Die Wasserstoff-Technologie soll die saubere Energiequelle der Zukunft werden. Während es im Kleinen schon gute Projekte gibt, verheddert sich die Politik im Großen und kommt nicht voran.
Wasserstoff als Energieträger ist in politischen Kreisen schick. Etwas, mit dem man sein Umweltbewusstsein, seinen Fortschrittswillen demonstrieren kann. Zumindest dann, wenn es sich um den sogenannten grünen Wasserstoff handelt, zu dessen Gewinnung erneuerbare Energien eingesetzt werden (im Gegensatz zum grauen oder blauen Wasserstoff, der aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird).
FDP-Chef Christian Lindner etwa betonte neulich vor Unternehmern, er fahre in Berlin ein Wasserstoff-Auto. CSU-Chef Markus Söder und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gaben medienwirksam die Freigabe von einer Milliarde Euro Förderung für sechs Wasserstoffprojekte in Bayern frei. Insgesamt fördern Bund und Länder 62 Wasserstoff-Großprojekte in Deutschland mit acht Milliarden Euro. Wasserstoff gefällt der Politik so gut, weil er als saubere Energiequelle gehandelt wird. Kein schmieriges Öl, keine Fässer voller Atommüll. Allerdings müsste die Politik endlich von den schönen Bildern weg, sich sozusagen die Hände schmutzig machen, und die Wasserstoff-Entwicklung konsequent vorantreiben.
Lindner sagt: Wasserstoff ist das neue Öl
Vom passionierten Porschefahrer Lindner stammt der Ausspruch, Wasserstoff sei das neue Öl. Der markante Satz ist sicherlich gut gemeint, zeigt aber genau das Problem: Wenn die Technologie Wasserstoff genauso gedacht und behandelt wird, wie alle herkömmlichen Energiequellen, dann wird das nichts mit dem erklärten Ziel der Bundesregierung, Deutschland auf diesem Gebiet zur Nummer eins der Welt zu machen. Denn dazu bräuchte es schnelle, unbürokratische und unkonventionelle Entscheidungen.
Stattdessen legte Schwarz-Rot erst einmal langatmig eine „Nationale Wasserstoffstrategie“ auf. Das Papier aus dem Hause Altmaier (CDU) wurde selbst von Parteifreunden als wenig schlüssig kritisiert. Das Verkehrsministerium schob also eigene Vorstellungen nach. Das Forschungs-, das Umwelt- und das Entwicklungsministerium sind ebenfalls in Sachen Wasserstoff unterwegs. Jeder und jede macht seins. Dass rund 200 Millionen Euro, die im Konjunkturpaket 2020 für Wasserstoff-Investitionen zur Verfügung standen, nicht ausgegeben wurden, ist nur ein Beleg für mangelhaftes politisches Management.
Die Firmen sind besser als die Politik
Dabei gibt es unterhalb des politischen Radars längst vielversprechende Projekte. Ein Berliner Unternehmen beispielsweise hat für Privathaushalte eine kompakte Einheit entwickelt, die Batterie, Elektrolyseur und Brennstoffzelle zusammenfasst. Die Hersteller versprechen eine ganzjährig CO2-freie sowie unabhängige Stromversorgung für Ein- und Zweifamilienhäuser.
Politik würde jetzt sagen: Das reicht aber nicht, um Deutschlands Energiehunger zu stillen. Ja, im Moment reicht es nicht, aber es ist immerhin ein Anfang und es lässt sich ausbauen. Die Mitarbeiter sind zudem in Bedienung und Wartung der Technik geübt, was ein wichtiger Aspekt ist. Denn der Fachkräftemangel schlägt bei der Wasserstofftechnologie voll durch. Es gibt in Deutschland nicht mal annähern genug ausgebildete Leute, die die Sache nach vorne treiben könnten.
China ist mal wieder schneller
Statt vor der eigenen Haustür zu kehren, statt für Umschulungen und Qualifizierungen zu sorgen, wühlt die Regierung lieber im Wüstensand Afrikas. Dort scheint die Sonne und das will man nutzen, um Wasserstoff günstig und ökologisch einwandfrei herzustellen. Doch die Rahmenbedingungen für Investitionen auf dem Kontinent sind schwierig und China ist mal wieder schneller. Der 2018 von Peking verabschiedete 60-Milliarden-Dollar-Plan für Afrika umfasste bereits ausdrücklich auch Investitionen in Wasserstoffprojekte.
Mag sein, dass es die Politik gut meint. Sie muss es aber auch gut machen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Heute im Tagesgepräch auf BR II ging es auch um Wasserstoff.
Dabei wurde auch angesprochen, dass bereits 1987 ein Wasserstoffauto der Fa. BMW im Deutschen Museum gestanden hat.
Angesprochen wurde auch, dass Wasserstoff am Anfang/damals zu teuer war und Sprit aus Erdöl ganz einfach billiger in der Herstellung war. Wie auch bei anderen Technologien, die man zuerst zu Geld machen will.
Wie oben angesprochen soll ein Großteil der Energie zur Herstellung des Wasserstoffs in Afrika mit Sonnenenergie und Windkraft erzeugt werden. In der Nähe des Meeres, da hat man genug Wasser, das allerdings zuerst entsalzt werden müsste.
Alles schön und gut, nur wo soll dann das ganze Salz hin? Diese Frage wurde nicht beantwortet, man kann nur hoffen, dass das nichts damit zu tun hat, weil man dieses Problem nicht auf dem Radar hat.