Kirchen rufen zu Gottvertrauen auf und bedauern nachlassenden Glauben
Zu Weihnachten äußern sich Deutschlands Bischöfe gern zu aktuellen politischen Themen und Glaubensfragen. Kein leichtes Thema in einer Welt, die immer säkularer wird.
Zu Weihnachten haben die Kirchen in Deutschland die nachlassende Gläubigkeit bedauert und die Menschen zu mehr Gottvertrauen aufgerufen. "Gott wird aus dem Lebensband einer Gesellschaft, eines Landes, des täglichen Lebens herausgeschnitten", sagte der evangelische Landesbischof Hannovers, Ralf Meister, laut vorab veröffentlichtem Text seiner Heiligabend-Predigt in der Marktkirche Hannovers.
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, betonte in seiner Video-Weihnachtsbotschaft: "Das Christfest heißt: Unsere Welt ist kein gottverlassener Ort. Gott lässt uns nicht allein." Und: "Gott ist nahe."
Mit zahlreichen Gottesdienst feierten die evangelischen und katholischen Christen in ganz Deutschland an Heiligabend Weihnachten und die Geburt von Jesus Christus.
Reinhard Marx: Gott stärkt Bereitschaft zur Solidarität
Landesbischof Meister kritisierte, Gott sei heutzutage nicht mehr als traditionelle Kraft in der Mitte der Gesellschaft verankert. Dabei sei Weihnachten gerade das Ereignis, wo Gott den Menschen nahe kommt und "uns einen neuen Erfahrungsraum schenkt".
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte in seiner vorab veröffentlichten Predigt, das Weihnachtsfest gebe eine Antwort auf die Frage, was die Gesellschaft zusammen halte. "Wenn ich glaube, dass Gott in Jesus der Bruder aller geworden ist, stärkt das meine Verbundenheit und Offenheit, meine Bereitschaft zur Solidarität und zum Miteinander."
Der evangelische Landesbischof von Braunschweig, Christoph Meyns, rief zu mehr Gemeinsinn und Nächstenliebe auf. Der Friede "beginnt dort, wo wir nicht den inneren Trieben von Egoismus, Neid und Hass folgen, sondern dem Geist der Liebe, der Menschlichkeit und der Barmherzigkeit", sagte er laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript. Friede beginne dort, wo Menschen nicht nur an sich selber denken, "sondern auch auf das sehen, was andere brauchen".
Ohne eine entsprechende innere Haltung nützten auch die beste Rechtsordnung, die klügsten Politiker und die stärkste Armee nichts, betonte Meyns: "Denn unser Verhalten hängt ab von unserer Haltung zum Leben. Und unsere Haltung zum Leben hängt davon ab, wo wir Halt finden." Diesen Halt gebe Gott. Erst so seien Menschen fähig, den Frieden zu fördern und an andere weiterzugeben.
"Gott hat ein Herz für die, die ganz unten wohnen", sagte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, in ihrer Weihnachtspredigt. "Wie immer wir dastehen im Leben: Niemand von uns steht allein. Nie und nimmer. Bis zum Ende nicht. Und von Anfang an nicht." (dpa)
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