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Foto: Stefan Lange
Foto: Stefan Lange

Felix Kaminski und Rebecca Freitag nehmen als Jugenddelegierte am UN-Klimagipfel teil.

Jugenddelegierte im Interview
23.09.2019

"Greta Thunberg hat uns Jugendlichen aus der Seele gesprochen"

Von Stefan Lange

Beim UN-Klimagipfel in New York sind Rebecca Freitag und Felix Kaminski als Jugenddelegierte dabei. Von Kanzlerin Merkel sind sie enttäuscht.

Frau Freitag, Herr Kaminski, warum sind Sie hier in New York beim Klimagipfel?

Freitag: Wir sind die beiden offiziellen deutschen UN-Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung und gehören der offiziellen Regierungsdelegation an. Wir sind die Stimme der jungen Menschen und begleiten das hier kritisch.

Wie fanden Sie die Rede von Kanzlerin Merkel?

Kaminski: Frau Merkel hat ja gesagt, dass sie den Weckruf der Jugend gehört habe. Ich glaube aber, dass die Erwartungen der Jugendlichen, wie sie sich weltweit beim Klimastreik gezeigt haben, deutlich über das hinausgehen, was das deutsche Klimakabinett jetzt präsentiert hat. Die Ergebnisse sind für uns zu enttäuschend. Wir glauben zum Beispiel, dass eine CO2-Bepreisung deutlich ambitionierter sein müsste als die zehn Euro pro Tonne, die jetzt als Einstieg geplant sind. Ich frage mich, ob Frau Merkel tatsächlich den Ruf der Jugend gehört hat oder ob das nur leere Worte waren.

Und was ist Ihre Antwort?

Kaminski: Ich nehme es ihr tatsächlich ab, dass sie es gut findet, dass Jugendliche hier in New York am Samstag involviert waren. Aber die Konsequenz, die sie daraus zieht, ist nicht die richtige. Die müsste sein, dass wir jetzt endlich mit ambitionierter Klimapolitik anfangen. Ich fürchte, dass das auch nach diesem Gipfel und nach dem Klimakabinett nicht der Fall ist.

Freitag: Frau Merkel hat den Weckruf zwar gehört, aber sie hat uns nicht richtig zugehört. Wenn sie uns zugehört hätte, dann hätte sie etwas viel Ambitionierteres vorgestellt.

Wie fanden sie den Auftritt von Greta Thunberg?

Freitag: Greta Thunberg hat uns jungen Menschen wirklich aus der Seele gesprochen. Die Worte, die sie gewählt hat, waren genau die, die die Staats- und Regierungschefs hören müssen. Ich finde bloß, dass sie sie noch viel, viel öfter hören müssen. Es fehlten auch ein paar entscheidende Länder, die USA zum Beispiel.

Aber Trump war doch da?

Freitag: Trump war da, aber er hat nichts vorgestellt. Weil er nichts vorzustellen hat. 

Und der äußere Eindruck, den Greta Thunberg hinterlassen hat. Ihre Rede wirkte sehr dramatisch, vielleicht gar ein wenig pathetisch, oder?

Freitag: Ich glaube, dass wir bei der ganzen Diskussion oft die Emotionen außen vor lassen. Aber letztendlich sollten wir uns nicht davor verstecken, sie zu nutzen. Weil es Ende genau das ist, warum wir jungen Menschen auf die Straße gehen. Weil wir einfach verdammt Angst haben um unsere Zukunft. Und nachdem, was hier vorgestellt wurde, sind wir eigentlich noch ängstlicher. Wir haben ein Stück weit das Vertrauen in die Politik verloren Wir glauben nicht mehr, dass sie angemessen reagieren kann.

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Info: Rebecca Freitag und Felix Kaminski sind Jugenddelegierte für nachhaltige Entwicklung. Das Programm wird vom Bundesjugendring, dem mehr als sechs Millionen Mitglieder angehören, und dem Bundesumweltministerium getragen. Freitag (Jahrgang1992) studiert im Master Integrated Natural Resource Management in Berlin. Kaminski (Jahrgang 1996) studiert Nachhaltige Elektrische Energieversorgung an der Universität Stuttgart im Master. Mehr Infos in ihrem Blog https://jugenddelegierte.dbjr.de.

Lesen Sie auch unsere Eindrücke vom Klima-Gipfel: Greta, Merkel, Trump: Ein denkwürdiger Tag in New York.

In unserem Blog gibt es immer aktuelle News zu Greta Thunberg.

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