Im Home-Office zu arbeiten, kann schön sein und verhängnisvoll - weil die Arbeit daheim der Gesundheit schadet und Arbeitnehmerrechte in Vergessenheit geraten.
Heimarbeit kann Segen sein, aber auch Fluch. Denn die Flexibilität wird mitunter teuer erkauft. Das Risiko der Selbstausbeutung wächst, wenn nicht nur die acht Stunden in der Firma zur Erledigung der Aufgaben zur Verfügung stehen. Sondern alle 24, die ein Tag hat. Der Blick in die Geschichte muss uns Warnung sein. Die Weber etwa stellten in der vorindustriellen Zeit Stoffe zuhause auf eigenen Handwebstühlen her. Die Auftraggeber brachten nur das Rohmaterial und holten die fertige Ware ab. Um alles andere mussten sich die Weber selbst kümmern: Anschaffung und Wartung der Webstühle, die Räume, Heizung und Licht. Mit der Unabhängigkeit war es nicht weit her, ihrer Ausbeutung Tür und Tor geöffnet.
Die Digitalisierung darf nicht Arbeitnehmerrechte beschneiden
Auch heute steht das Konzept des modernen Arbeitsverhältnisses mit geregelten Zeiten, Urlaubsansprüchen und Mutterschutz massiv unter Druck. Durch die Digitalisierung können immer mehr Tätigkeiten auch im „Home-Office“ ausgeführt werden. „Echte“ Arbeitsplätze dagegen werden immer mehr als Kostenfaktor gesehen, gerade in den teuren Metropolen. Hier muss die Politik gegensteuern, so gut es irgendwie geht. Denn der digitale Fortschritt darf nicht zu einem Rückschritt bei den Arbeitnehmerrechten führen.
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Ich freue mich jeden Freitag über meinen Homeofficetag, da ich von Montag bis Donnerstag auswärts bin und gar nicht heim komme.
Aus meiner Sicht könnte ich die ganze Woche daheim arbeiten und fühle mich in keinster Weise ausgebeutet. Hätte ich nicht wenigstens den Freitag wüsste ich nicht, wie ich notwendige Erledigungen machen sollte, außer eben immer einen Tag Urlaub zu nehmen. Die heutige Zeit mit den Webern zu vergleichen ist ja wohl doch sehr daneben. Früher arbeitete ich für ein Unternehmen aus NRW immer (bis auf Termine in der Firma) im Homeoffice, das war eine sehr schöne Zeit und auch da muss ich der AOK Studie widersprechen. Ich denke, wenn man dafür nicht geeignet ist, sollte man lieber ein Büro aufsuchen.
Nur mal blöde gefragt: Was hat denn der Ort mit dem Potenzial zur Selbstausbeutung zu tun? Workaholics können genau so gut daheim wie in der Firma zu viel arbeiten. Und Chefs, die das mit der Arbeitszeiterfassung ernst meinen, können genauso gut hinterher sein, wenn sie das wollen. Die nackte Wahrheit ist doch, in jenen Jobs, in denen diese Sorte Selbstausbeutung häufig vorkommt, ist sie durchaus gewollt und wird ggf. auch gefördert, egal wo derjenige sich befindet. Denn ein Chef, der das verhindern wollte, hätte seine Mittel dazu. Ich werde morgen auch im home office sein, weil ich Handwerker ins Haus kriege. Danke dafür! Ohne hätte ich jetzt sinnfreierweise einen Urlaubstag auf den Kopf hauen müssen.
Das ist mir, bei allem Respekt, etwas zu kurz gedacht. Zumal ich von einem Journalisten schon eine etwas detailliertere und stichhaltigere Argumentation erwarte als das Aufstellen einer Hypothese, vollendet mit einem vorindustriellem Vergleich, der nur wenig Aussagekraft hat und mit dem heutigen Home Office nun wirklich nicht vergleichbar ist. Als IT Comsultant bin ich sehr gerne im Home Office, habe dadurch diverse Vorteile und genieße dennoch alle AN-Rechte. Aber heutzutage schadet ja sowieso alles der Gesundheit...irgendwer wird schon eine Statistik gezaubert haben.