Jeder Vierte hat Recht auf Rente mit 63
Bislang musste gerätselt werden, wie viele Menschen von der geplanten Rente ab 63 ohne Abschläge profitieren. Jetzt ist eine Zahl da. Wie die SPD die alte Reform aushebelt.
Als sich Union und SPD bei ihren Koalitionsvereinbarungen auf die sogenannte „Rente mit 63“ verständigten, dachten viele, die neue Reform gelte nur für einen kleinen Kreis. Denn die Voraussetzung für den früheren Gang in den Ruhestand ohne finanzielle monatliche Abschläge sollte sein, dass die Antragsteller 45 Beitragsjahre vorweisen, also beispielsweise lückenlos von 18 Jahren an gearbeitet haben.
Rente: Zahlreiche Anrechnungszeiten
Doch bei der Ende Januar im Kabinett beschlossenen Reform wurden zahlreiche Anrechnungszeiten beschlossen. Nicht nur für Kindererziehung sondern auch für Arbeitslosigkeit von bis zu fünf Jahren. Entsprechend groß ist ungebrochen die Kritik an dem Projekt. Vor allem die Arbeitgeber werfen SPD-Sozialministerin Andrea Nahles vor, dass sie mit einem Milliarden teuren Wahlversprechen die Rentenreform ihres Vorvorgängers Franz Müntefering ausheble: Von den Einspareffekten von Münteferings „Rente mit 67“, die das Alterssystem auch für jüngere Generationen bezahlbar halten sollte, bleibe kaum etwas übrig. Nun ist amtlich, dass die Kritiker in einem zentralen Punkt recht haben.
Die Zahl der Begünstigten wächst
Nahles’ SPD-Staatssekretär Jörg Asmussen räumte in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen ein, dass nicht ein kleiner Kreis, sondern bald jeder vierte Rentenanwärter von der großzügigen Reform Gebrauch machen kann: „Die Zahl der Begünstigten wächst langfristig entsprechend den Rentenzugängen der Folgejahre und dürfte etwa 25 Prozent der Zugänge in Altersrenten betragen“, schreibt Asmussen und bestätigt entsprechende Befürchtungen der Wirtschaftsverbände. Auch die Grünen fühlen sich bestätigt, dass die Reform nicht „generationengerecht“ sei: „Scheibchenweise kommt heraus, dass deutlich mehr Menschen die neuen Ausnahmen in Anspruch nehmen können als bisher gedacht“, kritisiert der Grünen-Sozialexperte Markus Kurth. (mit dpa)
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