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Hintergrund
25.08.2016

Von Katastrophe zu Katastrophe: Italiens schlechte Erdbeben-Politik

Rettungskräfte suchen im italienischen Amatrice in den Trümmern nach Überlebenden. Ein Erdbeben der Stärke 6,2 hat Dutzende Opfer gefordert.
Foto: Massimo Percossi (dpa)

Italien ist das erdbebenreichste Land Europas – und trotzdem schlecht auf derartige Ereignisse vorbereitet. 70 Prozent der Gebäude sind ungesichert. Das Problem ist hausgemacht.

Ein verstaubtes Fotoalbum, eine Geldbörse, ein Kinderfahrrad – das ist alles, was am Tag nach dem Erdbeben vor dem zerstörten Haus in Amatrice an die Familie erinnert. Die ganze Nacht über haben Feuerwehrleute versucht, Lebende in den Trümmern zu finden – vergebens. Den Polizisten, der hier lebte, seine beiden Töchter und vier weitere Menschen können sie nur noch tot bergen. Die Frau überlebt wie durch ein Wunder. Sie wird durch das verheerende Erdbeben aus dem Haus geschleudert. Danach begräbt das Dach die anderen Bewohner unter sich.

Alfredino liegt unter den Trümmern seines Elternhauses in Amatrice begraben. Stundenlang ruft er aus seinem steinernen Gefängnis um Hilfe. Stundenlang versuchen die Retter, den Elfjährigen lebend zu bergen. Doch die Rufe von Alfredino werden leiser. Bis sie schließlich ganz verstummen. Als die Retter den Buben endlich ausgegraben haben, ist er tot.

Ähnlich herzzerreißend ist die Geschichte von den Zwillingsbrüdern Simone und Andrea aus Amatrice: Simone wird lebend aus den Trümmern geholt, doch seine Verletzungen sind zu schwer. Er stirbt – ebenso wie sein Bruder, der von den schweren Steinbrocken erschlagen worden ist. In Accumoli wird eine ganze Familie ausgelöscht. Die Mutter, der Vater, ein Grundschulkind und das Baby. Sie alle schlafen in einem Zimmer, als das Dach über ihnen zusammenbricht.

Mindestens 250 Menschen sterben beim Erdbeben in Italien

Doch am Tag nach dem großen Erdbeben in Mittelitalien gibt es immer wieder auch Hoffnung. Die schönen Geschichten, die Mut machen. Die Geschichte von dem 15-jährigen Mädchen zum Beispiel, das nach 15 Stunden noch lebend aus einem Trümmerhaufen gerettet wird. Oder die von Elisabetta, die nur deshalb überlebt, weil sie mutig ist. Als die Erde bebt, springt das Kind in Pescara aus dem Fenster im ersten Stock. Unten steht ihr Vater und fängt es auf. In Arquata del Tronto rettet eine Großmutter ihren beiden Enkeln das Leben: Als die Welt über ihnen zusammenbricht, verkriecht sie sich mit Leone und Samuele unter dem Bett.

Doch die Schicksalsgeschichten, die ein gutes Ende nehmen, werden mit jeder Stunde weniger. Das Entsetzen hat sich wie Blei über die ganze Region gelegt. Die Menschen in Amatrice blicken mit leeren Augen auf die Reste ihrer Stadt. In der Tiefgarage eines leer stehenden Hochhauses werden die Leichen hinter einer Plastikplane gesammelt. Menschen stehen davor und fragen mit bangen Augen, Polizisten blättern in Listen. „Am Mittwoch um 3.36 Uhr wurde Italiens Herz zerrissen“, schreibt die Zeitung Il Messagero.

Ein schweres Erdbeben hat in Mittelitalien mehrere Menschen in den Tod gerissen und schwere Schäden angerichtet.
Foto: Dpa-infografik Gmbh

Mindestens 250 Menschen sind tot, mindestens 365 Menschen wurden verletzt. Und es werden sicherlich noch mehr Opfer werden, befürchten die Experten. Das Erdbeben in der Region Umbrien, Latium, Abruzzen und den Marken könnte nach Einschätzung des Zivilschutzes mehr Menschenleben fordern als die Katastrophe 2009 in L’Aquila, sagte Behördenchef Fabrizio Curcio. Dort sind 309 Menschen getötet worden.

