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Interview
26.10.2020

"Bundesbüdchen"-Betreiber: "Es war ein Umgang auf Augenhöhe"

Jürgen Rausch führte über Jahrzehnte das Bundesbüdchen im Bonner Regierungsviertel. Seine Mutter hatte in dem Kiosk schon Konrad Adenauer zu ihren Gästen gezählt.
Foto: Jürgen Rausch

Das Bundesbüdchen in Bonn war eine Institution. Jürgen Rausch hat in dem Kiosk Minister und Bedienstete versorgt. Ein Gespräch über den Wandel von Politik und Medien.

Herr Rausch, wie duftet das Bundesbüdchen, die alte Bundesrepublik, für Sie?

Jürgen Rausch: Es duftet, fast penetrant, nach Druckerschwärze, nach Tabak und – ganz früh schon – nach lecker Bockwurst mit Brötchen. Und es duftet nach einer gewissen Normalität, einem Alltag. Ich habe ja alle bedient, die Bediensteten und die Minister.

Und eine Prise Rheinluft mischt sich auch darunter?

Rausch: Klar, die berühmte Bonner Luft. Das Gute ist, seit der Rhein sauber ist, riecht die auch wieder besser.

Wenn Sie an all die Zeitungen denken, die ihnen durch die Hände gegangen sind, was fällt ihnen da ein?

Rausch: Es kommen Erinnerungen auf, klar. Aber: Man darf sich einem guten Fortschritt nicht verschließen. Die Zeitungen können print und digital sehr gut verbinden, finde ich. Aber ich will nicht hoffen, dass print ganz ausstirbt. Es gibt auch viele junge Leute, die gerne auf der Terrasse oder im Garten oder am Kamin sitzen und die Zeitung lesen. Das ist einfach was anderes als digital. Ich liebe beides, weiß digital aber sehr zu schätzen.

Damals, als es die digitalen Ausgaben noch nicht gab, was haben Sie gelesen? Sie kamen in aller Herrgottsfrüh, haben sich einen Kaffee gemacht, und dann?

Rausch: Die berühmten Prioritäten sind dazwischen gekommen. Ich hätte dann wahnsinnig gerne in der Zeit gestöbert oder im Spiegel. Aber: Ich hatte keine Zeit. Und wenn ich sie mir doch genommen habe, dann habe ich es bitter bereut. Weil: Dann bin ich mit dem Platzieren der Blätter nicht hinterhergekommen. Morgens Zeitung lesen ist ganz schlecht für einen Zeitungsverkäufer. Die Schlagzeilen, klar, immer. Der Joschka Fischer dagegen, der hat die alle durchpflügt, das war unglaublich. Der kaufte auch immer die neuesten Asterix-Hefte. Und eine Zeit lang auch die Fit for Fun... Von der Phase sieht man dem heute aber nix mehr an – mir allerdings auch nicht.

Wann haben Sie das Büdchen denn aufgesperrt?

Rausch: Um halb sechs bin ich aufgeschlagen. Und dann war oft schon der Graf Lambsdorff da.

Der frühere FDP-Wirtschaftsminister.

Rausch: Der war sehr diszipliniert und ging jeden Morgen im Kanzlerbungalow schwimmen.

Im „Palais Schaumbad“, wie der Pool genannt wurde? Bleiben wir bei den Anekdoten. Was ist Ihnen denn noch an Kuriositäten in der Bonner Republik passiert?

Rausch: Vorweg muss ich stellen: Ich bin kein Autogramm-Jäger. Aber ich hab gut aufgepasst, und der ein oder andere hat auch mal das ein oder andere erzählt.

Wir sind ganz Ohr.

Rausch: Klar. Mir ist besonders gut eine Situation mit dem früheren Außenminister und Vizekanzler, dem Kinkel, in Erinnerung. Kohl war schon abgewählt, Kinkel auch aus dem Amt, aber er blieb ja Abgeordneter. Und dann kam der Tag, als in der neuen rot-grünen Regierung der Oskar Lafontaine dem Schröder das Finanzministerium vor die Füße geschmissen hat. Das war ein Wirbel, ein Aufruhr. Und dann kam der Kinkel und rief mir – bestimmt aus 50 Metern Entfernung – zu: Herr Rausch, Sie haben keinen Finanzminister mehr. Dann habe ich mir überlegt: Wat will der? Denn ich, so als einfacher Malocher, war oft der Erste, bei dem die ihre Sprüche ausprobiert haben. Ich hab dann geantwortet: Sie auch nicht Herr Kinkel. – Da hat er nichts mehr gesagt, da hatte er nicht mit gerechnet.

Scheint heiter gewesen zu sein am Bundesbüdchen.

