Auftritt in Gummistiefeln: Erlebt Armin Laschet seinen Schröder-Moment?
Der Kanzlerkandidat sagt alle Termine ab, um vor Ort im Katastrophengebiet zu sein. Nun muss er sich als Krisenmanager beweisen. Das ist Chance und Risiko zugleich.
Es sind diese Momente, die Wahlen entscheiden können. Das begreift auch Armin Laschet – und sagt sein Treffen mit Markus Söder spontan ab. Eigentlich wollte der Kanzlerkandidat an diesem Donnerstag zur CSU-Klausur ins oberbayerische Kloster Seeon reisen. Nun steht er in der Kleinstadt Altena, mitten im nordrhein-westfälischen Überschwemmungsgebiet. Dort, wo tags zuvor ein Feuerwehrmann im Einsatz ertrunken war.
Laschet erkennt gerade noch rechtzeitig, dass ein Ministerpräsident in einer solch dramatischen Situation vor Ort sein muss. Zugleich will er den Eindruck vermeiden, er versuche die Katastrophe für Wahlkampfzwecke auszunutzen. Und so widersteht Laschet zunächst der Versuchung, seinen Auftritt als Krisenmanager medial zu inszenieren. Er nimmt keine Journalisten mit.
In einem Interview berichtet Armin Laschet selbst wie ein Reporter
Doch die Zurückhaltung hält nicht lange an. In einem Videointerview mit der Bild berichtet er selbst wie ein Reporter über die Lage in den völlig verwüsteten Orten – und weckt damit Erinnerungen an einen anderen legendären Politiker-Auftritt in Gummistiefeln.
In Berlin hält sich bis heute die These, dass Gerhard Schröder die Bundestagswahl gegen Edmund Stoiber nicht gewonnen hat, weil die Menschen seine Politik so überzeugend fanden, sondern weil er die Macht der Bilder für sich zu nutzen verstand. Als eine Jahrhundertflut im Sommer 2002 ganze Landstriche in Ostdeutschland verwüstet, steckt der Bundeskanzler im Umfragetief. Die Naturkatastrophe markiert einen Wendepunkt in seinem Wahlkampf. Schröder spürt sofort, dass er nach Sachsen muss. Er spricht den verzweifelten Menschen dort Mut zu und kündigt schnelle, unbürokratische Hilfe an. Die Kameras laufen mit.
Gerhard Schröder reiste ins Hochwassergebiet an der Elbe - und gewann die Wahl
Der SPD-Politiker setzt sich – wie einst sein Parteifreund Helmut Schmidt bei der Hamburger Sturmflut – als Macher in Szene, als einer, der die Ärmel hochkrempelt und die Sache jetzt selbst in die Hand nimmt. In Wahrheit kann er akut rein gar nichts gegen das Hochwasser und die Not der Betroffenen tun. Aber er ist da – im Gegensatz zu seinem Herausforderer Stoiber. Der Bayer zögert, will aus nachvollziehbaren Gründen nicht wie ein Katastrophentourist daherkommen und belässt es bei aufmunternden Worten aus der Ferne. Wenige Wochen später scheitert er bei der Bundestagswahl hauchdünn gegen den Manager in Gummistiefeln.
Erlebt nun Laschet seinen Schröder-Moment? Ist das seine Chance, allen zu beweisen, dass man sich auf ihn verlassen kann, wenn es darauf ankommt? Ganz so einfach wird das wohl nicht werden. Denn das Hochwasser im Westen spült ja nicht nur die Frage auf die politische Tagesordnung, wie man den Menschen jetzt helfen kann, die Angehörige oder ihr Hab und Gut verloren haben. Hier kann Laschet sich mit entschlossenem Handeln tatsächlich profilieren. Es geht aber eben auch darum, wie aus kleinen Bächen reißende Fluten werden, die Menschenleben kosten und ganze Ortschaften verwüsten. Und um die Frage, welche Rolle der Klimawandel bei solchen Wetterextremen spielt.
