Gibt es die Traumreisen bald nicht mehr zu Traumpreisen?
55 Prozent weniger CO2-Emission: EU-Kommissar Timmermans erklärt, wie Europa dieses Ziel erreichen kann. Seine Ausführungen beginnt er mit einem privaten Erlebnis.
Frans Timmermans ist 59, im Hauptberuf Vizepräsident der EU-Kommission und als solcher für den Green Deal in Europa zuständig. Aber der niederländische Sozialdemokrat darf sich seit ein paar Wochen auch Großvater nennen und so fiel seine Vision einer Staatengemeinschaft, die bis 2030 ihre CO2-Emissionen um nicht weniger als 55 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren will, sehr persönlich aus: „Der Anblick des kleinen Menschen hat in mir die Frage ausgelöst: Welche Welt werden wir dir hinterlassen?“ Seine Antwort darauf: „Wir müssen jetzt handeln – das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern schuldig.“
Timmermans versichert: "Es geht. Und es wird viel bringen."
Monatelang hatten die Experten seines Hauses hin und her gerechnet, ob ein derart weitreichender Umschwung in Wirtschaft und Gesellschaft, wie er mit dem Green Deal geplant ist, überhaupt möglich sein würde. Timmermans stellte die Grundzüge am Donnerstag in Brüssel vor und bilanzierte: „Es geht. Es wird viel bringen.“ Durch den Abschied von fossilen Brennstoffen werde die Luftverschmutzung bis 2030 (im Vergleich zu 2015) um 60 Prozent zurückgehen. In der Folge müssten die gesetzlichen Versicherer 110 Milliarden Euro weniger aufbringen, um die Behandlung von Krankheiten der Atemwege zu finanzieren. Flugzeuge und Schiffe sollen in den Emissionshandel einbezogen werden, was etwa dazu führt, dass alle „Pötte“ mit mehr als 5000 Bruttoregister-Tonnen, die Europas Häfen nutzen, ab 2022 für ihre Abgase zahlen müssen – ob Tanker, Container-Riesen oder Kreuzfahrt-Dampfer. Wer dann mit einem der großen Traumschiffe von Europa aus auf große Fahrt geht, wird wohl mit höheren Preisen zu rechnen haben.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den Podcast anzuzeigen
Hier kann mit Ihrer Einwilligung ein externer Inhalt angezeigt werden, der den redaktionellen Text ergänzt. Indem Sie den Inhalt über „Akzeptieren und anzeigen“ aktivieren, kann die Podigee GmbH Informationen auf Ihrem Gerät speichern oder abrufen und Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten. Die Einwilligung kann jederzeit von Ihnen über den Schieberegler wieder entzogen werden. Datenschutzerklärung
Zusätzlich wird der Emissionshandel erweitert, damit auch Gebäude und Verkehr abgedeckt werden. Neue und CO2-arme Heizungsanlagen werden gebraucht. Bei den Fahrzeugen sollen – neben strengeren Grenzwerten und mehr E-Autos – moderne Kraftstoffe zum Einsatz kommen: 2030 sollen sie einen Anteil von 24 Prozent am Spritverbrauch ausmachen. In den Ballungsräumen will die EU in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten neue Mobilitätsmodelle fördern. Soll heißen: Alles, was ohne fossile Brennstoffe fährt, wird ausgebaut.
Warum die Glühbirne verboten wurde
Denn auch das hat die Behörde mit dem EU-Parlament vereinbart: Der gesamte Etatrahmen von einer Billion Euro für 2021 bis 2027 wird dem Green Deal unterworfen. Alle Projekte müssen also einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Dazu werden fast alle EU-Gesetze überarbeitet, auch die Öko-Design-Richtlinie für Energieeffizienz. Zur Erinnerung: Glühbirnen wurde verboten, weil sie 95 Prozent des Stroms nur in Wärme verwandelten. In diese Richtung soll es weitergehen.
Trotzdem steht die EU-Behörde erst am Anfang: Denn die angedachten Maßnahmen führen zu einer Reduzierung der Emissionen um lediglich 45 Prozent. Weitere zwei Prozentpunkte bringen geänderte Vorschriften für die Wald- und Flächennutzung. Somit bleiben noch immer acht Prozentpunkte, die bis zum Erreichen des 55-Prozent-Ziels fehlen. Die wird man, wie Timmermans zugab, noch irgendwo herholen müssen.
Lesen Sie dazu auch:
- Ursula von der Leyen verschärft Klimaziel 2030 drastisch
- Facebook richtet Informations-Bereich zum Klimawandel ein
- Zerstörung des Regenwalds trifft natürlich auch uns
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.
Natürlich kann die Obrigkeit in ihrer grenzenlosen Willkür alles teurer machen. Letztenbdlich wird dasaber in den Urlaubsdestinationen bezahlt werden. Einerseits wird man die Hoteliers ausquetschen und andereseits werden weniger Touristen kommen.
Die Reisefreiheit über Steuern und Abgaben einzuschränken, halte ich für sehr gefährlich. Es ist ja nicht nur ein ganzer Wirtschaftszweig in Deutschland, der von Tourismus abhängig ist. Urlaubsländer wie Griechenland, Portugal, Spanien leben praktisch vom Tourismus. Dazu kommt die Völkerverständigung durch Reisende, die mehr bringen als ein Besuch des Bundespräsidenten. Wenn wir an einem Multilateralismus festhalten wollen, müssen wir weiter reisen können. Jeder Reisende ist ein Botschafter seines Landes.
Der Verlust von Freiheiten, durch eingeschränkte Reisemöglichkeiten, ist ein Rückschritt in das 19. Jhd.
>> Somit bleiben noch immer acht Prozentpunkte, die bis zum Erreichen des 55-Prozent-Ziels fehlen. Die wird man, wie Timmermans zugab, noch irgendwo herholen müssen. <<
Das schaffen wir leicht in 10 Jahren, nachdem uns die Spezialdemokraten schon vorher nicht erklärt haben, wie wir in 30 Jahren unseren gesamten Wohngebäudebestand CO2-neutral bekommen.