Ist Gabriele Pauli reif für die Insel?
Die frühere CSU-Rebellin Gabriele Pauli kann nicht von der Politik lassen. Diesen Sonntag stellt sie sich in Sylt als Bürgermeisterkandidatin zur Wahl. Sie hat durchaus Chancen.
Wer auf Sylt, der Insel der Reichen und Schönen, Bürgermeister ist, hat in Bayern bisher kaum jemanden interessiert – bis Gabi Pauli, 57, kam. Die frühere Fürther Landrätin und CSU-Rebellin, Freie Wähler-Abgeordnete im Bayerischen Landtag und Parteigründerin der „Freien Union“, die dereinst ihren Teil dazu beitrug, CSU-Chef und Ministerpräsident Edmund Stoiber zu stürzen, stellt sich an diesem Sonntag in der Gemeinde Sylt gegen fünf Mitbewerber zur Wahl. Ihre Chancen, dort als Kommunalpolitikerin einen Neustart zu schaffen, stehen offenbar nicht einmal so schlecht.
Vermutlich muss Gabriele Pauli in die Stichwahl
„Es ist schwer zu sagen, wie es ausgeht“, sagt Pauli im Gespräch mit unserer Zeitung. Vermutlich werde es am 11. Januar zu einer Stichwahl kommen. „Und da hab ich dann auch ganz gute Aussichten.“ Ihre Zuversicht gründet sich vor allem auf einen Umstand: ihr Renommee als Kommunalpolitikerin. So umstritten Pauli als Landtagsabgeordnete und gescheiterte Bundespolitikerin auch war, so unbestritten sind ihre Leistungen als Landrätin im Landkreis Fürth (1990 bis 2008).
Unter den sechs Kandidaten in der jungen Gemeinde Sylt, die erst 2009 aus dem Zusammenschluss der Stadt Westerland mit den Gemeinden Sylt-Ost und Rantum entstanden ist, kann nur Pauli für sich in Anspruch nehmen, langjährige Erfahrungen in der Leitung einer Verwaltung zu haben. Dies sei, wie sie sagt, ihr Alleinstellungsmerkmal. Unterstützt wird ihre Bewerbung von den beiden kleinsten politischen Gruppen im Stadtrat, den Insulanern und den Piraten.
Wenn Pauli über Sylt spricht, gerät sie ins Schwärmen
Wenn Pauli über Sylt spricht, gerät sie schnell ins Schwärmen: das Meer, der lange weiße Strand, der Himmel. „Die Gemeinde ist sehr überschaubar, die ganze Insel ist überschaubar, aber es ist sehr, sehr schön hier. Es scheint immer Licht durch“, sagt sie. Den Wahlkampf, so berichtet Pauli, habe sie selbst finanziert. Sie habe keine Organisation hinter sich, aber ehrenamtliche Helfer, die sie unterstützen.
Und ihr Motiv für die Kandidatur? Sie sei von einer Gruppe von Leuten gefragt worden, ob sie antreten würde, sagt Pauli. Sie sei hingefahren, habe Kontakte geknüpft und sei schließlich dem Reiz der Aufgabe und dem Charme des Ortes erlegen. „Ich hatte mich auch ohne Politik ganz gut eingerichtet, aber ich kann von der Politik nicht ganz lassen“, sagt Pauli.
Ihr politisches Hauptziel sei es, wieder mehr Menschen auf die Insel zu bringen, die seit Jahren unter Abwanderung leidet. Sie will ein Baby-Geld einführen – 5000 Euro für jeden neugeborenen Inselbürger – und das Zusammenwachsen der drei fusionierten Gemeinden mit ihren insgesamt rund 13 400 Einwohnern mit Leben erfüllen. Eine Flucht aus Bayern, so beteuert Pauli, sei es jedenfalls nicht gewesen.
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