Rausch: Es war ein Umgang auf Augenhöhe, darauf will ich hinaus. Die Zeiten, als in der Hausordnung des Bundestages noch stand, – wenn ein MdB den Fahrstuhl betritt, hat das Personal auszusteigen – die waren schon zu meiner Zeit Gott sei Dank vorbei. Das müssen sie sich mal überlegen. Heute allerdings gibt es das andere Extrem: Viele Menschen wissen gar nicht, wie wertvoll die Freiheit und der Friede ist.

Ich rufe noch mal ein paar BRD-Namen auf: Genscher?

Rausch: Immer im Tross. Immer mit einer Aktentasche, den Flieger im Blick, Richtung Washington D. C. oder wat weiß ich wohin. Vorher aber: noch ne Tüte Gummibärchen und ne Bockwurst.

Und Blüm?

Rausch: Der hatte ja viele Feinde mit den „sicheren Renten.“ Aber: Der Herr Blüm war herzensgut, engagiert, hilfsbereit. Wenn man verstanden hatte, dass der auch nur ein Mensch ist, den man nicht überfordern kann, mit irgendwelchen Dingen. Den konnten Sie anrufen. Das habe ich auch gemacht, als er nicht mehr Minister war. Der wäre, wenn er die Neueröffnung des Bundesbüdchens noch erlebt hätte, gekommen. Der war auch bei uns Förderverein. Der Dr. Blüm, das war ein toller Typ. Und diese ganzen Raubtierkapitalisten mochte der auch nicht.

Was hat Ihnen denn an Ihrem Kiosk am besten gefallen?

Rausch: Gar nix.

Wie bitte?

Rausch: Letztlich war das damals, zunächst, irgendein hochmoderner Bau in irgendeiner Zeit. Dass das wirklich ein Denkmal ist, auf die Idee bin ich lange nicht gekommen. Das war für mich mein Büdchen. Da war auch nicht viel Platz drin. Ich habe sogar mal beantragt, ob ich da neubauen kann. Aber die vom Amt haben immer gesagt: Herr Rausch, der Kiosk hat genau die richtige Größe. Wenn wir was ändern wollen, dann melden wir uns. Die Bonner Republik war bescheiden.

Woran machen Sie das noch fest

Rausch: Zum Beispiel an dem erwähnten Pool im Kanzlerbungalow. Was haben sich die Leute damals aufgeregt, das sei Verschwendung von Steuergeldern. Aber was hat der Pool gekostet? 30.000 Mark? Das war lachhaft, aber die Leute haben sich über so ein Mini-Ding aufgeregt. Oder: Wenn die Delegationen kamen, die haben geguckt und geguckt und gefragt: Wo ist denn der Bundestag? Ich hab dann darüber gezeigt, aber viele haben das erst gar nicht geglaubt. In fast jeder Bananenrepublik ist das Parlament repräsentativer.

Die Bescheidenheit war – nach den Nazis – gewollt. Was hat sich seit dem Wechsel nach Berlin verändert?

Rausch: Es ist gehetzter geworden, nach allem, was ich so höre. Ich kenne Berlin nicht gut, finde die Stadt super, aber: Die Uhren ticken da anders. Und auch die Journalisten hatten es in Bonn leichter. Das war vielleicht ein Getummel von 100 Leuten. Aber in Berlin ist alles sehr, sehr viel hektischer. Aber das weiß ich alles nicht so genau, müssen ’ Se Frau Merkel fragen.

Jürgen Rausch betrieb das berühmte "Bundesbüdchen" in Bonn.
Foto: Jürgen Rausch

Wie haben Sie Frau Merkel kennengelernt?

Rausch: Die habe ich gesehen, wenn die immer mit dem Kohl mitgelaufen ist. Ich glaube, in ihr spiegelt sich der Helmut Kohl sehr stark wieder – abgesehen von der Spenden-Affäre. Die Merkel hat viel rumgeflachst, die hieß ja nicht umsonst „dem Kohl sein Mädchen.“ Aber so oft habe ich die nicht gesehen. Der Kohl hat ohnehin meistens seine Fahrer geschickt, den Ecki. Als Kanzler konnte der hier schlecht stehen und was essen. Der wäre sofort vereinnahmt worden.

Und was hat der Ecki dann für seinen Kanzler besorgt?

Rausch: Ins Kanzleramt ging immer das berühmte Käsebrötchen.

2006 wurde das alte Bundesbüdchen abtransportiert. Erinnern Sie sich noch an den Tag?

Rausch: Ungern. Nächste Frage.

Was war ihr Bestseller?

Rausch: Bockwurst! Was denn sonst. Für zwei Mark.

Zur Person Jürgen Rausch, 64, spricht schönsten rheinischen Singsang und führte über Jahrzehnte das Bundesbüdchen im Bonner Regierungsviertel. Seine Mutter hatte in dem Kiosk schon Konrad Adenauer zu ihren Gästen gezählt.

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