Spott und Dementis: Warum "Republic" weit vom linken Vorbild entfernt ist
Ein Häuflein Nachwuchspolitiker von CSU und CDU versucht mit „The Republic“ eine Kampagnenplattform aufzubauen. Doch an ihr Vorbild reichen sich nicht heran.
Über das Ausmaß des Medienechos können sich die Macher von "The Republic" nicht beschweren. Seit tagen berichten Medien aus der ganzen Republik über die neue selbst ernannten Kampagnenplattform, die mit einer eher kleinen Internetseite gestartet ist. "Wir stoppen den politischen Linksdrift in Deutschland", verspricht die Plattform und will die "Kampagnenfähigkeit der liberal-konservativen Kräfte" steigern. Die viel gestellte Frage, wer hinter dem Projekt steckt, ist leicht beantwortet: Der frühere Kommunikationsreferent der CSU-Landesgruppe Armin Petschner, der es vor zwei Jahren zu kurzer aber schräger Berühmtheit gebracht hat.
Blondierter Republic-Gründer wollte es mit Rezo aufnehmen
Mit gruselig blond gefärbtem Haupthaar startete der junge CSU-Referent eine Art Gegenangriff auf den blaubehaarten You-Tuber Rezo, nachdem dieser die Union mit seinem Video "Die Zerstörung der CDU" in Nöte brachte. Anders als Rezo erntete Petschner mit seinen bis zur Lächerlichkeit auf jugendlich getrimmten "CSYou"-Videos Spott und Mitleid. Nach zwei Dutzend Folgen verschwand das Projekt, das vielen in der CSU peinlich wurde.
Nun versucht Petschner, mit seiner "The Republic GmbH" einem anderen Vorbild aus dem linken Lager nachzueifern: Die Kampagnenplattform "Campact" macht mit Protestaktionen gegen die Regierungspolitik zweistellige Millionen-Umsätze. "Campact" erregt dabei auch wegen bezahlter Demonstranten Schlagzeilen.
Vorbild-Plattform "Campact" erzielt Millionen-Einnahmen
Auch während der jetzigen Koalitionsverhandlungen inszeniert "Campact" in bewährter Manier mit Darstellern in riesigen Pappmache-Politikerköpfen fernsehgerechte Bilder und beginnt sich schon mal mit seinem Profiprotest auf die neue Ampel einzuschießen. Obwohl der Bundesfinanzhof 2019 dem Verein die Gemeinnützigkeit entzog, verbuchte die Kampagnenplattform, die sich selbst als "Bürgerbewegung" betitelt, einen Rekord an Spenden und Einnahmen.
Um weiter Spendenquittungen ausstellen zu können, verlagerte "Campact" einen Teil seiner Aktivitäten in eine gemeinnützige Stiftung. Insgesamt 13,7 Millionen kassierte die Kampagnenplattform im Corona-Jahr 2020 an Einnahmen, eine Million mehr als im Vorjahr und erzielte einen Überschuss von 1,2 Millionen Euro. Die Hälfte der Einnahmen floss direkt in Kampagnen, mit 1,4 Millionen Euro ging der größte Teil laut Jahresbericht in "Kampagnen rund um die Klimastreiks, den Kohleausstieg und Klimaschutz", gefolgt von 1,3 Millionen für Kampagnen und Projekte für Demokratieförderung und gegen Rechtsextremismus.
"Republic" setzt auf Populismus
Fraglich, ob der 32-jährige Petschner und Junge-Union-Mitstreitende wie Caroline Bosbach und Jan Stausberg samt 200.000 Euro Startkapital den "Campact"-Profis je das Wasser reichen können. Das gilt nicht nur finanziell, sondern vor allem politisch. Die ersten Kampagnen, die "Republic" als Sau durchs konservative Dorf jagen möchte, wirken wie eine populistische Fortsetzung des "CSYou"-Stils. "Gender-Wahnsinn entscheiden bekämpfen", "Radikalen Krawallmachern den Geldhahn zudrehen!", "Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk endlich reformieren" brüllen seltsame Bildkombinationen auf der Internetseite.
Protest lösen sie vor allem im eigenen Lager aus: Der Unionswahlkämpfer und Sicherheitsexperte Peter Neumann nannte die ersten "Republic"-Kampagnen gegen "Gender-Ideologie" und den Öffentlich Rechtlichen Rundfunk "AfD-affiner Ramsch". Mehrere Unionspolitiker wie Dorothee Bär, dementieren, dass sie "Republic" unterstützen. Was bleibt ist wie bei "CSYou" der Spott. Wie auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer macht sich auch der Grünen-Innenpolitiker Konstantin von Notz auf Twitter über den englischen Namen von "The Republic" lustig: "Ist die deutsche Sprache nicht cool genug?" Ebenso über das wenig bundesrepublikanische "Republic"-Logo mit US-Weißkopfadler: "Ist mir nicht bürgerlich genug!", winkt von Notz ab.
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