Unter den Opfern sind viele Kinder. Denn viele Eltern schicken ihren Nachwuchs in den Sommerferien zu „nonno e nonna“ – zu Opa und Oma. Die wohnen oft noch in den kleinen Orten, während die Eltern längst weggezogen sind und in den Städten arbeiten. Im August erholen sich aber auch oft ganze Familien in ihren Heimatorten bei den Verwandten vom Großstadtstress.

Der Bürgermeister des Dörfchens Accumoli, Stefano Petrucci, macht den Überlebenden Mut. „Jetzt gibt es einen Moment der Verzweiflung, aber wir glauben an uns“, sagt er. „Wir sind hartnäckige Bergbewohner und wir werden das schaffen.“

Experten kritisieren den Mangel an Erdbeben-Prävention in Italien

Der italienische Regierungspräsident Matteo Renzi gibt sich am Abend der Katastrophe ebenso staatsmännisch wie mitfühlend. „Jetzt müssen die Tränen trocknen“, sagt der italienische Ministerpräsident nach seinem Besuch im Erdbebengebiet, „dann geht es an den Wiederaufbau.“ Ein erstes konkretes Signal folgt am Donnerstagabend: Die Regierung ruft den Notstand aus. Zugleich gibt der Ministerrat bei einer Krisensitzung die ersten 50 Millionen Euro für die Unterstützung der Erdbebenopfer frei.

Beim Thema "schnelle und unbürokratische" finanzielle Hilfe ist Italien geübt. Seit dem Jahr 1968 wurden insgesamt 180 Milliarden Euro für den Wiederaufbau nach Erdbeben investiert, hat der italienische Verband der Bauunternehmer errechnet. 13,7 Milliarden Euro wurden alleine für die Rekonstruktion nach dem Erdbeben 2009 in den Abruzzen bereitgestellt.

Ein schweres Erdbeben hat in Mittelitalien mehrere Menschen in den Tod gerissen. Der Erdstoß ließ Gebäude einstürzen, Menschen wurden unter Trümmern begraben.
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Tote und Verletzte nach schwerem Erdbeben in Italien
Foto: Filippo Monteforte, dpa

Alle paar Jahre wird das Land von einem schweren Erdbeben heimgesucht, zuletzt 2012 in der Emilia Romagna. Immer wieder fallen hunderte Menschen in den vergangenen Jahrzehnten den Naturkatastrophen zum Opfer. Der Wiederaufbau ist zweifellos notwendig, aber Geologen, Seismologen und Angehörige des italienischen Zivilschutzes beklagen vor allem den Mangel an Erdbeben-Prävention in Italien. „Immer unvorbereitet“ titelt die Mailänder Zeitung Libero am Donnerstag auf der ersten Seite. „In Italien haben wir trotz allem keine Präventions-Kultur“, sagt Francesco Peduto, Vorsitzender des italienischen Geologen-Rates.

24 Millionen der knapp 60 Millionen Italiener leben laut Peduto in Gegenden mit erhöhtem Erdbeben-Risiko, die betroffenen Gegenden reichen vom Friaul über den Apennin bis nach Kalabrien und Sizilien. „Wir geben uns damit zufrieden, den Notstand zu verwalten“, kritisiert der Erdbebenforscher Massimo Cocco des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (Ingv).

Enzo Boschi, Seismologe und ehemaliger Präsident des Ingv, behauptet: „In Italien wird nur nach Erdbeben verantwortungsvoll gebaut.“ So zum Beispiel in der umbrischen Stadt Norcia, die bereits 1979 und 1997 von Erdbeben betroffen war. Nach entsprechenden Baumaßnahmen gibt es dort beim jetzigen Beben weder Tote noch Verletzte und kaum Schäden, obwohl das Epizentrum in unmittelbarer Nähe lag.

Experten klagen auch über die mangelnde Sicherung der Gebäude gegen Erdbeben

Unisono fordern die Experten nun einen mehrfachen Wandel. Zum einen bedürfe es einer „neuen Kultur der Prävention“. Die oft ahnungslose Bevölkerung in den entsprechenden Gebieten müsse für die Risiken sensibilisiert werden und eine Anleitung für richtiges Verhalten im Fall von Erdbeben bekommen, das sei bisher nicht der Fall. Bereits in der Schule müssen Kurse gegeben werden. „Zwischen 20 und 50 Prozent der Todesfälle haben ihre Ursache in Fehlverhalten der Personen während eines seismischen Ereignisses“, sagt Peduto.

