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Region
26.05.2017

Keiner verschreibt ihr die verrufene Arznei Cannabis

Die 75-jährige Christa Russnak ist schwer krank. Ihre ganze Hoffnung setzt sie in das Medikament Cannabis. Doch kaum ein Arzt verschreibt es.
Foto: Ulrich Wagner

Seit Anfang des Jahres darf jeder Hausarzt Cannabis verschreiben. Dennoch findet sich in ländlichen Regionen kaum einer Mediziner, der das Medikament einsetzt. Eine Frau aus der Region berichtet.

Die paar Meter vom Küchentisch auf die Terrasse sind für Christa Russnak ein weiter Weg. Langsam steht die Rentnerin auf, greift zu ihren Krücken und setzt einen Fuß vor den anderen. Sie sagt: „Durch meine Krankheit hat sich mein ganzes Leben verändert.“ Jede Bewegung schmerzt, jede Selbstverständlichkeit ist eine Herausforderung. Seit die 75-Jährige aus Windach bei Landsberg am Lech an Rheuma erkrankte, sucht sie nach einem Mittel, das die Krankheit erträglicher macht. Große Hoffnungen setzt sie in medizinisches Cannabis. Doch obwohl das Mittel seit Jahresbeginn von Ärzten verschrieben werden darf, weigern sich Mediziner, der Rentnerin ihren Wunsch zu erfüllen. „Ich habe alles versucht, Cannabis ist meine vorerst letzte Chance“, sagt Russnak. „Wieso weigern sich die Ärzte, mir ein Medikament zu verschreiben?“

Für Christa Russnak wäre Cannabis die Wunschmedizin

Einer, der dem Einsatz von medizinischem Cannabis sehr kritisch gegenübersteht, ist Justus Benrath, Leiter der Schmerzambulanz des Universitätsklinikums Mannheim. Bisher gebe es kaum Studien über die Wirkung des Medikaments in der Schmerztherapie. Er sagt: „Ich kann doch kein Medikament verschreiben, über das es keinen wissenschaftlichen Beleg gibt.“ Bisher sei lediglich bekannt, dass Cannabis gegen Übelkeit helfe, den Appetit steigere und die Stimmung des Patienten aufhelle. „Das ist in etwa so, als würde ich einem Patienten vier Weizenbier verschreiben“, sagt Benrath. „Natürlich heitert das die Stimmung des Patienten auf.“ Daher hält der 48-Jährige nur eine Anwendung des Stoffs bei todkranken Patienten für richtig: „In der Palliativmedizin kann Cannabis sinnvoll sein.“

Vor 15 Jahren hatte die Rentnerin einen schweren Autounfall. Ihre Ferse wurde zerquetscht, seither klagt sie über Beckenschmerzen. Vor drei Jahren kam dann der große Schicksalsschlag: Bei ihr wurde eine unheilbare Form von Rheuma diagnostiziert. Hinzu kamen mehrere Bandscheibenvorfälle. Russnak sagt: „Ich habe permanent Schmerzen.“ Ärzte verschreiben ihr Schmerzmittel, testen ein Medikament nach dem anderen. Doch nichts hilft. „Ich nehme momentan acht verschiedene Medikamente.“ Besonders das Schmerzmittel Kortison setzt ihr zu. Es macht sie schläfrig und antriebslos. „Außerdem habe ich dem Kortison eine Fettleber zu verdanken“, sagt Russnak. Immer wieder hat sie versucht, die Dosis herunterzufahren, doch sie ist auf den Wirkstoff angewiesen.

