Elektrofahrzeugen kommen? Stellen wir uns einen Augenblick vor, Afrika würde in einen Ressourcenstreik treten – die Bänder der Autoindustrie stünden still, bei VW in Wolfsburg ebenso wie bei BMW in München. Kein Auto, kein Computer kann ohne die Rohstoffe Afrikas produziert werden. Eine neue Partnerschaft mit Afrika ist für Europa also Chance und Herausforderung zugleich.

Die Herausforderungen, die vor uns liegen, sind enorm. Mit der Agenda 2030, den sogenannten Sustainable Development Goals (SDG), hat sich die Welt einen Weltzukunftsvertrag gegeben, den wir entschlossen umsetzen müssen. Der SDG-Katalog ist die Agenda der Weltgemeinschaft für den Weg in eine nachhaltige Zukunft. Aber einen Katalog aufzulisten ist eine Sache, ihn erfolgreich umzusetzen eine ganz andere.

Wichtig ist in jedem Fall, dass man sich nicht resigniert ins Private zurückzieht, vielleicht sogar begleitet von dem Gedanken „Nach mir die Sintflut“. Es kommt vielmehr darauf an, dass so viele Menschen wie möglich erste Schritte in die richtige Richtung tun, denn wir sind auch die erste Generation, die mit ihrem Wissen und neuen, nachhaltigen Technologien Antworten und Lösungen für die Herausforderungen besitzt, um die Vielfalt und den Reichtum der Natur auf der Erde für kommende Generationen zu erhalten. Wir müssen weg von der Negativität und hin zu neuem Mut, mit viel Tatkraft und Optimismus uns den Herausforderungen stellen und Veränderung im Denken und Handeln bewirken.

Das Buch: Umdenken. Überlebensfragen der Menschheit, Gerd Müller, 200 Seiten, ISBN 978-3-86774-649-6. Erscheint am 19. Mai, Murrmann-Verlag

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