„Hotel Mama“ ist in Bayern beliebt
Warum vor allem junge Männer noch bei den Eltern wohnen
Junge Menschen in Bayern bevorzugen das „Hotel Mama“: In keinem anderen Bundesland leben so viele 20- bis 25-Jährige noch bei ihren Eltern wie im Freistaat. Das geht aus einer Analyse des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig hervor. „Der typische Nesthocker ist männlich, ledig, gebildet, Student und kommt aus einem gut situierten Elternhaus“, sagt die Soziologin Sabina Enzelberger dazu. Mädchen würden im Schnitt zwei Jahre früher als Jungs von zu Hause ausziehen, hat die Expertin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg recherchiert.
Wie das Statistische Landesamt herausgefunden hat, wohnten im vergangenen Jahr im Freistaat rund 62 Prozent der Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren noch bei ihren Eltern. Bei den jungen Frauen waren es nur 49 Prozent. „Junge Frauen werden häufig in Haushaltsarbeiten einbezogen und von den Eltern aus Sorge stärker kontrolliert, deshalb ist bei Mädchen der Drang, auszuziehen größer als bei den Jungs“, erklärte die Forscherin. Junge Männer nutzten dagegen die gute Ausstattung, die sie zu Hause vorfänden, wie kostenloses Internet, dass die Wäsche gewaschen und das Zimmer geputzt werde.
Diese Geschlechterunterschiede bereiten Soziologen allerdings Sorge: „Jungs gewöhnen sich daran, dass sie versorgt werden, das kann sie später unselbstständiger machen“, meint Enzelberger. Eine Gefahr sieht die Expertin zudem darin, dass sich die geschlechtstypische Arbeitsteilung einmal in der eigenen Familie oder in einer Beziehung fortsetzt. Eltern sollten deshalb Buben bei Arbeiten im Haushalt einbeziehen.
In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Nesthocker moderat angestiegen, sagte Enzelberger. Wohnungsnot und höhere Mietpreise hätten besonders in Großstädten wie München dazu geführt, dass junge Leute länger bei ihren Eltern wohnen bleiben. (dpa)
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