Grüne fordern Schutzschirm für Sozialunternehmen
Mehr als ein Drittel der Sozialunternehmen fürchtet, unter den aktuellen Umständen nach drei Monaten nicht mehr geschäftsfähig zu sein.
Menschen, die von Autismus betroffen sind, auf dem schwierigen Weg in einen regulären Job zu begleiten – das ist das Ziel des Berliner Sozialunternehmens Diversicon. Doch seit private und öffentliche Bildungsträger ihre Maßnahmen wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt haben, hat die Firma laut Mitgeschäftsführerin Maja Hebel „einen dramatischen Umsatzausfall zu verzeichnen“.
Dem Unternehmen drohe nun das Aus, denn die bisher von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen gegen die Corona-Folgen seien für Sozialunternehmen wenig hilfreich. Diversicon ist kein Einzelfall – die Corona-Krise setzt auch anderen Unternehmen, die soziale Probleme lindern wollen, heftig zu.
Corona-Krise: Mehr als ein Drittel der Sozialunternehmen befürchtet, nach drei Monaten nicht mehr geschäftsfähig zu sein
Bildungseinrichtungen sind geschlossen, Veranstaltungen fallen aus und die Kaufkraft der Kunden ist ebenso gesunken wie die Spendenbereitschaft vieler Unterstützer. Mehr als ein Drittel der Sozialunternehmen befürchtet nach Branchenangaben, unter den aktuellen Umständen nach drei Monaten nicht mehr geschäftsfähig zu sein.
Die Grünen im Bundestag fordern deshalb einen Schutzschirm für Sozialunternehmen. In ihrem Antrag, der unserer Redaktion exklusiv vorliegt, fordert die Grünen-Fraktion die Bundesregierung auf „mit den Bundesländern Soforthilfe-Programme am Beispiel Hessens oder Baden-Württembergs für mehr als zehn Mitarbeiter zu erarbeiten, die auch an Sozialunternehmen gerichtet sind.“
Grüne fordern, Liquiditätshilfen und Förderprogramme der KfW-Bank auch für gemeinnützige Unternehmen zu öffnen
Die Liquiditätshilfen und Förderprogramme der KfW-Bank sollen demnach kurzfristig auch für gemeinnützige Unternehmen öffnen. Ebenso sollen Programme zur Förderung der Beratung auch für gemeinnützige Unternehmen öffnen. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek sagt: „Das Problem von Sozialunternehmen ist, dass sie in ihrer Unternehmensform so divers sind, dass eine maßgeschneiderte Förderung schwierig ist. Bei vielen so genannten Social Entrepreneuships kommen deshalb die Corona-Hilfen nicht an.“
Für die Notkreditprogramme der Förderbank KfW seien Sozialunternehmen, die nicht gewerblich agieren, nicht antragsberechtigt, genauso wenig wie Gemeinnützige GmbHs und Unternehmen mit mehrheitlich gemeinnützigen Unternehmenszwecken. Das betrifft laut Janecek auch Verbände und Vereine: „Sie können ihre Liquidität also anders als klassische, rein gewinnorientierte Unternehmen nicht entsprechend absichern.“ Der grüne Wirtschaftspolitiker fordert: „Wenn die Bundesregierung jetzt ein neues Hilfspaket schnüre, sollte sie unbedingt auch die KfW-Liquiditätshilfen und Förderprogramme für gemeinnützige Unternehmen öffnen.“
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