Nun wird der Klimawandel auch zum Thema für CDU-Chef Armin Laschet
Kritiker werfen dem CDU-Chef vor, zu wenig Interesse an solchen Fragen zu zeigen. Und immer wieder wird ihm ein unglückliches Zitat um die Ohren gehauen, das schon zwei Jahre alt ist. „Aus irgendeinem Grund ist das Klimathema plötzlich zu einem weltweiten Thema geworden“, sagte Laschet damals. Seine Gegner warfen ihm Naivität und Ignoranz vor.
An diesem Donnerstag ist das Klimathema auch ein Thema für den Kanzlerkandidaten der Union. In Hagen, wo ebenfalls „Land unter“ herrscht, sagt er, die zunehmenden Starkregen- und Hitzereignisse seien mit dem Klimawandel verbunden - und fordert mehr Dynamik beim Klimaschutz.
Die Diskussion ist geschlossen.
Wie gefährlich ignorant der CDU-Vorsitzende tickt, wurde gestern an seinen Äußerungen deutlich
„Laschet lobte das vorausschauende Handeln der Verantwortlichen in Hagen. Es seien schon Vorbereitungen für den Krisenstab getroffen worden, als noch die Sonne schien, sagte der Landeschef. So habe eine größere Katastrophe verhindert werden können.“
2021-7-15 https://www.spiegel.de/politik/deutschland/hochwasser-armin-laschet-besucht-betroffene-gemeinden-in-nordrhein-westfalen-a-b28bec56-b6b8-4c2a-a57a-2167e663aa7a
Für H. Laschet ist es wohl auch unvorstellbar, etwas gegen die Erdaufheizung zu unternehmen, wenn es nur Warnhinweise gibt aber noch keine Katastrophe im Blickfeld ist.
Und dann trat eine vermutlich durch die Erdaufheizung stark beeinflusste Wetterkatastrophe ein. Und innerhalb weniger Stunde gab es zwei entgegengesetzte Aussagen von A. Laschet:
https://twitter.com/rahmstorf [16.7.21]
Raimund Kamm
Die Überschwemmungskatastrophe ist das eine, das ist extrem erschütternd. Dass Herr Laschet praktisch exklusiv der Zeitung mit den großen Buchstaben ein Interview gibt, hat für mich ein Gschmäckle. Dass er ausgerechnet diese Zeitung so einbindet – wie so oft agiert er hier nicht gerade glücklich. Natürlich ist das im Moment nebensächlich, aber dieser Mann wird wahrscheinlich in der nächsten Bundesregierung eine entscheidende Rolle spielen … das ist nicht ganz nebensächlich.
Es ist momentan wirklich sehr nebensächlich, ob hier jemand von dieser Katastrophe politisch profitiert oder nicht.
Dieser Bericht zeigt Gedanken, die vielleicht besser zu einem späteren Zeitpunkt mitgeteilt werden sollten.
Diesen Bericht kann in dieser Form nur jemand schreiben, der im Sinne des Wortes im Trockenen sitzt.
"Auftritt in Gummistiefeln: Erlebt Armin Laschet seinen Schröder-Moment?"
Wahrscheinlicher ist sein Waterloo . . .
Der Wettergott scheint eher ein Grüner zu sein.
Das Medien-Orchester um Annalena's Plagiate spielt wieder mit Zimmerlautstärke und unseren Klimawandel-Leugnern sind die Argumente fortgeschwommen . . .
Was hilft der grüne Wettergott auf dem Olymp wenn hier unten das Gelage weitergeht?
@ RAINER O.
"Was hilft der grüne Wettergott auf dem Olymp wenn hier unten das Gelage weitergeht?"
Da haben Sie leider recht.
Meine Überzeugung ist, der kann auch noch anders.
Und zwar so, dass auch dem letzten Ignoranten dämmern muss, die systematische Zerstörung nicht nur der eigenen Lebensgrundlagen, das Gelage, wie Sie zu Recht sagen, ist kein Ergebnis positiver menschlicher Fortentwicklung sondern der Ausdruck degenerativen kollektiven Irrsinns.
So schlimm es ist, was die von dieser Umweltkatastrophe Betroffenen zu erleiden haben. Wenn die Folgen unseres "Gelages" nicht nur die Menschen in "ärmeren" entfernteren Weltgegenden sondern auch wir selbst in den hoch industrialisierten Hauptverursacher-Ländern zu spüren kriegen, sollte das schon zu einem radikalen Umdenken führen.