
Das Kükentöten soll beendet werden. Das ist kein Grund, sich zurückzulehnen und darüber zu freuen. Denn die Produktionsbedingungen bleiben katastrophal.
Wie emotional das Thema Kükentöten besetzt ist, zeigen allein schon die in der Debatte verwendeten Bilder. Da werden niedliche Tiere im flauschigen Federkleid gezeigt. Wer schon mal ein schlüpfendes Küken sah, hat andere Bilder im Kopf. Die Wirklichkeit ist klebriger und nicht so schön.
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat sich der hässlichen Realität des Kükenschredderns angenommen und ihr den Kampf angesagt. Mit einem Gesetz allein ist es jedoch nicht getan. Wer sich jetzt zurücklehnt und entzückt darüber ist, dass die putzigen Federbüschel mit ihren zarten Schnäbeln in Zukunft nicht mehr in den Schredder fliegen, sollte sich über die Produktionsbedingungen insgesamt Gedanken machen. Discounter bieten Eier zum Stückpreis von 13 Cent an. Das ist nur bei Massentierhaltung machbar. Die ist nicht grundsätzlich schlecht fürs Tier, aber oft. Wobei es nicht immer nur die Großen sind, die Hühner misshandeln. In Großstädten setzt sich gerade der perverse Trend durch, zwei Hühner in einem Stall auf dem Balkon zu halten. Wer schon mal gesehen hat, wie gerne Hühner in der Erde scharren und buddeln, der weiß auch, was den Tieren damit angetan wird. Apropos: Die EU-Öko-Verordnung lässt zu, dass sechs Legehennen auf einem Quadratmeter gehalten werden dürfen. Bei 3000 Hennen pro Stall. Trotz dieser Zustände dürfen die Eier mit dem Prädikat "Ökologische Haltung" verkauft werden.
Es ist also, wie so oft, das eigene Verhalten, das am Ende über das Kükenwohl entscheidet. Wer bereit ist, beim Regionalvermarkter oder beim Bauern vor Ort ein paar Cent pro Ei mehr zu bezahlen, der rettet Hühnerleben effektiver, als ein Gesetz es kann. Diese Züchter lassen alle Küken in der Regel am Leben. Und das ist dann ein Leben, das wirklich vergleichsweise schön ist.
Lesen Sie dazu auch: Männliche Küken dürfen ab 2022 nicht mehr getötet werden
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.