Wahlkampf von Laschet und Merz: Ein Pakt zur Domestizierung von Söder
Armin Laschet und Friedrich Merz haben ihren Frieden miteinander gemacht. Doch um erfolgreich zu sein, müssen sie den CSU-Vorsitzenden Markus Söder bremsen.
Mit Niederlagen zu leben, hat Friedrich Merz gelernt – besser jedenfalls als Markus Söder. Während der CSU-Chef seinen Frust über die entgangene Kanzlerkandidatur in immer neue Sticheleien packt, mit denen er Armin Laschet triezt, macht Merz aus der Not eine Tugend. Wenn er schon selbst nicht Kanzler werden kann, will er wenigstens der sein, der Laschet zur Kanzlerschaft verhilft. Ihre neue strategische Allianz ist allerdings nicht nur ein Beitrag zur Befriedung der CDU nach den erbitterten Auseinandersetzungen um Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur. Sie ist, salopp formuliert, auch ein Pakt zur politischen Domestizierung von Markus Söder.
So populär der Ministerpräsident aus Bayern zuletzt auch gewesen sein mag: Dass ein führender Unionsmann klingt, als trete er demnächst bei den Grünen ein und für einen bewährten Partner wie die FDP nur noch Verachtung übrig hat, kann Laschet und Merz nicht gefallen. Sie wollen keinen Wahlkampf führen, in dem Fridays for Future ihnen die Themen diktiert und der Klimaschutz alles andere beiseite drängt, sondern die Union als Kraft der bürgerlichen Vernunft präsentieren: Solide Staatsfinanzen, keine neuen Belastungen für die Wirtschaft, weniger Bürokratie und eine bessere Bildungspolitik. Auch bei ihnen steht der Klimaschutz auf der Liste des Unerledigten weit oben, allerdings spielt er dort keine derart beherrschende Rolle wie neuerdings bei Söder, der leicht reden hat, wenn er einen zügigeren Ausstieg aus der Kohle fordert: Bayern beträfe der nicht, Laschets Heimatland Nordrhein-Westfalen dafür umso mehr.
Die Union will per "Merz-Effekt" frustrierte Anhänger mobilisieren
Die schlechten Umfragewerte für den Kanzlerkandidaten persönlich und die Union insgesamt scheinen Söder zwar auf den ersten Blick recht zu geben in seiner Forderung nach radikaler Erneuerung - tatsächlich jedoch ist die Lage längst nicht so aussichtslos, wie es bei ihm immer wieder durchklingt. Die CDU war im Zweifel stets loyal zu ihren Vorsitzenden – selbst auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, als viele Mitglieder über Angela Merkels Politik der offenen Grenzen nur noch entsetzt den Kopf schüttelten.
Die Gefahr, das Kanzleramt im Herbst an die Grünen zu verlieren, ist für die Partei schon Motivation genug, Laschet jetzt nicht hängen zu lassen. Dazu kommt der Merz-Effekt: Der frühere Fraktionschef kann frustrierte Anhänger der Union genauso mobilisieren wie treue Söder-Fans. Ja, vielleicht ist er sogar der bessere Söder, weil er sich zumindest für den Moment mit einem Platz in der zweiten Reihe zufriedengibt.
Natürlich braucht Laschet beide, um Kanzler zu werden - Merz und Söder. Das tägliche Tremolo aus München allerdings ist ihm bisher keine Hilfe, sondern eher das Gegenteil davon. Es manifestiert das Trennende, anstatt das Verbindende zu betonen. Auf seinen alten Rivalen Merz dagegen kann Laschet sich offenbar verlassen. Die beiden ungleichen Verbündeten eint jenseits ihrer ehrgeizigen politischen Ziele auch ein gewisses Grundmisstrauen Söder gegenüber. Schon deshalb werden sie dem CSU-Chef vom Klimaschutz bis zu den Lockerungen für Geimpfte nicht mehr bei jedem Thema das Feld überlassen können. Ein Wahlkampf, in dem der selbst ernannte Kandidat der Herzen dem eigentlichen Kandidaten die Schau stiehlt, nutzt am Ende nur den Grünen.
Am Samstag treten Laschet und Merz zum ersten Mal seit der Entscheidung in der K-Frage gemeinsam auf - beim Landesparteitag der baden-württembergischen CDU, in der Söder besonders viele Fans hat. Man kann das als symbolischen Akt verstehen, der die neue Einigkeit der beiden Parteigranden für alle sichtbar macht – oder als Kampfansage an Markus Söder.
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Merkel hatte schnell erkannt, welche Laus ihr mit dem Friedrich im Pelz sitzt. Bei Laschet dauert's nur etwas länger . . .
Laschet und Merz: ein Dream Team?
Nicht ganz auszuschließen, dass die Beiden das vor kurzem selbst noch etwas anders gesehen haben könnten.
Immerhin vereinen die beiden 100% der Stimmen bei der Wahl zum CDU-Vorsitzenden auf sich. Das ist doch schon was. Und damit scheint die Zerrissenheit der CDU wieder kittbar.
Der Vergleich Merz zu Söder hinkt gewaltig! Wo Merz schon längst verloren hat, sitzt
der MP Herr Söder noch recht fest im Sattel. Merz sollte erstmal seinen Bierdeckel
in Ordnung bringen, danach kann er von Herrn Söder immer noch etwas lernen.
Endlich mal wieder ein Kommentar dem ich zustimmen kann. Kommt selten genug vor. Wenn Laschet & Merz wirklich ein gutes Team werden, müssen sich andere, z.B. die Grünen und Söder, warm anziehen. Ich freue mich jetzt schon auf die Phrasen der Rückwärtsgewandtheit über dieses Team - natürlich ohne Konkretes.
Die "Angst" vor dem Wirtschaftsexperten-Imitator Merz wird sich bei Söder und den Grünen sehr in Grenzen halten . . .
Stimmt. Das sind ja auch Böhmische Dörfer für die beiden.
Ja, es geht vorwärts in Deutschland. Laschet und Merz führen uns dabei wieder in die Vor-Merkel-Zeit. Und die FDP ist ihnen da ein zuverlässiger und treuer Partner. Was wollen wir mehr? Die Grünen machen uns doch nur Angst und alle alten Werte kaputt.
Statt Frydays for Future heißt es jetzt "Laschet/Merz for Future".