Obama ist bereit zu Angriffen im Irak
Es ist ein rhetorischer Drahtseilakt: Die USA wollen keine Truppen schicken und nennen die 300 bereitstehenden Soldaten darum „Militärberater“. Tatsächlich sind es Elite-Einheiten.
Die USA senden bis zu 300 militärische Berater in den Irak, um den Kampf der Regierung gegen die sunnitischen Terroristen zu unterstützen. „Wir sind bereit, gezielte und präzise militärische Schritte zu unternehmen, wenn wir feststellen, dass die Situation vor Ort es erfordert“, sagte Präsident Barack Obama am Donnerstag nach einem Treffen mit Top-Sicherheitsberatern im Weißen Haus.
Seine Regierung will außerdem ihre Geheimdienstoperationen steigern, um Informationen über die Dschihadisten zu sammeln. Das soll nötigenfalls auch Luftschläge ermöglichen. Langfristig soll eine neue diplomatische Initiative den Flächenbrand eindämmen.
US-Soldaten sollen wohl nicht am Kampfgeschehen teilnehmen
Auf die Frage, ob er nicht riskiere, im Notfall weitere Truppen senden zu müssen, stellte Obama klar, dass amerikanische Soldaten im Irak nicht erneut am Kampfgeschehen teilnehmen sollen. „Wir sind nicht in der Lage, dieses Problem einfach durch die Entsendung zehntausender Soldaten zu lösen“, sagte er. Außenminister John Kerry soll noch diese Woche aufbrechen, um zusammen mit den irakischen Bevölkerungsgruppen, den Nachbarstaaten und den europäischen Partnern eine langfristige Lösung zu erarbeiten.
In den USA wird darüber gestritten, ob Obama damit sein Versprechen bricht, keine neuen Bodentruppen in den Kampf zu senden. Die Militärberater sollen nicht nur die US-Botschaft in Bagdad schützen, sondern mit den irakischen Regierungstruppen gemeinsame Gefechtsstände betreiben.
CNN meldet, Militärberater sind Elite-Einheiten
Der TV-Sender CNN meldete, dass es sich bei den „Militärberatern“ um drei Elite-Einheiten handele: Army Rangers, die als Speerspitze der Kommandotruppen des Heeres gelten, Green Berets, die tief im feindlichen Hinterland Ziele für Angriffe lokalisieren können, und Navy Seals, die Spezialtruppe der US-Marine. Diese Kämpfer sind für Einsätze unter härtesten Bedingungen ausgebildet. Obama bestätigte dies jedoch nicht. „Wir täuschen uns, wenn wir sagen, dass wir keine Soldatenstiefel auf den Boden setzen“, sagte ein Analyst des Senders.
Indes rücken die Terroristen weiter auf Bagdad vor und erobern ein immer größeres Gebiet: Die sunnitische Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) hat es bereits bis 60 Kilometer vor die Millionenmetropole geschafft.
Kampfjets fliegen bereits über von Isis besetzte Gebiete
F-18-Kampfjets der US-Luftwaffe begannen indes mit Überwachungsflügen über von Isis-Kämpfern besetzten Gebieten, wie der TV-Sender Fox News berichtete. Sie würden vom Flugzeugträger „George H. W. Bush“ im Persischen Golf starten. Obama hatte „bemannte und unbemannte“ Aufklärungsflüge zuvor gebilligt. Die Kampfjets des Typs F-18 sind aber keine üblichen Aufklärer, sondern vor allem für Luftangriffe vorgesehen. „Es geht weniger darum zu sehen, als gesehen zu werden“, sagte ein Beamter.
Insidern zufolge sind Pentagon und Weißes Haus vor Luftschlägen bislang vor allem deshalb zurückgeschreckt, weil es zu wenig Informationen über die Lage an der Front gibt. Beobachter am Boden könnten das ändern. Experten warnen davor, dass die USA im Streit zwischen Sunniten, Schiiten und Kurden selbst zum Feindbild werden; auch deshalb ist Washington daran interessiert, andere einzubinden.
Obama sagte, es liege in mehrfacher Hinsicht im nationalen Interesse der USA, einen ausgewachsenen Bürgerkrieg im Irak zu verhindern: weil neben einer humanitären Katastrophe auch die Entstehung eines neuen Rückzugsortes für Terroristen drohe. Es gelte, die Verbündeten in der Region zu schützen, aber auch die globale Energieversorgung. Der US-Präsident will Bagdad Ausrüstung zur Verfügung stellen und Mittel aus dem neuen Anti-Terrorismus-Fonds. (mit dpa)
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