Obamas Griechenlandbesuch steht im Schatten von Trump
Schuldenberg, Ägäis, Migrationskrise: Die Athener Themenliste für Obama ist lang. Viel ausrichten können wird der scheidende US-Präsident jedoch nicht mehr, glauben die Gastgeber.
Er landete mit der berühmten Air Force One, joggte in gewohnt spritziger Manier die Gangway hinunter und jagte anschließend in einer schwarzen Limousine mit seinem gewaltigen Begleitertross durch die Innenstadt: Ja, es war tatsächlich Barack Obama, der am Dienstag nach Athen kam. Doch bei aller Begeisterung und so manch harscher Kritik am hohen Besuch und den dafür notwendigen drakonischen Sicherheitsmaßnahmen stellte sich vielen Griechen vor allem eine Frage: Welches Gewicht hat sein Wort noch in Washington - und in Europa?
Zum aktuell wichtigsten griechischen Anliegen, der Minderung des gewaltigen Schuldenbergs, der das Land zu Boden drückt, äußerte sich Obama gleich mehrfach und sehr deutlich pro Schuldenerleichterung: "Bei meiner Weiterreise werde ich gegenüber den anderen Staatsoberhäuptern unsere Pflicht betonen, dass Austerität alleine keinen Wohlstand schafft", versprach Obama dem griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos. In einer Pressekonferenz betonte er später noch, jetzt, wo die griechische Wirtschaft langsam wieder wachse, sei ein guter Zeitpunkt für solch einen Schritt.
In griechischen Medien hingegen kursieren immer wieder die Worte von Donald Trump zum griechischen Problem. In verschiedenen Interviews soll der künftige US-Präsident gesagt haben, Griechenland hätte nie der Eurozone beitreten dürfen, müsse abgeschrieben werden und sei überhaupt Europas Problem; Deutschland solle sich darum kümmern.
Von Journalisten darauf angesprochen, ob das in Zukunft die Haltung der Vereinigten Staaten sei und wie es überhaupt dazu kam, dass Trump gewählt wurde, holte Obama weit aus und ließ die vergangenen acht Jahre Revue passieren, angefangen bei den gewaltigen wirtschaftlichen Problemen der USA zu Beginn seiner Amtszeit. "Dem Land geht es jetzt unbestritten besser", bilanzierte er.
Der Stimmungswechsel in der Bevölkerung für die Wahl von Trump habe viele Gründe gehabt, womöglich nicht zuletzt, dass er selbst lange im Amt gewesen sei und die Menschen deshalb "etwas bewegen" wollten. "Wir werden sehen, ob die Gründe (für Trump) die Überlegungen der Menschen bei den nächsten Wahlen beeinflussen." Er jedenfalls fühle sich nicht verantwortlich dafür, was Trump sage oder tue.
Um das Thema Trump kommt Obama bei seiner letzten Europareise als amtierender Präsident also nicht herum. Doch bei einigen Themen kann er zumindest die Griechen beruhigen. So versicherte er: "Die Nato ist der Grundpfeiler unserer gemeinsamen Sicherheit. Sie sorgt für Kontinuität selbst dann, wenn wir in den USA den Übergang zu einer republikanischen Regierung erleben."
Auch lobte er die hohen Militärausgaben seiner Gastgeber, die selbst in Krisenzeiten rund zwei Prozent des Bruttosozialprodukts betragen hätten. Die USA sehen in Griechenland von jeher einen wichtigen transatlantischen Partner in der unruhigen Mittelmeerregion zwischen Nordafrika, Nahost und Türkei. Zudem unterhalten sie auf der südgriechischen Insel Kreta einen großen Militärstützpunkt.
Um Trump, Schuldenerleichterung, Terrorbekämpfung, Zypern-Teilung und andere Themen wird es auch beim Abendessen mit dem griechischen Staatspräsidenten gehen, vermuten Athener Beobachter des politischen Betriebs. Derweil wird mit Spannung die vielfach angekündigte "Vermächtnisrede" erwartet, die Obama am Mittwochmittag am "Geburtstort der Demokratie" halten wird, bevor er weiter nach Berlin fliegt. Außerdem will sich der scheidende US-Präsident noch einen Wunsch erfüllen, wenn Zeit bleibt - den Besuch der Akropolis. Denn: "Wenn man nach Griechenland kommt, muss man auch ein bisschen Sightseeing machen." Alexia Angelopoulou und Takis Tsafos, dpa
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