Irans kämpferische Frauen
Vor allem Frauen leisten im Iran Widerstand gegen den umstrittenen Wahlsieg des ultrakonservativen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Von Thomas Müller (dpa)
Hamburg/Teheran (dpa) - Vor allem Frauen leisten im Iran Widerstand gegen den umstrittenenWahlsieg des ultrakonservativen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad.
Sie sind gut gebildet und sie haben besonders viel zu verlieren: Seit Beginn der Proteste gegen den umstrittenen Wahlsieg des Präsidenten Ahmadinedschad sind es vor allem die Frauen, die dem Widerstand gegen das Mullah-Regime neue Impulse geben.
Die vor laufender Kamera gestorbene junge Neda Agha-Soltan oder die Frau des Reformpolitikers Mir Hussein Mussawi, Sahra Rahnaward, gaben der Opposition ein Gesicht. Und zahllose Frauen, in die grünen Tücher der Opposition gehüllt, stehen bei den Demonstrationen in vorderster Reihe.
Schon vor der Präsidentenwahl war es Sahra Rahnaward gewesen, die für frischen Wind sorgte. Die angesehene Hochschullehrerin galt als Geheimwaffe Mussawis und schaffte es, die von anderen Kandidaten vernachlässigten Frauen zu mobilisieren. Allein schon, dass die 64- Jährige an der Seite ihres Mannes zu den Massen sprach, war für iranische Verhältnisse geradezu revolutionär. Viele nannten sie Irans Antwort auf Michelle Obama.
Mit ihrem Eintreten für Frauenrechte ging sie schon früh auf Konfrontation zu Ahmadinedschad, der nach Ansicht vieler Frauen ihre Rechte nur immer weiter beschneiden wollte.
Die iranisch-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin Azadeh Moaveni erklärte am Donnerstag im Nachrichtensender CNN, die Lage der Frauen im Iran unterscheide sich deutlich von denen etwa in Saudi-Arabien. Sie seien unglaublich gut gebildet, etwa 60 Prozent der Studenten an den Universitäten seien Frauen. Gleichzeitig behandele das Regime Frauen so brutal. So wurden Frauen etwa für Ehebruch vor kurzem noch gesteinigt.
Nun habe die Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage die Frauen im Iran neue Energie gegeben, erklärte die Autorin von "Lipstick Jihad" (etwa: Lippenstift und Dschihad). "Und nun sind die Frauen ziemlich kämpferisch", meint Moaveni, die auch mit der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi zusammen ein Buch geschrieben hat.
Auch Ebadi gehört zu den Iranerinnen, die auf einen Wechsel hoffen. Sie rief nach der Wahl die Vereinten Nationen und das Europäische Parlament auf, Sondergesandte in den Iran zu schicken. "Ich hoffe, dass die iranische Regierung die Gewalt stoppt und den Menschen ihre Rechte zurückgibt."
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