In Ostdeutschland leben so wenige Menschen wie im Jahr 1905
Die Einwohnerzahl in Ostdeutschland sinkt auf den Stand von 1905, während die Bevölkerung im Westen wächst. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Einer Studie des ifo-Instituts zufolge entwickelt sich die Bevölkerungszahl in Deutschland zwischen Ost und West immer unterschiedlicher. „Die Einwohnerzahlen beider Landesteile driften trotz Wiedervereinigung nahezu ungebremst auseinander“, heißt es in der Studie. Demnach ist die Bevölkerungszahl in Ostdeutschland auf das Niveau des Jahres 1905 zurückgefallen, während auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik heute so viele Einwohner leben wie nie zuvor. Insgesamt 13,6 Millionen Menschen lebten 1905 in den Gebieten, die heute die neuen Bundesländer sind. Diese Zahl soll laut Prognosen auch für 2019 gelten. Auf westdeutschem Gebiet leben mittlerweile dagegen mehr als 68 Millionen Menschen - Anfang des 20. Jahrhunderts waren es nur 32,6 Millionen.
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb die Bevölkerungszahl im Osten sinkt
Studienautor Felix Rösel warnt: „Die anhaltende Wucht der deutschen Teilung wird bis heute in der Öffentlichkeit völlig unterschätzt.“ Dresden und Leipzig hätten heute doppelt so viele Einwohner und wären Millionenstädte, wenn sie genauso wie der Westen gewachsen wären. Die Hauptursache für den Bevölkerungsschwund ist laut Rösel die Massenflucht aus Ostdeutschland von 1949 bis zum Mauerbau im Jahr 1961.
Ifo-Forscher: Ostdeutschland muss gefördert werden
Darüber hinaus fehlte Ostdeutschland auch die Zuwanderung von Gastarbeitern. Schließlich trug auch die Abwanderung nach der Wende zu der Entwicklung bei. Vor der Teilung vor rund 70 Jahren hatten sich Ost- und Westdeutschland dagegen nahezu parallel entwickelt. „Ein Ende der Förderung des ländlichen Raumes in Ostdeutschland wäre eine doppelte und deshalb besonders ungerechte Bestrafung“, erklärt der Forscher. Im Osten sei der ländliche Raum nahezu ausgeblutet und müsse besonders gefördert werden. (AZ)
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