Der Fall von Christa Russnak ist nur einer von vielen, erklärt der Mediziner Knud Gastmeier aus Potsdam. Seit Jahren macht sich der Arzt für Schmerztherapie und Palliativmedizin für Cannabis als Medikament stark. Er sagt: „Die meisten chemischen Schmerzmittel greifen irgendwann die Organe an.“ Cannabis sei da eine verträgliche Alternative. Es wirke zwar weitaus weniger stark als chemische Stoffe, „aber die Nebenwirkungen halten sich bei richtiger Dosierung in Grenzen“. Dass dennoch kaum ein deutscher Arzt medizinisches Cannabis verschreibt, liegt für Gastmeier auf der Hand: „Als Arzt hat man damit einfach eine ganze Menge Ärger.“

Mediziner verweisen vor allem auf bürokratische Hürden und hohe Kosten

Zum einen ist da der schlechte Ruf des Mittels. Weil Cannabis in Deutschland nun mal auch eine illegale Droge ist, halten einige Mediziner den Einsatz des Stoffs als Medikament für ausgeschlossen, sagt Gastmeier. Zum anderen fürchten viele Ärzte den bürokratischen Stress, der mit dem Medikament verbunden ist. Denn der verschreibende Arzt muss gegenüber der Krankenkasse des Patienten ausführlich erklären, weshalb medizinisches Cannabis im konkreten Fall Sinn ergibt.

Nicht immer akzeptieren die Kassen die Begründungen der Ärzte. Legt der Patient dann Widerspruch ein, endet der Streit oft vor Gericht. „Und wenn der Arzt dort aussagen soll, fällt er in seiner Praxis oft einen ganzen Tag aus“, erklärt Gastmeier.

Für viele seiner Kollegen sei das Verschreiben von medizinischem Marihuana auch deshalb keine Option, weil es „aus betriebswirtschaftlicher Sicht Unsinn ist“. Denn das Medikament ist teuer. Etwa 200 Euro kosten fünf Gramm medizinisches Cannabis. Bei einem Verbrauch von etwa zwei bis drei Gramm am Tag kommen so etwa 30000 Euro Therapiekosten im Jahr für einen Schmerzpatienten zusammen. „Das sprengt das Verschreibungsbudget vieler Praxen“, erklärt Gastmeier. Dennoch betont er: „Die Kosten für ein Medikament dürfen kein Grund sein, dem Patienten nicht die bestmögliche Behandlung zu garantieren.“

Auch die CSU spricht Cannabis eine therapeutische Bedeutung zu

Bisher, so schätzt Gastmeier, verschreiben nur etwa 150 seiner Kollegen in Deutschland das Medikament. Er sagt: „Ein Arzt, der Cannabis verschreibt, ist wie ein Sechser im Lotto.“ Diese Erfahrung machte auch Christa Russnak. Vier verschiedene Hausärzte hat sie schon aufgesucht, keiner wollte ihr Cannabis verschreiben. Sie sagt: „Vielleicht denken die, ich möchte nur einen Rausch.“ Dabei hat sie in ihrem Leben noch keine einzige Zigarette geraucht. Und in den über 40 Jahren als Bedienung in einer Gastwirtschaft blieb sie konsequent Antialkoholikerin. „Ich wollte immer die Kontrolle über mich behalten“, sagt Russnak.

Lange war der medizinische Einsatz von Cannabis auch politisch umstritten. Dass es aber noch immer viele Ärzte gibt, die das Medikament trotz der medizinischen Freigabe nicht verschreiben, kann der drogen- und suchtpolitische Sprecher der Grünen, Harald Terpe, nicht verstehen. Er sagt: „Patienten, die auf Cannabis angewiesen sind, darf diese Therapie nicht länger vorenthalten werden.“ Das sieht auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) so. Sie ist überzeugt, dass cannabishaltige Arzneimittel bei chronischen Schmerzen zu einer Linderung der Symptome führen können. „Damit leisten Sie einen Beitrag für mehr Lebensqualität der Patienten.“ Huml betont aber auch: „Dabei geht es um die Versorgung von Schwerkranken – und nicht um einen Rausch auf Kassenkosten.“

Dieses Argument versteht die Rentnerin aus Windach. „Wenn ich unbedingt Gras rauchen wollte, könnte ich das schon besorgen“, sagt sie. Doch Christa Russnak möchte das Medikament kontrolliert und unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Und so geht ihre Suche nach dem passenden Arzt weiter. „Ich möchte gerne noch einmal eine größere Reise mit meinem Mann unternehmen – und zwar ohne Schmerzen“, sagt sie.

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