Andererseits monieren die Experten die mangelnde Sicherung der Gebäude gegen Erdbeben. Ihr Einsturz verursacht die meisten Todesfälle. Obwohl Italien das am meisten von Erdbeben betroffene Land in Europa ist, seien 70 Prozent aller Immobilien nicht erdbebensicher. Grund dafür ist auch die alte Bausubstanz, wie in den teilweise mittelalterlichen Dörfern Amatrice oder Accumoli. Steuerbegünstigungen für erdbebensichere Renovierungen privater Gebäude erwiesen sich bislang als Flop, Eigentümer haben oft weder Mittel noch Interesse an aufwendigen Umbauten.

Gegen die Kategorisierung privater Gebäude wehren sich Italiens Immobilieneigentümer bislang erfolgreich. Die Etikettierung eines Hauses als unsicher hätte entweder eine Entwertung oder aufwendige Umbaumaßnahmen zur Folge. „Die Regierung muss wenigstens Krankenhäuser und Schulen sichern lassen“, sagt Seismologe Massimo Cocco. Geologe Peduto fordert gar einen nationalen Plan zur Sicherung der Gebäude.

Erst als im Herbst 2002 in der Region Molise 27 Kinder und eine Lehrerin nach einem Erdstoß in ihrer Schule erdrückt wurden, begann die Regierung mit der Unterteilung des Landes in verschiedene Gefahrenzonen. Erdbebensicheres Gebiet gibt es demnach seit 2004 in Italien offiziell nicht mehr. Konsequenzen aus der Erfassung der sensiblen oder strategisch wichtigen Gebäude wurden aber nur ungenügend gezogen. Immer noch sind zahlreiche Schulen nicht erdbebensicher. So ist beim jetzigen Beben in Mittelitalien auch das Schulgebäude von Amatrice eingestürzt, in dem sich Kindergarten, Grund- und Mittelschule befinden, obwohl es 2012 angeblich erdbebensicher renoviert worden ist.

Da sich das Beben nachts ereignet, ist das Gebäude glücklicherweise leer. Auch das Rathaus von Amatrice fällt in sich zusammen, das Krankenhaus ist evakuiert und unbegehbar. Die Staatsanwaltschaft aus der Provinzhauptstadt Rieti ermittelt. mit dpa, afp

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Die Diskussion ist geschlossen.

26.08.2016

Sie haben einen wirklich Tollen Artickel geschrieben !! aber wenn ich es Richtig verstanden habe ??? sollten Die Italiener (zu denen ich mich jetzt auch seit 3 jahren zähle ) den Bagger kommen lassen und alles einreißen und dann neu Aufbauen in Stahlbeton ??? ja wo Fahren wir dann hin um die alte Kultur zu bewundern ??? wieder mal Typisch Deutsch !!! nur schwarz weiß sehen !!!

26.08.2016

ja na klar. Reiss mal die Bude ein in der deine Familie schon 300 Jahre gewohnt hat oder lass sie als unsicheres Gebäude klassifizieren damit man sie auf keinen Fall verkaufen kann. Aber gut mit Lehm mauern ist natürlich nicht so der Hit. Dann schon besser mit Vulkanasche wie die alten Römer. aber wenn die Tradition verloren geht passiert halt sowas. Aber jetzt mal zu der Hilfsbereitschaft in Italien.... Irgend wie grossartig oder... Und dass mir niemand ein Überlebenspack aus den baufälligen Häusern herausholt. Was können wir daraus lernen? Umberto lass die Hamster frei et bringt nichts wenn dein Haus von einer Lawine getroffen wird. Mir scheint es wäre ne gute Idee dezentrale Sammelpunkte auf sicheren Gelände einzurichten. So wie auf grossen Fähren etwa. Da gibbet die Schwimmwesten eben auch an einem bestimmten Punkt. Das hat den Vorteil, dass kein Paniker die Weste im Gang aufblasen kann und denn nicht mehr durch die Tür passt.