Gewinn darf für Krankenkassen nicht alles sein
Krankenkassen kürzen bei alten, behinderten oder chronisch kranken Mitgliedern oft Leistungen. Diese Entwicklung ist bedenklich.
Heil ist die Welt der Krankenkassen nur in ihren bunten Broschüren und Werbefilmen. Da liegen junge Menschen in der Sonne und genießen das Leben. Doch wenn die Mitglieder wirklich auf ihre Krankenkasse angewiesen sind, wenn sie alt, chronisch krank oder behindert sind, gelten sie häufig nur noch als teure Kostgänger.
Dann beginnt oftmals ein langer, zermürbender und enttäuschender Verhandlungsmarathon, der nicht selten mit Ablehnungen endet. Die Zahlen des Bundesversicherungsamtes lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Entwicklung ist bedenklich
Betriebswirtschaftlich mag das durchaus sinnvoll sein. Junge Menschen bringen den Kassen Geld. Aber gesetzliche Kassen sind keine reinen Wirtschaftsunternehmen, sie haben keine Gewinnmaximierungspflicht und müssen keine Aktionäre mit ständig steigenden Dividenden beglücken. Es gilt vielmehr das Solidaritätsprinzip. Und das heißt, die Gesunden zahlen für die Kranken, die Jungen für die Alten.
So richtig es war, für mehr Wettbewerb zwischen den Kassen zu sorgen, so bedenklich ist die Entwicklung. Denn das verschweigen die bunten Bilder in den Werbeheftchen – auch die Jungen und Gesunden werden einmal alt und krank. Dann sind auch sie auf die Solidarität angewiesen.
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"Gewinn darf für Krankenkassen nicht alles sein"
Bei privatisierten Krankenhäusern, Reha- und Pflege-Einrichtungen aber schon, oder? Da ist in unserer marktkonformen Print-Medienlandschaft wenig dagegen zu lesen, dass ein guter Teil der Kassenbeiträge der Versicherten und ihrer Arbeitgeber über den Anteil der bestens lobbybetreuten, unverschämt abkassierenden deutschen Pharmaindustrie hinaus leistungslos in den privaten Taschen von Aktionären landet.
Beziehungsweise mal auf die privaten Krankenkassen angewendet: Genau die schicken doch reihenweise alte Menschen in die gesetzlichen ab, weil man dann nicht mehr so schön Gewinne einstreichen kann. Klar, dann werden die Kunden auf ein mal teuer und sind nicht mehr als Melkkühe zu gebrauchen (OK, die finanziell besonders fetten schon...). Das gesamte Gesundheitswesen gehört in dieser Hinsicht schon längst mal auf den Prüfstand. Denn bei dem, was man schwer ablehnen kann (z. B. Versorgung bei Krankheit) sollte eben gerade nicht privates Gewinnstreben die Triebfeder sein. Und zwar in der gesamten Kette.