Geschieht kein Wunder mehr, wird Boris Johnson britischer Premier. Ihn könnte man wie Trump als Treppenwitz der Geschichte abtun – wäre es nicht so traurig.
In Großbritannien spielt sich gerade ein Drama ab: Die Clowns sind traurig. In gleich mehreren Zeitungsartikeln beklagten führende Vertreter dieses Faches, sie fühlten ihren Berufsstand von den politischen Entwicklungen im Vereinigten Königreich diskreditiert.
Der Hintergrund: Boris Johnson, ab Mitte dieser Woche wohl ganz offiziell der mächtigste Mann in Großbritannien, wird in Berichten gerne als „Clown“ dargestellt. Das gefällt den professionellen Komikern überhaupt nicht. Denn diese wollen mit ihrer Arbeit, so tun sie nun kund, die Welt ein bisschen besser machen. Genau darum geht es nach Ansicht der professionellen Clowns dem Polit-Clown Johnson aber erkennbar nicht.
Boris Johnson ist einfach nicht ernst zu nehmen
Man könnte über den Clown-Krieg als Schrulle britischer Exzentrik herzhaft lachen – wenn nicht die ganze britische Geschichte derzeit so furchtbar traurig wäre. Denn all die Schreiber, die Johnson mit einem Clown vergleichen, haben ja genauso recht wie die dadurch pikierten Clown-Funktionäre: Johnson ist einfach nicht ernst zu nehmen, und es geht ihm ganz gewiss nicht um das große Ganze. Sondern nur um einen kleinen weiteren Schritt hin zur ganzen Macht.
In Downing Street 10, von wo aus einst ein Churchill den Nazis trotzte, wird also bald ein Mann residieren, der als junger Korrespondent in Brüssel morgens die Zimmerpflanze in seinem Büro anbrüllte, um sich in Stimmung zu bringen für den größtmöglichen Lügenartikel über die angeblich so teuflische EU-Bürokratie. Dem dann später, als Außenminister, die eigenen Beamten und Kollegen angeblich so wenig trauten, dass man seinen Zugang zu Geheimdienstinfos beschränkte. Und der dem Vernehmen nach mit Vorliebe die Nationalhymne vor sich hinsummt, wenn er unliebsame Fakten seiner Mitarbeiter nicht hören will.
Das einst so große Großbritannien wird mit Johnson weiter eine große Show bieten – aber nur, wenn man Showeinlagen im Stile eines Donald Trump großartig findet. Ansonsten dürfte der politische Flurschaden durch ihn nur noch größer werden. Es bleibt ja kaum Zeit, eine Alternative zum harten Brexit zu verhandeln. Nach der Sommerpause folgen die britischen Parteitage, dann ist das neue Austrittsdatum Ende September schon fast da. Wichtiger noch: Johnson will ja den Brexit, notfalls auch einen ungeregelten.
In Deutschland könnten 100.000 Jobs vom Brexit betroffen sein
Natürlich wissen wir, dass die Briten sich damit vor allem selber schaden. Aber ein so chaotischer Ausstieg würde auch den Rest des Kontinents – der ohnehin gerade in großen Ländern wie Deutschland vor einer angespannten Konjunkturlage steht – gehörig belasten. Forscher halten es für realistisch, dass allein im Exportland Deutschland bis zu 100.000 Jobs mehr oder weniger direkt betroffen sein könnten. Denn die britischen Importe aus der EU dürften einbrechen, die Märkte vor Unsicherheit zittern.
Auch sonst ist der drohende Schaden für Europa immens. Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat dreisprachig Aufbruch in Europa versprochen – aber wird sich erst den Mund fusselig reden müssen zum britischen Chaos. Von der angeblich überlegenen Politkultur in Europa müssen wir nach dieser Personalie ohnehin nicht mehr reden.
Mag sein, dass Boris etwas charmanter ist als Donald. Aber wenn so ein Mann an die Spitze der einstigen diplomatischen Vorzeigenation Europas rücken kann – wie sollen wir uns dann über die Amerikaner aufregen? Boris und Donald formen eine „special relationship“, in Anlehnung an jene legendäre Bindung zwischen Großbritannien und den USA. Nur ist es leider eine Achse der Polit-Clowns (verzeiht bitte, Ihr echten Clowns!). Wir lachen über Trump. Und was ist mit Johnson?
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Die Diskussion ist geschlossen.
Der Begriff "Polit-Clowns" verharmlost die Realität.
Clowns haben nur ein Ziel, mit den Mitteln der Pantomime, des Witzes, des Understatements, etc. die Menschen zu unterhalten und insbesondere zu beglücken. Oleg Popow, Grock oder auch Charlie Chaplin waqren darin absolute Meister - und tatsächliche Clowns.
Die Herren Trump und Johnson sind das Gegenteil; die treffendste Bezeichnung scheint mir (wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise) das Wort "Brandstifter" zu sein.
Bleibt nur anzumerken, dass beide dank dem Versagen der Eliten so nach oben gespült wurden!
Was an diesem Kommentar vor allem zu kritisieren ist: Da werden 2 notorische Lügner, davon einer noch ein übler Rassist als Clowns verharmlost . . .
Typisch deutscher Kommentar. Anderen Ländern vorschreiben, welches Führungspersonal sie brauchen. Kein Wort darüber, warum solche Charakter wie Trump und evtl. Johnson in Führungspositionen gelangen. Dafür ein paar Schmonzetten über Pflanzenbashing und Hymnensummen. Setzen sechs, Herr Schmitz.
Johnson und Trump sind nicht nur Clowns, aber für viele die "Achse des Bösen" und für einige was gerne anderen vorgeworfen wird: NAZIS.
Zumindest sind beide notorische Lügner und Nationalisten - der Donald obendrein noch ein Rassist übelster Sorte, der in einer Demokratie, die diese Bezeichnung verdiente, wegen Volksverhetzung vor Gericht gestellt und längst aus dem Amt gejagt worden wäre.